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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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die Liebe taub und zuweilen auch stumm seyn,
dieses Krauts Effect und Wirckung, ist sehr
wunderlich, ich will aber vor ietzo meine Be-
gierde in Eröffnung derselben biß auff eine an-
dere Zeit ausstellen, die Herren werden aus
meinen wenigen Worten genung verstanden
haben, so verächtlich dieses Kraut ist, so häu-
fig würde es abgerissen werden, wann man-
cher wüste, was hinter ihm verborgen lege,
in der hefftigsten Kranckheit, da kein Mittel
helffen will, schaffete dieses dem Leidenden Ru-
he und Vergnügen; Ast sapienti sat. Ge-
nung. Was ist dieses vor ein Baum der uns
hier entgegen stehet? fragte Eckarth serner.
Ein Ulmen-Baum antwortete Siegfried,
dessen gedencket Henr. ab Heer. in seinen Ob-
servationibus Oppidoraris,
daß auf seinen
Blättern sich weise Blattern zeigen sollen,
welche im Monath Majo inwendig voller
Staub wären, aus dem im Monat Junio
kleine rothe Würmlein werden, dieselben thut
man in ein sauberes Glaß, setzte es in die Son-
ne, die distillirt sie alsdenn in ein Wasser, das
in denen beschädigten Augen vortrefflich seyn
soll, und weil dieser Autor recht aufrichtig ist,
so ist ihn meines Erachtens wohl zu trauen.
Es ist wahr meine Herren sprach Eckarth, und
nicht zu leugnen, denn ich mit dem Wasser

eins-

die Liebe taub und zuweilen auch ſtumm ſeyn,
dieſes Krauts Effect und Wirckung, iſt ſehr
wunderlich, ich will aber vor ietzo meine Be-
gierde in Eroͤffnung derſelben biß auff eine an-
dere Zeit ausſtellen, die Herren werden aus
meinen wenigen Worten genung verſtanden
haben, ſo veraͤchtlich dieſes Kraut iſt, ſo haͤu-
fig wuͤrde es abgeriſſen werden, wann man-
cher wuͤſte, was hinter ihm verborgen lege,
in der hefftigſten Kranckheit, da kein Mittel
helffen will, ſchaffete dieſes dem Leidenden Ru-
he und Vergnuͤgen; Aſt ſapienti ſat. Ge-
nung. Was iſt dieſes vor ein Baum der uns
hier entgegen ſtehet? fragte Eckarth ſerner.
Ein Ulmen-Baum antwortete Siegfried,
deſſen gedencket Henr. ab Heer. in ſeinen Ob-
ſervationibus Oppidoraris,
daß auf ſeinen
Blaͤttern ſich weiſe Blattern zeigen ſollen,
welche im Monath Majo inwendig voller
Staub waͤren, aus dem im Monat Junio
kleine rothe Wuͤrmlein werden, dieſelben thut
man in ein ſauberes Glaß, ſetzte es in die Son-
ne, die diſtillirt ſie alsdenn in ein Waſſer, das
in denen beſchaͤdigten Augen vortrefflich ſeyn
ſoll, und weil dieſer Autor recht aufrichtig iſt,
ſo iſt ihn meines Erachtens wohl zu trauen.
Es iſt wahr meine Herren ſprach Eckarth, und
nicht zu leugnen, denn ich mit dem Waſſer

eins-
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[367/0383] die Liebe taub und zuweilen auch ſtumm ſeyn, dieſes Krauts Effect und Wirckung, iſt ſehr wunderlich, ich will aber vor ietzo meine Be- gierde in Eroͤffnung derſelben biß auff eine an- dere Zeit ausſtellen, die Herren werden aus meinen wenigen Worten genung verſtanden haben, ſo veraͤchtlich dieſes Kraut iſt, ſo haͤu- fig wuͤrde es abgeriſſen werden, wann man- cher wuͤſte, was hinter ihm verborgen lege, in der hefftigſten Kranckheit, da kein Mittel helffen will, ſchaffete dieſes dem Leidenden Ru- he und Vergnuͤgen; Aſt ſapienti ſat. Ge- nung. Was iſt dieſes vor ein Baum der uns hier entgegen ſtehet? fragte Eckarth ſerner. Ein Ulmen-Baum antwortete Siegfried, deſſen gedencket Henr. ab Heer. in ſeinen Ob- ſervationibus Oppidoraris, daß auf ſeinen Blaͤttern ſich weiſe Blattern zeigen ſollen, welche im Monath Majo inwendig voller Staub waͤren, aus dem im Monat Junio kleine rothe Wuͤrmlein werden, dieſelben thut man in ein ſauberes Glaß, ſetzte es in die Son- ne, die diſtillirt ſie alsdenn in ein Waſſer, das in denen beſchaͤdigten Augen vortrefflich ſeyn ſoll, und weil dieſer Autor recht aufrichtig iſt, ſo iſt ihn meines Erachtens wohl zu trauen. Es iſt wahr meine Herren ſprach Eckarth, und nicht zu leugnen, denn ich mit dem Waſſer eins-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/383>, abgerufen am 19.05.2024.