Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

verhärtet waren, öffnete sich nach dessen Ap-
plici
rung der Mast-Darm, und ob ihn mein
voriger Herr gleich viel gute Worte es ihm zu
offenbahren, gab, wolte er es dennoch nicht
thun. Was wird es anders gewesen seyn, ver-
setzte Eckarth, als ein Stücklein Alaun, in
Forme eines Zäpfleins gemacht, und mit ge-
kochten Brasilien-Spänen gefärbet, ich muß
gestehen, daß ich eben mit diesen vielen Solda-
ten, die sehr verhärteten Leibes waren, geholf-
fen habe. So sind auch die Zäpflein von Zu-
cker und Tragant, mit etlichen Tropffen di-
stilli
rtes Garben-oder Till-Oel gemacht, sehr
gut, denn, nebenst der Eröffnung, ziehen
sie auch die Winde an sich, damit der Leib
von denenselben nicht also verunruhiget wer-
de. Nun bin ich schon gelehrter, als mein ge-
wesener Herr, sagte Andreas, fuhr auch in
seiner Erzehlung folgender massen fort:
Wann die Qvacksalber zu Marckte ziehen,
und in einer Stadt, in welcher sie denen Phy-
sicis,
ehe und bevor ihnen ein Ausstand er-
laubet wird, ihre Artzeneyen die sie verkauffen
wollen, vorzeigen müssen, haben sie etwas an-
ders, das sie aus denen Apothecken erkauffen,
welches sie ihnen zur Probe geben, auf den
Marckte aber, bieten sie gantz andere Sa-
chen aus, als die übergebene Probe ist. Diese

Leu-

verhaͤrtet waren, oͤffnete ſich nach deſſen Ap-
plici
rung der Maſt-Darm, und ob ihn mein
voriger Herr gleich viel gute Worte es ihm zu
offenbahren, gab, wolte er es dennoch nicht
thun. Was wird es anders geweſen ſeyn, ver-
ſetzte Eckarth, als ein Stuͤcklein Alaun, in
Forme eines Zaͤpfleins gemacht, und mit ge-
kochten Braſilien-Spaͤnen gefaͤrbet, ich muß
geſtehen, daß ich eben mit dieſen vielen Solda-
ten, die ſehr verhaͤrteten Leibes waren, geholf-
fen habe. So ſind auch die Zaͤpflein von Zu-
cker und Tragant, mit etlichen Tropffen di-
ſtilli
rtes Garben-oder Till-Oel gemacht, ſehr
gut, denn, nebenſt der Eroͤffnung, ziehen
ſie auch die Winde an ſich, damit der Leib
von denenſelben nicht alſo verunruhiget wer-
de. Nun bin ich ſchon gelehrter, als mein ge-
weſener Herr, ſagte Andreas, fuhr auch in
ſeiner Erzehlung folgender maſſen fort:
Wann die Qvackſalber zu Marckte ziehen,
und in einer Stadt, in welcher ſie denen Phy-
ſicis,
ehe und bevor ihnen ein Ausſtand er-
laubet wird, ihre Artzeneyen die ſie verkauffen
wollen, vorzeigen muͤſſen, haben ſie etwas an-
ders, das ſie aus denen Apothecken erkauffen,
welches ſie ihnen zur Probe geben, auf den
Marckte aber, bieten ſie gantz andere Sa-
chen aus, als die uͤbergebene Probe iſt. Dieſe

Leu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0320" n="304"/>
verha&#x0364;rtet waren, o&#x0364;ffnete &#x017F;ich nach de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Ap-<lb/>
plici</hi>rung der Ma&#x017F;t-Darm, und ob ihn mein<lb/>
voriger Herr gleich viel gute Worte es ihm zu<lb/>
offenbahren, gab, wolte er es dennoch nicht<lb/>
thun. Was wird es anders gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, ver-<lb/>
&#x017F;etzte Eckarth, als ein Stu&#x0364;cklein Alaun, in<lb/>
Forme eines Za&#x0364;pfleins gemacht, und mit ge-<lb/>
kochten Bra&#x017F;ilien-Spa&#x0364;nen gefa&#x0364;rbet, ich muß<lb/>
ge&#x017F;tehen, daß ich eben mit die&#x017F;en vielen Solda-<lb/>
ten, die &#x017F;ehr verha&#x0364;rteten Leibes waren, geholf-<lb/>
fen habe. So &#x017F;ind auch die Za&#x0364;pflein von Zu-<lb/>
cker und Tragant, mit etlichen Tropffen <hi rendition="#aq">di-<lb/>
&#x017F;tilli</hi>rtes Garben-oder Till-Oel gemacht, &#x017F;ehr<lb/>
gut, denn, neben&#x017F;t der Ero&#x0364;ffnung, ziehen<lb/>
&#x017F;ie auch die Winde an &#x017F;ich, damit der Leib<lb/>
von denen&#x017F;elben nicht al&#x017F;o verunruhiget wer-<lb/>
de. Nun bin ich &#x017F;chon gelehrter, als mein ge-<lb/>
we&#x017F;ener Herr, &#x017F;agte Andreas, fuhr auch in<lb/>
&#x017F;einer Erzehlung folgender ma&#x017F;&#x017F;en fort:<lb/>
Wann die Qvack&#x017F;alber zu Marckte ziehen,<lb/>
und in einer Stadt, in welcher &#x017F;ie denen <hi rendition="#aq">Phy-<lb/>
&#x017F;icis,</hi> ehe und bevor ihnen ein Aus&#x017F;tand er-<lb/>
laubet wird, ihre Artzeneyen die &#x017F;ie verkauffen<lb/>
wollen, vorzeigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, haben &#x017F;ie etwas an-<lb/>
ders, das &#x017F;ie aus denen Apothecken erkauffen,<lb/>
welches &#x017F;ie ihnen zur Probe geben, auf den<lb/>
Marckte aber, bieten &#x017F;ie gantz andere Sa-<lb/>
chen aus, als die u&#x0364;bergebene Probe i&#x017F;t. Die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Leu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0320] verhaͤrtet waren, oͤffnete ſich nach deſſen Ap- plicirung der Maſt-Darm, und ob ihn mein voriger Herr gleich viel gute Worte es ihm zu offenbahren, gab, wolte er es dennoch nicht thun. Was wird es anders geweſen ſeyn, ver- ſetzte Eckarth, als ein Stuͤcklein Alaun, in Forme eines Zaͤpfleins gemacht, und mit ge- kochten Braſilien-Spaͤnen gefaͤrbet, ich muß geſtehen, daß ich eben mit dieſen vielen Solda- ten, die ſehr verhaͤrteten Leibes waren, geholf- fen habe. So ſind auch die Zaͤpflein von Zu- cker und Tragant, mit etlichen Tropffen di- ſtillirtes Garben-oder Till-Oel gemacht, ſehr gut, denn, nebenſt der Eroͤffnung, ziehen ſie auch die Winde an ſich, damit der Leib von denenſelben nicht alſo verunruhiget wer- de. Nun bin ich ſchon gelehrter, als mein ge- weſener Herr, ſagte Andreas, fuhr auch in ſeiner Erzehlung folgender maſſen fort: Wann die Qvackſalber zu Marckte ziehen, und in einer Stadt, in welcher ſie denen Phy- ſicis, ehe und bevor ihnen ein Ausſtand er- laubet wird, ihre Artzeneyen die ſie verkauffen wollen, vorzeigen muͤſſen, haben ſie etwas an- ders, das ſie aus denen Apothecken erkauffen, welches ſie ihnen zur Probe geben, auf den Marckte aber, bieten ſie gantz andere Sa- chen aus, als die uͤbergebene Probe iſt. Dieſe Leu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/320
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/320>, abgerufen am 18.05.2024.