rauchten wir zum offtern ein Pipgen mit ei- nander, wannenhero dieser Passagier eine son- derliche Affection auff mich warff, sagende: Mein Herr, er beliebe beyde Hände von ein- ander zu thun, ich werde ihm etwas weisen, so er die Zeit seines Lebens nie gesehen hat, auch vielleicht nach diesen nicht mehr sehen wird. Wie ich meine Hände von einander machte, legte er mir in die eine Hand ein dun- ckel-rothes, und in die andere ein Schnee weis- ses Pulver, die, ob sie gleich der Quantität nach, ein Weniges austrugen, fühlte man doch, daß sie derselben nach sehr schwer waren, sagende; hier hat der Herr, wornach so viel tausend sich gesehnet, aber nicht gesehen noch erlanget haben. So that er auch innerhalb 5. Tagen an einen Kauffmann und Wein- Händler Herr Peters Sohn, eine solche Cur, daß er ihn von der Gicht in der kurtzen Zeit gantz und gar befreyete, und hat derselbe diese Beschwerniß biß an sein letztes Ende, welches 6. Jahr nach dieser Cur an einem Magen- Weh (denn der Herr schon 68. Jahr alt war,) erfolgte, keinen Anstoß mehr empfunden, so ich vor einigen Jahren, da ich wieder durch- reisete und mich dessen erkundigte, erfahren; der Patiente gab vor die Cur, was sein Medi- cus im Wirthshause schuldig war, welches er
auch
rauchten wir zum offtern ein Pipgen mit ei- nander, wannenhero dieſer Paſſagier eine ſon- derliche Affection auff mich warff, ſagende: Mein Herr, er beliebe beyde Haͤnde von ein- ander zu thun, ich werde ihm etwas weiſen, ſo er die Zeit ſeines Lebens nie geſehen hat, auch vielleicht nach dieſen nicht mehr ſehen wird. Wie ich meine Haͤnde von einander machte, legte er mir in die eine Hand ein dun- ckel-rothes, und in die andere ein Schnee weiſ- ſes Pulver, die, ob ſie gleich der Quantitaͤt nach, ein Weniges austrugen, fuͤhlte man doch, daß ſie derſelben nach ſehr ſchwer waren, ſagende; hier hat der Herr, wornach ſo viel tauſend ſich geſehnet, aber nicht geſehen noch erlanget haben. So that er auch innerhalb 5. Tagen an einen Kauffmann und Wein- Haͤndler Herr Peters Sohn, eine ſolche Cur, daß er ihn von der Gicht in der kurtzen Zeit gantz und gar befreyete, und hat derſelbe dieſe Beſchwerniß biß an ſein letztes Ende, welches 6. Jahr nach dieſer Cur an einem Magen- Weh (denn der Herr ſchon 68. Jahr alt war,) erfolgte, keinen Anſtoß mehr empfunden, ſo ich vor einigen Jahren, da ich wieder durch- reiſete und mich deſſen erkundigte, erfahren; der Patiente gab vor die Cur, was ſein Medi- cus im Wirthshauſe ſchuldig war, welches er
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rauchten wir zum offtern ein Pipgen mit ei-
nander, wannenhero dieſer Paſſagier eine ſon-
derliche Affection auff mich warff, ſagende:
Mein Herr, er beliebe beyde Haͤnde von ein-
ander zu thun, ich werde ihm etwas weiſen,
ſo er die Zeit ſeines Lebens nie geſehen hat,
auch vielleicht nach dieſen nicht mehr ſehen
wird. Wie ich meine Haͤnde von einander
machte, legte er mir in die eine Hand ein dun-
ckel-rothes, und in die andere ein Schnee weiſ-
ſes Pulver, die, ob ſie gleich der Quantitaͤt
nach, ein Weniges austrugen, fuͤhlte man
doch, daß ſie derſelben nach ſehr ſchwer waren,
ſagende; hier hat der Herr, wornach ſo viel
tauſend ſich geſehnet, aber nicht geſehen noch
erlanget haben. So that er auch innerhalb
5. Tagen an einen Kauffmann und Wein-
Haͤndler Herr Peters Sohn, eine ſolche Cur,
daß er ihn von der Gicht in der kurtzen Zeit
gantz und gar befreyete, und hat derſelbe dieſe
Beſchwerniß biß an ſein letztes Ende, welches
6. Jahr nach dieſer Cur an einem Magen-
Weh (denn der Herr ſchon 68. Jahr alt war,)
erfolgte, keinen Anſtoß mehr empfunden, ſo
ich vor einigen Jahren, da ich wieder durch-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/312>, abgerufen am 25.11.2024.
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