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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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uns euere Meynung darüber, es soll einen je-
den unter euch erlaubet seyn, wer den Anfang
machen will: Jch sahe es am ersten, daß die
zwey Zeichen auff der Silbernen Müntze also,
(schrieb mit ein wenig Kreide auff den Schlag
des Wagens,) ([irrelevantes Material - 1 Zeichen fehlt] ) in der Goldenen aber,
eben die Zeichen zertheilet stunden. Wes-
wegen ich von der Tafel aufstunde, gieng zu
dem Fürsten, fiel ihm zu Fusse, sagende:
Durchlauchtigster Fürst, gnädigster Herr,
GOtt der HErr lasse die Vermehrung derer
Siege so unendlich werden, als dieses Erbe
in viel Tausend sich wird ausgetheilet haben.
Stehet auf Eckarth, replicirte der Fürst, und
nehmet eueren Platz wieder ein, euer Wuntsch
soll euerer Tapfferkeit bey ehester Gelegenheit
einen erwüntschten Vortheil geben. Als vor
hohe Fürstliche Genade ich mich zum unter-
thänigsten bedanckt und wieder gesetzt hatte,
fieng der Fürst an: Wisset demnach meine
Aller-Wehrteste, daß in den Degen-Knopff
zwey Brieflein lagen, in dem einen war ein
rothes, in dem andern ein weisses zartes Pül-
verlein, von ungemeiner Schwere, darbey
war ein klein Zettelein, darinnen war be-
schrieben, wie man mit denen Pülverlein ver-
fahren solte. Jch ließ mir die Materie und
was darzu gehörte holen, verbothe meinem

Se-

uns euere Meynung daruͤber, es ſoll einen je-
den unter euch erlaubet ſeyn, wer den Anfang
machen will: Jch ſahe es am erſten, daß die
zwey Zeichen auff der Silbernen Muͤntze alſo,
(ſchrieb mit ein wenig Kreide auff den Schlag
des Wagens,) ([irrelevantes Material – 1 Zeichen fehlt] ☿) in der Goldenen aber,
eben die Zeichen zertheilet ſtunden. Wes-
wegen ich von der Tafel aufſtunde, gieng zu
dem Fuͤrſten, fiel ihm zu Fuſſe, ſagende:
Durchlauchtigſter Fuͤrſt, gnaͤdigſter Herr,
GOtt der HErr laſſe die Vermehrung derer
Siege ſo unendlich werden, als dieſes Erbe
in viel Tauſend ſich wird ausgetheilet haben.
Stehet auf Eckarth, replicirte der Fuͤrſt, und
nehmet eueren Platz wieder ein, euer Wuntſch
ſoll euerer Tapfferkeit bey eheſter Gelegenheit
einen erwuͤntſchten Vortheil geben. Als vor
hohe Fuͤrſtliche Genade ich mich zum unter-
thaͤnigſten bedanckt und wieder geſetzt hatte,
fieng der Fuͤrſt an: Wiſſet demnach meine
Aller-Wehrteſte, daß in den Degen-Knopff
zwey Brieflein lagen, in dem einen war ein
rothes, in dem andern ein weiſſes zartes Puͤl-
verlein, von ungemeiner Schwere, darbey
war ein klein Zettelein, darinnen war be-
ſchrieben, wie man mit denen Puͤlverlein ver-
fahren ſolte. Jch ließ mir die Materie und
was darzu gehoͤrte holen, verbothe meinem

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[292/0308] uns euere Meynung daruͤber, es ſoll einen je- den unter euch erlaubet ſeyn, wer den Anfang machen will: Jch ſahe es am erſten, daß die zwey Zeichen auff der Silbernen Muͤntze alſo, (ſchrieb mit ein wenig Kreide auff den Schlag des Wagens,) (_ ☿) in der Goldenen aber, eben die Zeichen zertheilet ſtunden. Wes- wegen ich von der Tafel aufſtunde, gieng zu dem Fuͤrſten, fiel ihm zu Fuſſe, ſagende: Durchlauchtigſter Fuͤrſt, gnaͤdigſter Herr, GOtt der HErr laſſe die Vermehrung derer Siege ſo unendlich werden, als dieſes Erbe in viel Tauſend ſich wird ausgetheilet haben. Stehet auf Eckarth, replicirte der Fuͤrſt, und nehmet eueren Platz wieder ein, euer Wuntſch ſoll euerer Tapfferkeit bey eheſter Gelegenheit einen erwuͤntſchten Vortheil geben. Als vor hohe Fuͤrſtliche Genade ich mich zum unter- thaͤnigſten bedanckt und wieder geſetzt hatte, fieng der Fuͤrſt an: Wiſſet demnach meine Aller-Wehrteſte, daß in den Degen-Knopff zwey Brieflein lagen, in dem einen war ein rothes, in dem andern ein weiſſes zartes Puͤl- verlein, von ungemeiner Schwere, darbey war ein klein Zettelein, darinnen war be- ſchrieben, wie man mit denen Puͤlverlein ver- fahren ſolte. Jch ließ mir die Materie und was darzu gehoͤrte holen, verbothe meinem Se-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/308>, abgerufen am 18.05.2024.