das Loth, welches der Zimmermann zum Ausgehen übrig gelassen hat, und damit da- von. Mein Andreas, sagte Eckarth; Mich wundert euers Discours, wann ihr ein Ge- lehrter wäret, solte es mir nicht seltsam vor- kommen, euch von dergleichen Sachen reden zu hören, allein so seyd ihr ein Mensch, der ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze präget. Aber, mein fahret fort, Andreas antwortete: Gestrenger Herr, sie wundern sich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann von guten Verstande war, den habe ich offt mit andern von dergleichen Sachen reden ge- höret, und so dann seine Meynung davon ein- genommen, ob ich es gleich nicht alles verstan- den habe, bin ich doch begierig gewesen, sol- ches mit anzuhören. Andere bejahen, sie hät- ten eine Universal-Medicin vor alle Kranck- heiten, wie sie Nahmen haben mögen, etliche ziehen sie aus der Lufft, etliche aus einer ge- wissen Erde, etliche aus den Wasser, etliche aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey- en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen- ten, und damit sie den gemeinen Manne eine Nase anmachen, nehmen sie Baum-Oel und thun allerhand farbichte Wasser übereinan- der, und weisen ihn die vier Elementen. Lie-
ber
das Loth, welches der Zimmermann zum Ausgehen uͤbrig gelaſſen hat, und damit da- von. Mein Andreas, ſagte Eckarth; Mich wundert euers Discours, wann ihr ein Ge- lehrter waͤret, ſolte es mir nicht ſeltſam vor- kommen, euch von dergleichen Sachen reden zu hoͤren, allein ſo ſeyd ihr ein Menſch, der ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze praͤget. Aber, mein fahret fort, Andreas antwortete: Geſtrenger Herr, ſie wundern ſich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann von guten Verſtande war, den habe ich offt mit andern von dergleichen Sachen reden ge- hoͤret, und ſo dann ſeine Meynung davon ein- genommen, ob ich es gleich nicht alles verſtan- den habe, bin ich doch begierig geweſen, ſol- ches mit anzuhoͤren. Andere bejahen, ſie haͤt- ten eine Univerſal-Medicin vor alle Kranck- heiten, wie ſie Nahmen haben moͤgen, etliche ziehen ſie aus der Lufft, etliche aus einer ge- wiſſen Erde, etliche aus den Waſſer, etliche aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey- en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen- ten, und damit ſie den gemeinen Manne eine Naſe anmachen, nehmen ſie Baum-Oel und thun allerhand farbichte Waſſer uͤbereinan- der, und weiſen ihn die vier Elementen. Lie-
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das Loth, welches der Zimmermann zum
Ausgehen uͤbrig gelaſſen hat, und damit da-
von. Mein Andreas, ſagte Eckarth; Mich
wundert euers Discours, wann ihr ein Ge-
lehrter waͤret, ſolte es mir nicht ſeltſam vor-
kommen, euch von dergleichen Sachen reden
zu hoͤren, allein ſo ſeyd ihr ein Menſch, der
ihm nicht dergleichen Materia ins Hertze
praͤget. Aber, mein fahret fort, Andreas
antwortete: Geſtrenger Herr, ſie wundern
ſich deswegen gar nicht, denn mein Herr, bey
dem ich gedienet habe, und gewiß ein Mann
von guten Verſtande war, den habe ich offt
mit andern von dergleichen Sachen reden ge-
hoͤret, und ſo dann ſeine Meynung davon ein-
genommen, ob ich es gleich nicht alles verſtan-
den habe, bin ich doch begierig geweſen, ſol-
ches mit anzuhoͤren. Andere bejahen, ſie haͤt-
ten eine Univerſal-Medicin vor alle Kranck-
heiten, wie ſie Nahmen haben moͤgen, etliche
ziehen ſie aus der Lufft, etliche aus einer ge-
wiſſen Erde, etliche aus den Waſſer, etliche
aus einen verborgenen Feuer, etliche aus zwey-
en, aus dreyen und etliche aus allen Elemen-
ten, und damit ſie den gemeinen Manne eine
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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