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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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kennet; Der Teutschen Kräuter-Bücher und
und anderer zu geschweigen; daher kommts
daß solche Land-Striegler sich hinsetzen, etli-
ches was ihnen anständig ist, heraus ziehen,
hernach untereinander mischen, und sodann
an denen Menschen ihre Qvackeleyen probi-
ren. Es ist wahr lieber Bruder Gotthart,
antworte Siegfried, es hat mich wohl viel-
mahl geärgert, zumahln/ daß man dieselben
Autores in unserer teutschen Sprache heraus
giebet, die doch in ihrer Wissenschafft in belie-
biger Latein-Griegisch-Frantzösisch-Englisch-
und Jtaliänischer Sprache mehr als zu schwer
zu assequiren, oder zu verstehen seyn. Was
hilffts! die Welt will betrogen seyn, so gehe
sie so dann in ihrer Einbildung mit ihren
Schaden hin, und suche ihre Medicos wie sie
selbsten verlanget; ich aber will dem Studio
medico
mit Göttlichen Beystand ferner ob-
liegen, Trutz allen neidischen und verachten-
den Gemüthern. Vox est praetereaque nihil.
Der Ochse zertheilet so wohl die Lufft mit sei-
nem Gebrülle, als die Nachtigal mit ihren
lieblichen Gesang, nur ist dieses der Unter-
scheid, daß man der letzteren Stimme hoch
hält, des ersteren Brüllen aber ohne einig
Achthabung verstreichen läst. Jndem sie al-
so redeten: rieff Martin der Kutscher. Mei-

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kennet; Der Teutſchen Kraͤuter-Buͤcher und
und anderer zu geſchweigen; daher kommts
daß ſolche Land-Striegler ſich hinſetzen, etli-
ches was ihnen anſtaͤndig iſt, heraus ziehen,
hernach untereinander miſchen, und ſodann
an denen Menſchen ihre Qvackeleyen probi-
ren. Es iſt wahr lieber Bruder Gotthart,
antworte Siegfried, es hat mich wohl viel-
mahl geaͤrgert, zumahln/ daß man dieſelben
Autores in unſerer teutſchen Sprache heraus
giebet, die doch in ihrer Wiſſenſchafft in belie-
biger Latein-Griegiſch-Frantzoͤſiſch-Engliſch-
und Jtaliaͤniſcher Sprache mehr als zu ſchwer
zu aſſequiren, oder zu verſtehen ſeyn. Was
hilffts! die Welt will betrogen ſeyn, ſo gehe
ſie ſo dann in ihrer Einbildung mit ihren
Schaden hin, und ſuche ihre Medicos wie ſie
ſelbſten verlanget; ich aber will dem Studio
medico
mit Goͤttlichen Beyſtand ferner ob-
liegen, Trutz allen neidiſchen und verachten-
den Gemuͤthern. Vox eſt prætereaque nihil.
Der Ochſe zertheilet ſo wohl die Lufft mit ſei-
nem Gebruͤlle, als die Nachtigal mit ihren
lieblichen Geſang, nur iſt dieſes der Unter-
ſcheid, daß man der letzteren Stimme hoch
haͤlt, des erſteren Bruͤllen aber ohne einig
Achthabung verſtreichen laͤſt. Jndem ſie al-
ſo redeten: rieff Martin der Kutſcher. Mei-

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[265/0281] kennet; Der Teutſchen Kraͤuter-Buͤcher und und anderer zu geſchweigen; daher kommts daß ſolche Land-Striegler ſich hinſetzen, etli- ches was ihnen anſtaͤndig iſt, heraus ziehen, hernach untereinander miſchen, und ſodann an denen Menſchen ihre Qvackeleyen probi- ren. Es iſt wahr lieber Bruder Gotthart, antworte Siegfried, es hat mich wohl viel- mahl geaͤrgert, zumahln/ daß man dieſelben Autores in unſerer teutſchen Sprache heraus giebet, die doch in ihrer Wiſſenſchafft in belie- biger Latein-Griegiſch-Frantzoͤſiſch-Engliſch- und Jtaliaͤniſcher Sprache mehr als zu ſchwer zu aſſequiren, oder zu verſtehen ſeyn. Was hilffts! die Welt will betrogen ſeyn, ſo gehe ſie ſo dann in ihrer Einbildung mit ihren Schaden hin, und ſuche ihre Medicos wie ſie ſelbſten verlanget; ich aber will dem Studio medico mit Goͤttlichen Beyſtand ferner ob- liegen, Trutz allen neidiſchen und verachten- den Gemuͤthern. Vox eſt prætereaque nihil. Der Ochſe zertheilet ſo wohl die Lufft mit ſei- nem Gebruͤlle, als die Nachtigal mit ihren lieblichen Geſang, nur iſt dieſes der Unter- ſcheid, daß man der letzteren Stimme hoch haͤlt, des erſteren Bruͤllen aber ohne einig Achthabung verſtreichen laͤſt. Jndem ſie al- ſo redeten: rieff Martin der Kutſcher. Mei- ne R 5

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/281>, abgerufen am 18.05.2024.