kennet; Der Teutschen Kräuter-Bücher und und anderer zu geschweigen; daher kommts daß solche Land-Striegler sich hinsetzen, etli- ches was ihnen anständig ist, heraus ziehen, hernach untereinander mischen, und sodann an denen Menschen ihre Qvackeleyen probi- ren. Es ist wahr lieber Bruder Gotthart, antworte Siegfried, es hat mich wohl viel- mahl geärgert, zumahln/ daß man dieselben Autores in unserer teutschen Sprache heraus giebet, die doch in ihrer Wissenschafft in belie- biger Latein-Griegisch-Frantzösisch-Englisch- und Jtaliänischer Sprache mehr als zu schwer zu assequiren, oder zu verstehen seyn. Was hilffts! die Welt will betrogen seyn, so gehe sie so dann in ihrer Einbildung mit ihren Schaden hin, und suche ihre Medicos wie sie selbsten verlanget; ich aber will dem Studio medico mit Göttlichen Beystand ferner ob- liegen, Trutz allen neidischen und verachten- den Gemüthern. Vox est praetereaque nihil. Der Ochse zertheilet so wohl die Lufft mit sei- nem Gebrülle, als die Nachtigal mit ihren lieblichen Gesang, nur ist dieses der Unter- scheid, daß man der letzteren Stimme hoch hält, des ersteren Brüllen aber ohne einig Achthabung verstreichen läst. Jndem sie al- so redeten: rieff Martin der Kutscher. Mei-
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kennet; Der Teutſchen Kraͤuter-Buͤcher und und anderer zu geſchweigen; daher kommts daß ſolche Land-Striegler ſich hinſetzen, etli- ches was ihnen anſtaͤndig iſt, heraus ziehen, hernach untereinander miſchen, und ſodann an denen Menſchen ihre Qvackeleyen probi- ren. Es iſt wahr lieber Bruder Gotthart, antworte Siegfried, es hat mich wohl viel- mahl geaͤrgert, zumahln/ daß man dieſelben Autores in unſerer teutſchen Sprache heraus giebet, die doch in ihrer Wiſſenſchafft in belie- biger Latein-Griegiſch-Frantzoͤſiſch-Engliſch- und Jtaliaͤniſcher Sprache mehr als zu ſchwer zu aſſequiren, oder zu verſtehen ſeyn. Was hilffts! die Welt will betrogen ſeyn, ſo gehe ſie ſo dann in ihrer Einbildung mit ihren Schaden hin, und ſuche ihre Medicos wie ſie ſelbſten verlanget; ich aber will dem Studio medico mit Goͤttlichen Beyſtand ferner ob- liegen, Trutz allen neidiſchen und verachten- den Gemuͤthern. Vox eſt prætereaque nihil. Der Ochſe zertheilet ſo wohl die Lufft mit ſei- nem Gebruͤlle, als die Nachtigal mit ihren lieblichen Geſang, nur iſt dieſes der Unter- ſcheid, daß man der letzteren Stimme hoch haͤlt, des erſteren Bruͤllen aber ohne einig Achthabung verſtreichen laͤſt. Jndem ſie al- ſo redeten: rieff Martin der Kutſcher. Mei-
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kennet; Der Teutſchen Kraͤuter-Buͤcher und
und anderer zu geſchweigen; daher kommts
daß ſolche Land-Striegler ſich hinſetzen, etli-
ches was ihnen anſtaͤndig iſt, heraus ziehen,
hernach untereinander miſchen, und ſodann
an denen Menſchen ihre Qvackeleyen probi-
ren. Es iſt wahr lieber Bruder Gotthart,
antworte Siegfried, es hat mich wohl viel-
mahl geaͤrgert, zumahln/ daß man dieſelben
Autores in unſerer teutſchen Sprache heraus
giebet, die doch in ihrer Wiſſenſchafft in belie-
biger Latein-Griegiſch-Frantzoͤſiſch-Engliſch-
und Jtaliaͤniſcher Sprache mehr als zu ſchwer
zu aſſequiren, oder zu verſtehen ſeyn. Was
hilffts! die Welt will betrogen ſeyn, ſo gehe
ſie ſo dann in ihrer Einbildung mit ihren
Schaden hin, und ſuche ihre Medicos wie ſie
ſelbſten verlanget; ich aber will dem Studio
medico mit Goͤttlichen Beyſtand ferner ob-
liegen, Trutz allen neidiſchen und verachten-
den Gemuͤthern. Vox eſt prætereaque nihil.
Der Ochſe zertheilet ſo wohl die Lufft mit ſei-
nem Gebruͤlle, als die Nachtigal mit ihren
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ſcheid, daß man der letzteren Stimme hoch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/281>, abgerufen am 25.11.2024.
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