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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Darm mit Blut gefüllet haben, und den
stechen sie durch und betrügen also die Leuthe.
Etliche haben eine sonderliche Verblendung,
daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu sehen,
da es doch nichts ist. Vielleicht versetzte
Eckarth, werden sie es denen Chinesern nach-
thun wollen, da sich einer in einen kleinen Korb
setzet, und lässet sich tausendmahl durchste-
chen, daß das Blut Strohm-weise abfleust,
und hernach stehet er doch gesund und frisch
ohne einige Wunde und Schaden auff.
Dieses möchte ich wohl gerne sehen, antwor-
tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr müsset
hinreisen, mein Freund, ohne Zweiffel ge-
schicht es durch Verblendung und Beyhülf-
fe des Teuffels, der der vorig erzehlter Landstür-
tzer Camerad und Reise-Gefährte ist: Oho!
fuhre Andreas fort, das ist bey denen Land-
stürtzern eben nichts neues, daß sie zuweilen
die Strassen auch mit reine halten, Dieberey
und andere Practiquen vornehmen, hernach
dennoch wohl auf denen Märckten sich vor
vornehme Aertzte ausgeben, und was ists
wunder, daß dergleichen Verwegene sich mit
Gelde bestechen lassen, mit Giffte denen Leu-
then in die andere Welt zu helffen, da sie sol-
ches an denen Jhrigen selbst practiciren, in-
dem ich einen gekannt habe, der drey von sei-

nen

Darm mit Blut gefuͤllet haben, und den
ſtechen ſie durch und betruͤgen alſo die Leuthe.
Etliche haben eine ſonderliche Verblendung,
daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu ſehen,
da es doch nichts iſt. Vielleicht verſetzte
Eckarth, werden ſie es denen Chineſern nach-
thun wollen, da ſich einer in einen kleinen Korb
ſetzet, und laͤſſet ſich tauſendmahl durchſte-
chen, daß das Blut Strohm-weiſe abfleuſt,
und hernach ſtehet er doch geſund und friſch
ohne einige Wunde und Schaden auff.
Dieſes moͤchte ich wohl gerne ſehen, antwor-
tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr muͤſſet
hinreiſen, mein Freund, ohne Zweiffel ge-
ſchicht es durch Verblendung und Beyhuͤlf-
fe des Teuffels, der der voꝛig erzehlter Landſtuͤr-
tzer Camerad und Reiſe-Gefaͤhrte iſt: Oho!
fuhre Andreas fort, das iſt bey denen Land-
ſtuͤrtzern eben nichts neues, daß ſie zuweilen
die Straſſen auch mit reine halten, Dieberey
und andere Practiquen vornehmen, hernach
dennoch wohl auf denen Maͤrckten ſich vor
vornehme Aertzte ausgeben, und was iſts
wunder, daß dergleichen Verwegene ſich mit
Gelde beſtechen laſſen, mit Giffte denen Leu-
then in die andere Welt zu helffen, da ſie ſol-
ches an denen Jhrigen ſelbſt practiciren, in-
dem ich einen gekannt habe, der drey von ſei-

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[258/0274] Darm mit Blut gefuͤllet haben, und den ſtechen ſie durch und betruͤgen alſo die Leuthe. Etliche haben eine ſonderliche Verblendung, daß ihnen die Leuthe einbilden etwas zu ſehen, da es doch nichts iſt. Vielleicht verſetzte Eckarth, werden ſie es denen Chineſern nach- thun wollen, da ſich einer in einen kleinen Korb ſetzet, und laͤſſet ſich tauſendmahl durchſte- chen, daß das Blut Strohm-weiſe abfleuſt, und hernach ſtehet er doch geſund und friſch ohne einige Wunde und Schaden auff. Dieſes moͤchte ich wohl gerne ſehen, antwor- tete Andreas. Eckarth replicirte, ihr muͤſſet hinreiſen, mein Freund, ohne Zweiffel ge- ſchicht es durch Verblendung und Beyhuͤlf- fe des Teuffels, der der voꝛig erzehlter Landſtuͤr- tzer Camerad und Reiſe-Gefaͤhrte iſt: Oho! fuhre Andreas fort, das iſt bey denen Land- ſtuͤrtzern eben nichts neues, daß ſie zuweilen die Straſſen auch mit reine halten, Dieberey und andere Practiquen vornehmen, hernach dennoch wohl auf denen Maͤrckten ſich vor vornehme Aertzte ausgeben, und was iſts wunder, daß dergleichen Verwegene ſich mit Gelde beſtechen laſſen, mit Giffte denen Leu- then in die andere Welt zu helffen, da ſie ſol- ches an denen Jhrigen ſelbſt practiciren, in- dem ich einen gekannt habe, der drey von ſei- nen

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/274>, abgerufen am 18.05.2024.