te es seine Bewandniß. Es giengen wohl zwey Jahre hin, daß dieses zumuthen meiner Frau Mutter versteckt lage, endlich satzte sie wieder an mich, zeigende: Was ich vor eine gute Parthey thun würde, wann ich diesen Caval- lier heyrathete. Jch entschuldigte mich aber nochmahln mit vorigen Einwenden. Eins- mahls als ich vermerckte, daß mein Herr Va- ter alleine war, gieng ich vor sein Zimmer, und ließ mich bey ihn anmelden; Wie ich nun in das Gemach kam, fiel ich meinen Herrn Vater zu Fusse, und erzehlte ihm, was die Frau Mutter mir zugemuthet hätte, erfor- schende, ob es auch sein Wille und Gutach- ten wäre, demjenigen zu folgen. Mein Kind, replicirte mein Herr Vater, ich werde selbst deswegen mit deiner Frau Mutter reden. Un- terdessen halte dich, als einer Tugend-hafften Jungfer zukommt, das Männer-Nehmen kommt noch zeitlich genung, und den dir GOtt wird ausersehen haben, wird nicht aussen bleiben. Hiermit nahm ich gebühren- den Abschied, und verfügte mich wieder in mein Zimmer. Vor ohngefehr einen Viertel Jahre trug sichs zu, daß meines Herrn Va- ters Bruders Sohn uns besuchte, und weil wir als Geschwister-Kinder freundlich mit ein- ander umbgiengen, verspührte ich an den O-
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te es ſeine Bewandniß. Es giengen wohl zwey Jahre hin, daß dieſes zumuthen meiner Frau Mutter verſteckt lage, endlich ſatzte ſie wieder an mich, zeigende: Was ich vor eine gute Parthey thun wuͤrde, wann ich dieſen Caval- lier heyrathete. Jch entſchuldigte mich aber nochmahln mit vorigen Einwenden. Eins- mahls als ich vermerckte, daß mein Herr Va- ter alleine war, gieng ich vor ſein Zimmer, und ließ mich bey ihn anmelden; Wie ich nun in das Gemach kam, fiel ich meinen Herrn Vater zu Fuſſe, und erzehlte ihm, was die Frau Mutter mir zugemuthet haͤtte, erfor- ſchende, ob es auch ſein Wille und Gutach- ten waͤre, demjenigen zu folgen. Mein Kind, replicirte mein Herr Vater, ich werde ſelbſt deswegen mit deiner Frau Mutter reden. Un- terdeſſen halte dich, als einer Tugend-hafften Jungfer zukommt, das Maͤnner-Nehmen kommt noch zeitlich genung, und den dir GOtt wird auserſehen haben, wird nicht auſſen bleiben. Hiermit nahm ich gebuͤhren- den Abſchied, und verfuͤgte mich wieder in mein Zimmer. Vor ohngefehr einen Viertel Jahre trug ſichs zu, daß meines Herrn Va- ters Bruders Sohn uns beſuchte, und weil wir als Geſchwiſter-Kinder freundlich mit ein- ander umbgiengen, verſpuͤhrte ich an den O-
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te es ſeine Bewandniß. Es giengen wohl zwey
Jahre hin, daß dieſes zumuthen meiner Frau
Mutter verſteckt lage, endlich ſatzte ſie wieder
an mich, zeigende: Was ich vor eine gute
Parthey thun wuͤrde, wann ich dieſen Caval-
lier heyrathete. Jch entſchuldigte mich aber
nochmahln mit vorigen Einwenden. Eins-
mahls als ich vermerckte, daß mein Herr Va-
ter alleine war, gieng ich vor ſein Zimmer,
und ließ mich bey ihn anmelden; Wie ich nun
in das Gemach kam, fiel ich meinen Herrn
Vater zu Fuſſe, und erzehlte ihm, was die
Frau Mutter mir zugemuthet haͤtte, erfor-
ſchende, ob es auch ſein Wille und Gutach-
ten waͤre, demjenigen zu folgen. Mein Kind,
replicirte mein Herr Vater, ich werde ſelbſt
deswegen mit deiner Frau Mutter reden. Un-
terdeſſen halte dich, als einer Tugend-hafften
Jungfer zukommt, das Maͤnner-Nehmen
kommt noch zeitlich genung, und den dir
GOtt wird auserſehen haben, wird nicht
auſſen bleiben. Hiermit nahm ich gebuͤhren-
den Abſchied, und verfuͤgte mich wieder in
mein Zimmer. Vor ohngefehr einen Viertel
Jahre trug ſichs zu, daß meines Herrn Va-
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wir als Geſchwiſter-Kinder freundlich mit ein-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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