Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

haben. Gantz im geringsten nicht mein hoch-
geehrter Herr, replicirte Wilhelm, es hat
mich dessen Unterricht, wovor ich schuldigen
Danck sage, mehr contentiret/ als mir den ge-
ringsten Mißfallen erreget, ich bin gäntzlich
gesonnen, künfftiger Zeit mich des teutschen
Thee der Veronica, Acetosella oder der
bouillon rouge, Monsr. de l'orme an statt
des Ausländischen zu brauchen. Weiln aber
derselbe in Erörterung gemeldter beyder Ge-
träncke so günstig gewesen, möchte ich, wo-
fern es meinem hoch-geehrten Herrn nicht zu-
wider wäre, von der Chocolade dessen ho-
hes Sentiment auch gerne vernehmen, weil so
viel Wesens von deren Tugend gemacht
wird. Ohne einige Widerrede mein Herr
Wilhelm, antwortete Eckarth, doch mit der
Protestation, daß mein Vorgeben, so mo-
derat
möchte angenommen werden, daß es
mehr vor eine Meynung, als Fundament der
Sache möchte gehalten werden; Die Cho-
colade,
die als eine zusammen gesetzte Massa
von dem Coccos-Safft, wie man davor hält,
Mandeln und andere hierzu dienlichen Ge-
würtze in Jndien oder Spanien, daher sie auch
ihrer Güte nach den Nahmen hat, zubereitet,
und mit einen doppelten Spanischen Creutze
gezeichnet wird. Sie sey in Rollen oder Ta-

feln
N 2

haben. Gantz im geringſten nicht mein hoch-
geehrter Herr, replicirte Wilhelm, es hat
mich deſſen Unterricht, wovor ich ſchuldigen
Danck ſage, mehr contentiret/ als mir den ge-
ringſten Mißfallen erreget, ich bin gaͤntzlich
geſonnen, kuͤnfftiger Zeit mich des teutſchen
Thee der Veronica, Acetoſella oder der
bouillon rouge, Monſr. de l’orme an ſtatt
des Auslaͤndiſchen zu brauchen. Weiln aber
derſelbe in Eroͤrterung gemeldter beyder Ge-
traͤncke ſo guͤnſtig geweſen, moͤchte ich, wo-
fern es meinem hoch-geehrten Herrn nicht zu-
wider waͤre, von der Chocolade deſſen ho-
hes Sentiment auch gerne vernehmen, weil ſo
viel Weſens von deren Tugend gemacht
wird. Ohne einige Widerrede mein Herr
Wilhelm, antwortete Eckarth, doch mit der
Proteſtation, daß mein Vorgeben, ſo mo-
derat
moͤchte angenommen werden, daß es
mehr vor eine Meynung, als Fundament der
Sache moͤchte gehalten werden; Die Cho-
colade,
die als eine zuſammen geſetzte Maſſa
von dem Coccos-Safft, wie man davor haͤlt,
Mandeln und andere hierzu dienlichen Ge-
wuͤrtze in Jndien oder Spanien, daher ſie auch
ihrer Guͤte nach den Nahmen hat, zubereitet,
und mit einen doppelten Spaniſchen Creutze
gezeichnet wird. Sie ſey in Rollen oder Ta-

feln
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="195"/>
haben. Gantz im gering&#x017F;ten nicht mein hoch-<lb/>
geehrter Herr, <hi rendition="#aq">replici</hi>rte Wilhelm, es hat<lb/>
mich de&#x017F;&#x017F;en Unterricht, wovor ich &#x017F;chuldigen<lb/>
Danck &#x017F;age, mehr <hi rendition="#aq">contenti</hi>ret/ als mir den ge-<lb/>
ring&#x017F;ten Mißfallen erreget, ich bin ga&#x0364;ntzlich<lb/>
ge&#x017F;onnen, ku&#x0364;nfftiger Zeit mich des teut&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Thee</hi> der <hi rendition="#aq">Veronica, Aceto&#x017F;ella</hi> oder der<lb/><hi rendition="#aq">bouillon rouge, Mon&#x017F;r. de l&#x2019;orme</hi> an &#x017F;tatt<lb/>
des Ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen zu brauchen. Weiln aber<lb/>
der&#x017F;elbe in Ero&#x0364;rterung gemeldter beyder Ge-<lb/>
tra&#x0364;ncke &#x017F;o gu&#x0364;n&#x017F;tig gewe&#x017F;en, mo&#x0364;chte ich, wo-<lb/>
fern es meinem hoch-geehrten Herrn nicht zu-<lb/>
wider wa&#x0364;re, von der <hi rendition="#aq">Chocolade</hi> de&#x017F;&#x017F;en ho-<lb/>
hes <hi rendition="#aq">Sentiment</hi> auch gerne vernehmen, weil &#x017F;o<lb/>
viel We&#x017F;ens von deren Tugend gemacht<lb/>
wird. Ohne einige Widerrede mein Herr<lb/>
Wilhelm, antwortete Eckarth, doch mit der<lb/><hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tation,</hi> daß mein Vorgeben, &#x017F;o <hi rendition="#aq">mo-<lb/>
derat</hi> mo&#x0364;chte angenommen werden, daß es<lb/>
mehr vor eine Meynung, als <hi rendition="#aq">Fundament</hi> der<lb/>
Sache mo&#x0364;chte gehalten werden; Die <hi rendition="#aq">Cho-<lb/>
colade,</hi> die als eine zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzte <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a</hi><lb/>
von dem <hi rendition="#aq">Coccos-</hi>Safft, wie man davor ha&#x0364;lt,<lb/>
Mandeln und andere hierzu dienlichen Ge-<lb/>
wu&#x0364;rtze in Jndien oder Spanien, daher &#x017F;ie auch<lb/>
ihrer Gu&#x0364;te nach den Nahmen hat, zubereitet,<lb/>
und mit einen doppelten Spani&#x017F;chen Creutze<lb/>
gezeichnet wird. Sie &#x017F;ey in Rollen oder Ta-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">feln</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0211] haben. Gantz im geringſten nicht mein hoch- geehrter Herr, replicirte Wilhelm, es hat mich deſſen Unterricht, wovor ich ſchuldigen Danck ſage, mehr contentiret/ als mir den ge- ringſten Mißfallen erreget, ich bin gaͤntzlich geſonnen, kuͤnfftiger Zeit mich des teutſchen Thee der Veronica, Acetoſella oder der bouillon rouge, Monſr. de l’orme an ſtatt des Auslaͤndiſchen zu brauchen. Weiln aber derſelbe in Eroͤrterung gemeldter beyder Ge- traͤncke ſo guͤnſtig geweſen, moͤchte ich, wo- fern es meinem hoch-geehrten Herrn nicht zu- wider waͤre, von der Chocolade deſſen ho- hes Sentiment auch gerne vernehmen, weil ſo viel Weſens von deren Tugend gemacht wird. Ohne einige Widerrede mein Herr Wilhelm, antwortete Eckarth, doch mit der Proteſtation, daß mein Vorgeben, ſo mo- derat moͤchte angenommen werden, daß es mehr vor eine Meynung, als Fundament der Sache moͤchte gehalten werden; Die Cho- colade, die als eine zuſammen geſetzte Maſſa von dem Coccos-Safft, wie man davor haͤlt, Mandeln und andere hierzu dienlichen Ge- wuͤrtze in Jndien oder Spanien, daher ſie auch ihrer Guͤte nach den Nahmen hat, zubereitet, und mit einen doppelten Spaniſchen Creutze gezeichnet wird. Sie ſey in Rollen oder Ta- feln N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/211
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/211>, abgerufen am 18.05.2024.