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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Wege, und indem sie ihren Nechsten schaden,
und in solcher Sünde fortgehen, erhalten sie
vor diese Kranckheit die ewige Marter und
Quaal. Jndem sie so redeten, fuhren sie
einen Feld-Crucifix oder Marter-Säule wel-
ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte
Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber
dieses? Eckarth antwortete: Es hat fast ei-
nerley Gemeinschafft mit dem Vorigen, doch
kan es eine natürliche Ursache bey sich führen.
Diese Lumpen sind von Leuthen, die entwe-
der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch
schweres Gebrechen haben, die sind der Mey-
nung, wann sie die mit Schweiß durch zogene
Sachen an eine solche Säule hängen, so ver-
liehre sich die Kranckheit, die es nun thun als
solte ihnen das Crucifix helffen, die lästern
GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes,
welche aber in denen Gedancken seyn, daß d[ie]
umbstreichende Lufft in Anwehung dergleichen
beschweiste Tücher sympathetischer Weise be-
rühren, und also hierdurch den Patienten ei-
nige Hülffe verursache, sind zu entschuldigen;
und pflegt unterweilen, so wohl die Lufft als
das Wasser auf dergleichen sympathetischer
Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich
noch wohl zu errinneren, sprach Siegfried,
daß einsmahls in unser Nachbarschafft Herr

Röh-

Wege, und indem ſie ihren Nechſten ſchaden,
und in ſolcher Suͤnde fortgehen, erhalten ſie
vor dieſe Kranckheit die ewige Marter und
Quaal. Jndem ſie ſo redeten, fuhren ſie
einen Feld-Crucifix oder Marter-Saͤule wel-
ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte
Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber
dieſes? Eckarth antwortete: Es hat faſt ei-
nerley Gemeinſchafft mit dem Vorigen, doch
kan es eine natuͤrliche Urſache bey ſich fuͤhren.
Dieſe Lumpen ſind von Leuthen, die entwe-
der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch
ſchweres Gebrechen haben, die ſind der Mey-
nung, wann ſie die mit Schweiß durch zogene
Sachen an eine ſolche Saͤule haͤngen, ſo ver-
liehre ſich die Kranckheit, die es nun thun als
ſolte ihnen das Crucifix helffen, die laͤſtern
GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes,
welche aber in denen Gedancken ſeyn, daß d[ie]
umbſtreichende Lufft in Anwehung dergleichen
beſchweiſte Tuͤcher ſympathetiſcher Weiſe be-
ruͤhren, und alſo hierdurch den Patienten ei-
nige Huͤlffe verurſache, ſind zu entſchuldigen;
und pflegt unterweilen, ſo wohl die Lufft als
das Waſſer auf dergleichen ſympathetiſcher
Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich
noch wohl zu errinneren, ſprach Siegfried,
daß einsmahls in unſer Nachbarſchafft Herr

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[168/0184] Wege, und indem ſie ihren Nechſten ſchaden, und in ſolcher Suͤnde fortgehen, erhalten ſie vor dieſe Kranckheit die ewige Marter und Quaal. Jndem ſie ſo redeten, fuhren ſie einen Feld-Crucifix oder Marter-Saͤule wel- ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber dieſes? Eckarth antwortete: Es hat faſt ei- nerley Gemeinſchafft mit dem Vorigen, doch kan es eine natuͤrliche Urſache bey ſich fuͤhren. Dieſe Lumpen ſind von Leuthen, die entwe- der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch ſchweres Gebrechen haben, die ſind der Mey- nung, wann ſie die mit Schweiß durch zogene Sachen an eine ſolche Saͤule haͤngen, ſo ver- liehre ſich die Kranckheit, die es nun thun als ſolte ihnen das Crucifix helffen, die laͤſtern GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes, welche aber in denen Gedancken ſeyn, daß die umbſtreichende Lufft in Anwehung dergleichen beſchweiſte Tuͤcher ſympathetiſcher Weiſe be- ruͤhren, und alſo hierdurch den Patienten ei- nige Huͤlffe verurſache, ſind zu entſchuldigen; und pflegt unterweilen, ſo wohl die Lufft als das Waſſer auf dergleichen ſympathetiſcher Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich noch wohl zu errinneren, ſprach Siegfried, daß einsmahls in unſer Nachbarſchafft Herr Roͤh-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/184>, abgerufen am 07.05.2024.