Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite



mir selber kam, war mir mein liebster Bruder
aus denen Augen und entwischt, kunte auch
nachmahls, wie fleißig ich auch nach ihn forsch-
te, keine Nachricht mehr von ihm haben. So
bald mein Freund hinweg war, begab ich mich
bey einen so genannten Bruch- und Stein-
Schneider, und bediente bey ihm meine vorige
Charge, bey diesen verblieb ich 6. Jahr lang
und als er der Arth zu leben auch satt, und ein
ziemliches vor sich gebracht hatte, kauffte er
zu Rindelau ein Häußlein, und danckte uns
alle ab. Von derselben Zeit an, hab ich mich
in diesen Habit gesteckt, und bin nun in die
vier Jahr hero auf solche Arth herum gestri-
chen, da mich denn das Schicksal auch hieher
geführet, umb zu sehen! ob ich etwas verdie-
nen möchte, mich weiter zu machen. Meine
Profession erstrackt sich nicht weiter, als de-
uen Leuthen die weh-thuenden Zähne auszu-
nehmen, so weiß ich auch eine jede Wunde in
kurtzer Zeit zu heilen, und ferner bereite ich
aus einer gewissen gebrannten Erde ein herr-
liches Fieber-Pulver, meine andern Artzeney-
en die ich denen Patienten in allerhand Gebre-
chen gebe, werden wo keine Hülffe erfolget ih-
nen auch keinen Schaden verursachen. Wo-
ferne nun euer Gerstreng. mir die hohe Gunst,
umb selbige allhier zu practiciren und zu ver-

kauf-



mir ſelber kam, war mir mein liebſter Bruder
aus denen Augen und entwiſcht, kunte auch
nachmahls, wie fleißig ich auch nach ihn forſch-
te, keine Nachricht mehr von ihm haben. So
bald mein Freund hinweg war, begab ich mich
bey einen ſo genannten Bruch- und Stein-
Schneider, und bediente bey ihm meine vorige
Charge, bey dieſen verblieb ich 6. Jahr lang
und als er der Arth zu leben auch ſatt, und ein
ziemliches vor ſich gebracht hatte, kauffte er
zu Rindelau ein Haͤußlein, und danckte uns
alle ab. Von derſelben Zeit an, hab ich mich
in dieſen Habit geſteckt, und bin nun in die
vier Jahr hero auf ſolche Arth herum geſtri-
chen, da mich denn das Schickſal auch hieher
gefuͤhret, umb zu ſehen! ob ich etwas verdie-
nen moͤchte, mich weiter zu machen. Meine
Profesſion erſtrackt ſich nicht weiter, als de-
uen Leuthen die weh-thuenden Zaͤhne auszu-
nehmen, ſo weiß ich auch eine jede Wunde in
kurtzer Zeit zu heilen, und ferner bereite ich
aus einer gewiſſen gebrannten Erde ein herr-
liches Fieber-Pulver, meine andern Artzeney-
en die ich denen Patienten in allerhand Gebre-
chen gebe, werden wo keine Huͤlffe erfolget ih-
nen auch keinen Schaden verurſachen. Wo-
ferne nun euer Gerſtreng. mir die hohe Gunſt,
umb ſelbige allhier zu practiciren und zu ver-

kauf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="127"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mir &#x017F;elber kam, war mir mein lieb&#x017F;ter Bruder<lb/>
aus denen Augen und entwi&#x017F;cht, kunte auch<lb/>
nachmahls, wie fleißig ich auch nach ihn for&#x017F;ch-<lb/>
te, keine Nachricht mehr von ihm haben. So<lb/>
bald mein Freund hinweg war, begab ich mich<lb/>
bey einen &#x017F;o genannten Bruch- und Stein-<lb/>
Schneider, und bediente bey ihm meine vorige<lb/><hi rendition="#aq">Charge,</hi> bey die&#x017F;en verblieb ich 6. Jahr lang<lb/>
und als er der Arth zu leben auch &#x017F;att, und ein<lb/>
ziemliches vor &#x017F;ich gebracht hatte, kauffte er<lb/>
zu Rindelau ein Ha&#x0364;ußlein, und danckte uns<lb/>
alle ab. Von der&#x017F;elben Zeit an, hab ich mich<lb/>
in die&#x017F;en Habit ge&#x017F;teckt, und bin nun in die<lb/>
vier Jahr hero auf &#x017F;olche Arth herum ge&#x017F;tri-<lb/>
chen, da mich denn das Schick&#x017F;al auch hieher<lb/>
gefu&#x0364;hret, umb zu &#x017F;ehen! ob ich etwas verdie-<lb/>
nen mo&#x0364;chte, mich weiter zu machen. Meine<lb/><hi rendition="#aq">Profes&#x017F;ion</hi> er&#x017F;trackt &#x017F;ich nicht weiter, als de-<lb/>
uen Leuthen die weh-thuenden Za&#x0364;hne auszu-<lb/>
nehmen, &#x017F;o weiß ich auch eine jede Wunde in<lb/>
kurtzer Zeit zu heilen, und ferner bereite ich<lb/>
aus einer gewi&#x017F;&#x017F;en gebrannten Erde ein herr-<lb/>
liches Fieber-Pulver, meine andern Artzeney-<lb/>
en die ich denen Patienten in allerhand Gebre-<lb/>
chen gebe, werden wo keine Hu&#x0364;lffe erfolget ih-<lb/>
nen auch keinen Schaden verur&#x017F;achen. Wo-<lb/>
ferne nun euer Ger&#x017F;treng. mir die hohe Gun&#x017F;t,<lb/>
umb &#x017F;elbige allhier zu <hi rendition="#aq">practici</hi>ren und zu ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kauf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0143] mir ſelber kam, war mir mein liebſter Bruder aus denen Augen und entwiſcht, kunte auch nachmahls, wie fleißig ich auch nach ihn forſch- te, keine Nachricht mehr von ihm haben. So bald mein Freund hinweg war, begab ich mich bey einen ſo genannten Bruch- und Stein- Schneider, und bediente bey ihm meine vorige Charge, bey dieſen verblieb ich 6. Jahr lang und als er der Arth zu leben auch ſatt, und ein ziemliches vor ſich gebracht hatte, kauffte er zu Rindelau ein Haͤußlein, und danckte uns alle ab. Von derſelben Zeit an, hab ich mich in dieſen Habit geſteckt, und bin nun in die vier Jahr hero auf ſolche Arth herum geſtri- chen, da mich denn das Schickſal auch hieher gefuͤhret, umb zu ſehen! ob ich etwas verdie- nen moͤchte, mich weiter zu machen. Meine Profesſion erſtrackt ſich nicht weiter, als de- uen Leuthen die weh-thuenden Zaͤhne auszu- nehmen, ſo weiß ich auch eine jede Wunde in kurtzer Zeit zu heilen, und ferner bereite ich aus einer gewiſſen gebrannten Erde ein herr- liches Fieber-Pulver, meine andern Artzeney- en die ich denen Patienten in allerhand Gebre- chen gebe, werden wo keine Huͤlffe erfolget ih- nen auch keinen Schaden verurſachen. Wo- ferne nun euer Gerſtreng. mir die hohe Gunſt, umb ſelbige allhier zu practiciren und zu ver- kauf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/143
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/143>, abgerufen am 05.05.2024.