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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Jahr über mich bey ihm redlich verhalten hät-
te, mein Glück nicht zu hindern, sondern bey
Herr D. Rumlern mir ein gut Wort zu ver-
leihen, denn weil ihm sein Junge entlauffen
wäre, könte ich anietzo bey ihme Dienst bekom-
men. Der Alte zog die Achseln, und war ih-
me nicht allerdinges wohl darbey, doch sprach
er, deine Wohlfahrt will ich nicht verabsäu-
men, und weil dich der Herr D. verlangt, will
ich ihn mir deinet wegen nicht zum Feinde ma-
chen, gehe in GOttes Nahmen, Morgen ge-
liebts GOtt will ich auch selbst mit ihme re-
den, und dich bester massen bey ihnen recom-
mendi
ren. Bey diesen Medico, dieweil es
mir so wohl in Kleidung als Essen besser als
bey meinen vorigen Herrn gieng, verblieb ich
biß ins sechste Jahr, da ich denn zumahln er ein
guter Practicus war, ich mir allerhand, sinte-
mahl die letzteren zwey Jahre ich alle seine Ar-
tzeneyen verfertigen muste, zu Nutzen machte.
Es geschach aber, daß ich einsmahls mit etli-
chen meines gleichen uns eine Lust machen
wolten, giengen demnach auf ein Dorff, ohn-
gefehr ein Viertel Meil Weges von der
Stadt. Jn dem Wirths Hauß oder Schen-
cke, waren gleich Schwedische Werber an-
kommen, und nachdem wir allerseits etwas
truncken worden, überredeten uns die Wer-

ber,



Jahr uͤber mich bey ihm redlich verhalten haͤt-
te, mein Gluͤck nicht zu hindern, ſondern bey
Herr D. Rumlern mir ein gut Wort zu ver-
leihen, denn weil ihm ſein Junge entlauffen
waͤre, koͤnte ich anietzo bey ihme Dienſt bekom-
men. Der Alte zog die Achſeln, und war ih-
me nicht allerdinges wohl darbey, doch ſprach
er, deine Wohlfahrt will ich nicht verabſaͤu-
men, und weil dich der Herr D. verlangt, will
ich ihn mir deinet wegen nicht zum Feinde ma-
chen, gehe in GOttes Nahmen, Morgen ge-
liebts GOtt will ich auch ſelbſt mit ihme re-
den, und dich beſter maſſen bey ihnen recom-
mendi
ren. Bey dieſen Medico, dieweil es
mir ſo wohl in Kleidung als Eſſen beſſer als
bey meinen vorigen Herrn gieng, verblieb ich
biß ins ſechſte Jahr, da ich denn zumahln er ein
guter Practicus war, ich mir allerhand, ſinte-
mahl die letzteren zwey Jahre ich alle ſeine Ar-
tzeneyen verfertigen muſte, zu Nutzen machte.
Es geſchach aber, daß ich einsmahls mit etli-
chen meines gleichen uns eine Luſt machen
wolten, giengen demnach auf ein Dorff, ohn-
gefehr ein Viertel Meil Weges von der
Stadt. Jn dem Wirths Hauß oder Schen-
cke, waren gleich Schwediſche Werber an-
kommen, und nachdem wir allerſeits etwas
truncken worden, uͤberredeten uns die Wer-

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[122/0138] Jahr uͤber mich bey ihm redlich verhalten haͤt- te, mein Gluͤck nicht zu hindern, ſondern bey Herr D. Rumlern mir ein gut Wort zu ver- leihen, denn weil ihm ſein Junge entlauffen waͤre, koͤnte ich anietzo bey ihme Dienſt bekom- men. Der Alte zog die Achſeln, und war ih- me nicht allerdinges wohl darbey, doch ſprach er, deine Wohlfahrt will ich nicht verabſaͤu- men, und weil dich der Herr D. verlangt, will ich ihn mir deinet wegen nicht zum Feinde ma- chen, gehe in GOttes Nahmen, Morgen ge- liebts GOtt will ich auch ſelbſt mit ihme re- den, und dich beſter maſſen bey ihnen recom- mendiren. Bey dieſen Medico, dieweil es mir ſo wohl in Kleidung als Eſſen beſſer als bey meinen vorigen Herrn gieng, verblieb ich biß ins ſechſte Jahr, da ich denn zumahln er ein guter Practicus war, ich mir allerhand, ſinte- mahl die letzteren zwey Jahre ich alle ſeine Ar- tzeneyen verfertigen muſte, zu Nutzen machte. Es geſchach aber, daß ich einsmahls mit etli- chen meines gleichen uns eine Luſt machen wolten, giengen demnach auf ein Dorff, ohn- gefehr ein Viertel Meil Weges von der Stadt. Jn dem Wirths Hauß oder Schen- cke, waren gleich Schwediſche Werber an- kommen, und nachdem wir allerſeits etwas truncken worden, uͤberredeten uns die Wer- ber,

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/138>, abgerufen am 05.05.2024.