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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Rauch per inferiora in den Leib vermittelst
einer Clystier-Röhre zu blasen, absonderlich
soll dieses ein herrliches Mittel seyn in der Co-
lica und Mutter-Beschwerung. Hierüber
muste das Frauenzimmer lachen: Thierhold
fuhr fort: Die nun an statt des Rauchens den
Taback käuen, die eröffnen durch dergleichen
Mastication die Speichel-Röhren, allein sie
ziehen ihnen viel Verdrießligkeiten zu, indem
sie wegen des stinckenden Athens nicht allein
andern Leuthen ein Verdruß machen, sondern
auch ihren Lebens-Geistern, welche durch
den Geruch am meisten können afficiret wer-
den, thun sie grossen Schaden, und errinnere
ich mich, daß einsmahls einer meiner guten
Freunde, durch dergleichen Taback-Käuen in
einen Schwindel gerieth, daß ich fast ein Jahr
mit ihme zu thun hatte, ehe ich ihnen liberiren
kunte. Darumb wohl Mons. Thierhold,
wandte Eusebia ein, halte ich davor, ist es die-
sem Manne so übel bekommen; so wird es de-
nenjenigen, die den Taback-Rauch so offters
einziehen, also ihr Gehirn gäntzlich austrock-
nen, oder wenigstens gleich einen Camin
schwartz überziehen, viel ärger ergehen. Schön-
ste Eusebia, versetzte Thierhold, sie verzeihe
Ehren-geneigt, dieses ist nur ein eingebildeter
Wahn der Leuthe; denn wann derselben die

Stru-

Rauch per inferiora in den Leib vermittelſt
einer Clyſtier-Roͤhre zu blaſen, abſonderlich
ſoll dieſes ein herrliches Mittel ſeyn in der Co-
lica und Mutter-Beſchwerung. Hieruͤber
muſte das Frauenzimmer lachen: Thierhold
fuhr fort: Die nun an ſtatt des Rauchens den
Taback kaͤuen, die eroͤffnen durch dergleichen
Maſtication die Speichel-Roͤhren, allein ſie
ziehen ihnen viel Verdrießligkeiten zu, indem
ſie wegen des ſtinckenden Athens nicht allein
andern Leuthen ein Verdruß machen, ſondern
auch ihren Lebens-Geiſtern, welche durch
den Geruch am meiſten koͤnnen afficiret wer-
den, thun ſie groſſen Schaden, und errinnere
ich mich, daß einsmahls einer meiner guten
Freunde, durch dergleichen Taback-Kaͤuen in
einen Schwindel gerieth, daß ich faſt ein Jahr
mit ihme zu thun hatte, ehe ich ihnen liberiren
kunte. Darumb wohl Monſ. Thierhold,
wandte Euſebia ein, halte ich davor, iſt es die-
ſem Manne ſo uͤbel bekommen; ſo wird es de-
nenjenigen, die den Taback-Rauch ſo offters
einziehen, alſo ihr Gehirn gaͤntzlich austrock-
nen, oder wenigſtens gleich einen Camin
ſchwartz uͤberziehen, viel aͤrger ergehen. Schoͤn-
ſte Euſebia, verſetzte Thierhold, ſie verzeihe
Ehren-geneigt, dieſes iſt nur ein eingebildeter
Wahn der Leuthe; denn wann derſelben die

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[88/0104] Rauch per inferiora in den Leib vermittelſt einer Clyſtier-Roͤhre zu blaſen, abſonderlich ſoll dieſes ein herrliches Mittel ſeyn in der Co- lica und Mutter-Beſchwerung. Hieruͤber muſte das Frauenzimmer lachen: Thierhold fuhr fort: Die nun an ſtatt des Rauchens den Taback kaͤuen, die eroͤffnen durch dergleichen Maſtication die Speichel-Roͤhren, allein ſie ziehen ihnen viel Verdrießligkeiten zu, indem ſie wegen des ſtinckenden Athens nicht allein andern Leuthen ein Verdruß machen, ſondern auch ihren Lebens-Geiſtern, welche durch den Geruch am meiſten koͤnnen afficiret wer- den, thun ſie groſſen Schaden, und errinnere ich mich, daß einsmahls einer meiner guten Freunde, durch dergleichen Taback-Kaͤuen in einen Schwindel gerieth, daß ich faſt ein Jahr mit ihme zu thun hatte, ehe ich ihnen liberiren kunte. Darumb wohl Monſ. Thierhold, wandte Euſebia ein, halte ich davor, iſt es die- ſem Manne ſo uͤbel bekommen; ſo wird es de- nenjenigen, die den Taback-Rauch ſo offters einziehen, alſo ihr Gehirn gaͤntzlich austrock- nen, oder wenigſtens gleich einen Camin ſchwartz uͤberziehen, viel aͤrger ergehen. Schoͤn- ſte Euſebia, verſetzte Thierhold, ſie verzeihe Ehren-geneigt, dieſes iſt nur ein eingebildeter Wahn der Leuthe; denn wann derſelben die Stru-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/104>, abgerufen am 05.05.2024.