Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Zustandes/ wie auch alle Umbstände wohl erfor-
schen; Jm widrigen Fall werden gedachte Artz-
neyen nicht mehr gut/ sondern böß heissen/ dann
es ist wohl öffters geschehen/ daß aus dem Guten
ist was Böses worden/ gute Speisen haben sehr
offt böse Kranckheiten verursachet/ der Eßig ist
vor Zeiten auch ein süsser Wein gewesen/ die keu-
schesten Jungfrauen seyn ebenfalls bißweilen zu
den underschämbsten Vetteln worden; ja der
Teufel selbsten war anfänglich der schönste En-
gel/ als er sich aber nicht gut verhalten/ ist er in
die abscheulichste Creatur verwandlet worden.

Mir kommen solche gute Artzneyen natürlich
für wie ein köstliches Kleinod/ oder schönes
Band/ dann wann sie zu rechter Zeit/ und im
tauglichen Zustand gegeben werden/ so haben sie
ein solches Anfehen/ als wann das Kleinod auf
den Halß/ und das Band auf den Kopff bey ei-
ner Damen wäre applicirt worden/ geschicht a-
ber eine Unordnung darbey/ und giebt dasjenige
einem Schwachen/ welches nur einem Starcken
dienet/ oder braucht es im Anfange der Kranck-
heit welches auf die letzte solte gegeben werden/ so
kommt eben eine so curiose Faschings-Mascara
heraus/ als wann ich das Kleinod auf den Ellbo-
gen/ und das schöne Band auf das Schienbein
hätte angebunden/ ja alles wäre noch Lachens
werth/ wann nur nicht die armen Patienten bey

sol-

Zuſtandes/ wie auch alle Umbſtaͤnde wohl erfor-
ſchen; Jm widrigen Fall werden gedachte Artz-
neyen nicht mehr gut/ ſondern boͤß heiſſen/ dann
es iſt wohl oͤffters geſchehen/ daß aus dem Guten
iſt was Boͤſes worden/ gute Speiſen haben ſehr
offt boͤſe Kranckheiten verurſachet/ der Eßig iſt
vor Zeiten auch ein ſuͤſſer Wein geweſen/ die keu-
ſcheſten Jungfrauen ſeyn ebenfalls bißweilen zu
den underſchaͤmbſten Vetteln worden; ja der
Teufel ſelbſten war anfaͤnglich der ſchoͤnſte En-
gel/ als er ſich aber nicht gut verhalten/ iſt er in
die abſcheulichſte Creatur verwandlet worden.

Mir kommen ſolche gute Artzneyen natuͤrlich
fuͤr wie ein koͤſtliches Kleinod/ oder ſchoͤnes
Band/ dann wann ſie zu rechter Zeit/ und im
tauglichen Zuſtand gegeben werden/ ſo haben ſie
ein ſolches Anfehen/ als wann das Kleinod auf
den Halß/ und das Band auf den Kopff bey ei-
ner Damen waͤre applicirt worden/ geſchicht a-
ber eine Unordnung darbey/ und giebt dasjenige
einem Schwachen/ welches nur einem Starcken
dienet/ oder braucht es im Anfange der Kranck-
heit welches auf die letzte ſolte gegeben werden/ ſo
kommt eben eine ſo curioſe Faſchings-Maſcara
heraus/ als wann ich das Kleinod auf den Ellbo-
gen/ und das ſchoͤne Band auf das Schienbein
haͤtte angebunden/ ja alles waͤre noch Lachens
werth/ wann nur nicht die armen Patienten bey

ſol-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1035" n="1019"/>
Zu&#x017F;tandes/ wie auch alle Umb&#x017F;ta&#x0364;nde wohl erfor-<lb/>
&#x017F;chen; Jm widrigen Fall werden gedachte Artz-<lb/>
neyen nicht mehr gut/ &#x017F;ondern bo&#x0364;ß hei&#x017F;&#x017F;en/ dann<lb/>
es i&#x017F;t wohl o&#x0364;ffters ge&#x017F;chehen/ daß aus dem Guten<lb/>
i&#x017F;t was Bo&#x0364;&#x017F;es worden/ gute Spei&#x017F;en haben &#x017F;ehr<lb/>
offt bo&#x0364;&#x017F;e Kranckheiten verur&#x017F;achet/ der Eßig i&#x017F;t<lb/>
vor Zeiten auch ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Wein gewe&#x017F;en/ die keu-<lb/>
&#x017F;che&#x017F;ten Jungfrauen &#x017F;eyn ebenfalls bißweilen zu<lb/>
den under&#x017F;cha&#x0364;mb&#x017F;ten Vetteln worden; ja der<lb/>
Teufel &#x017F;elb&#x017F;ten war anfa&#x0364;nglich der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te En-<lb/>
gel/ als er &#x017F;ich aber nicht gut verhalten/ i&#x017F;t er in<lb/>
die ab&#x017F;cheulich&#x017F;te Creatur verwandlet worden.</p><lb/>
              <p>Mir kommen &#x017F;olche gute Artzneyen natu&#x0364;rlich<lb/>
fu&#x0364;r wie ein ko&#x0364;&#x017F;tliches Kleinod/ oder &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
Band/ dann wann &#x017F;ie zu rechter Zeit/ und im<lb/>
tauglichen Zu&#x017F;tand gegeben werden/ &#x017F;o haben &#x017F;ie<lb/>
ein &#x017F;olches Anfehen/ als wann das Kleinod auf<lb/>
den Halß/ und das Band auf den Kopff bey ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Damen</hi> wa&#x0364;re <hi rendition="#aq">applicirt</hi> worden/ ge&#x017F;chicht a-<lb/>
ber eine Unordnung darbey/ und giebt dasjenige<lb/>
einem Schwachen/ welches nur einem Starcken<lb/>
dienet/ oder braucht es im Anfange der Kranck-<lb/>
heit welches auf die letzte &#x017F;olte gegeben werden/ &#x017F;o<lb/>
kommt eben eine &#x017F;o <hi rendition="#aq">curio&#x017F;</hi>e Fa&#x017F;chings-<hi rendition="#aq">Ma&#x017F;cara</hi><lb/>
heraus/ als wann ich das Kleinod auf den Ellbo-<lb/>
gen/ und das &#x017F;cho&#x0364;ne Band auf das Schienbein<lb/>
ha&#x0364;tte angebunden/ ja alles wa&#x0364;re noch Lachens<lb/>
werth/ wann nur nicht die armen Patienten bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ol-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1019/1035] Zuſtandes/ wie auch alle Umbſtaͤnde wohl erfor- ſchen; Jm widrigen Fall werden gedachte Artz- neyen nicht mehr gut/ ſondern boͤß heiſſen/ dann es iſt wohl oͤffters geſchehen/ daß aus dem Guten iſt was Boͤſes worden/ gute Speiſen haben ſehr offt boͤſe Kranckheiten verurſachet/ der Eßig iſt vor Zeiten auch ein ſuͤſſer Wein geweſen/ die keu- ſcheſten Jungfrauen ſeyn ebenfalls bißweilen zu den underſchaͤmbſten Vetteln worden; ja der Teufel ſelbſten war anfaͤnglich der ſchoͤnſte En- gel/ als er ſich aber nicht gut verhalten/ iſt er in die abſcheulichſte Creatur verwandlet worden. Mir kommen ſolche gute Artzneyen natuͤrlich fuͤr wie ein koͤſtliches Kleinod/ oder ſchoͤnes Band/ dann wann ſie zu rechter Zeit/ und im tauglichen Zuſtand gegeben werden/ ſo haben ſie ein ſolches Anfehen/ als wann das Kleinod auf den Halß/ und das Band auf den Kopff bey ei- ner Damen waͤre applicirt worden/ geſchicht a- ber eine Unordnung darbey/ und giebt dasjenige einem Schwachen/ welches nur einem Starcken dienet/ oder braucht es im Anfange der Kranck- heit welches auf die letzte ſolte gegeben werden/ ſo kommt eben eine ſo curioſe Faſchings-Maſcara heraus/ als wann ich das Kleinod auf den Ellbo- gen/ und das ſchoͤne Band auf das Schienbein haͤtte angebunden/ ja alles waͤre noch Lachens werth/ wann nur nicht die armen Patienten bey ſol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1035
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1019. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1035>, abgerufen am 03.10.2024.