aequinoctium wolte die Narrin sagen) bald re- gieren würde, freylich, gedachte ich, regiert an- jetzo schon Nacht und Finsterniß in deiner Och- sen-Stirn, du verpüffleter Affen-Kopff.
Von den Astronomischen Künsten begeben sie sich zu den Anatomischen, wo sie die innerli- che Beschaffenheit trutz dem besten Anatomico zu beschreiben wissen; sie steigen mit ihren Sinn- reichen Concepten, wie die Gämbs herumb, daraus ein jeder die klare Auslegung aller Kranckheiten völlig erlernen kan. Nach ihrer Lehr hängen einem jeden am Hirn drey Tropf- fen, die gleichsam als wie ein Baumhackel seyn eingebicket: geschichts nun, daß der mittlere herunter fällt, so trifft er das Hertz, und ist der gefährlichste Schlag, daran der Mensch also- bald sterben muß: fällt ein ander, so entstehet ebenfalls der Schlag auf derselbigen Seiten, wohin der Tropffen gefallen ist, dahero verbie- then sie das Postfahren, und andere starcke Be- wegnüsse, damit gedachte Tropffen zum Fal- len nicht getrieben werden.
Sie lehren weiter, daß die Leber im Leibe sey das Feuer, und die Lunge der Blaßbalck, damit nun die Speisen im Magen, als in einem Haf- fen wohl gekocht werden, so ist es vonnöthen, daß der Blaßbalck das Feuer wohl darzu auf- blase: Ja wann die Lunge mit ihrem gar zu
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æquinoctium wolte die Narrin ſagen) bald re- gieren wuͤrde, freylich, gedachte ich, regiert an- jetzo ſchon Nacht und Finſterniß in deiner Och- ſen-Stirn, du verpuͤffleter Affen-Kopff.
Von den Aſtronomiſchen Kuͤnſten begeben ſie ſich zu den Anatomiſchen, wo ſie die innerli- che Beſchaffenheit trutz dem beſten Anatomico zu beſchreiben wiſſen; ſie ſteigen mit ihren Siñ- reichen Concepten, wie die Gaͤmbs herumb, daraus ein jeder die klare Auslegung aller Kranckheiten voͤllig erlernen kan. Nach ihrer Lehr haͤngen einem jeden am Hirn drey Tropf- fen, die gleichſam als wie ein Baumhackel ſeyn eingebicket: geſchichts nun, daß der mittlere herunter faͤllt, ſo trifft er das Hertz, und iſt der gefaͤhrlichſte Schlag, daran der Menſch alſo- bald ſterben muß: faͤllt ein ander, ſo entſtehet ebenfalls der Schlag auf derſelbigen Seiten, wohin der Tropffen gefallen iſt, dahero verbie- then ſie das Poſtfahren, und andere ſtarcke Be- wegnuͤſſe, damit gedachte Tropffen zum Fal- len nicht getrieben werden.
Sie lehren weiter, daß die Leber im Leibe ſey das Feuer, und die Lunge der Blaßbalck, damit nun die Speiſen im Magen, als in einem Haf- fen wohl gekocht werden, ſo iſt es vonnoͤthen, daß der Blaßbalck das Feuer wohl darzu auf- blaſe: Ja wann die Lunge mit ihrem gar zu
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æquinoctium wolte die Narrin ſagen) bald re-
gieren wuͤrde, freylich, gedachte ich, regiert an-
jetzo ſchon Nacht und Finſterniß in deiner Och-
ſen-Stirn, du verpuͤffleter Affen-Kopff.
Von den Aſtronomiſchen Kuͤnſten begeben
ſie ſich zu den Anatomiſchen, wo ſie die innerli-
che Beſchaffenheit trutz dem beſten Anatomico
zu beſchreiben wiſſen; ſie ſteigen mit ihren Siñ-
reichen Concepten, wie die Gaͤmbs herumb,
daraus ein jeder die klare Auslegung aller
Kranckheiten voͤllig erlernen kan. Nach ihrer
Lehr haͤngen einem jeden am Hirn drey Tropf-
fen, die gleichſam als wie ein Baumhackel ſeyn
eingebicket: geſchichts nun, daß der mittlere
herunter faͤllt, ſo trifft er das Hertz, und iſt der
gefaͤhrlichſte Schlag, daran der Menſch alſo-
bald ſterben muß: faͤllt ein ander, ſo entſtehet
ebenfalls der Schlag auf derſelbigen Seiten,
wohin der Tropffen gefallen iſt, dahero verbie-
then ſie das Poſtfahren, und andere ſtarcke Be-
wegnuͤſſe, damit gedachte Tropffen zum Fal-
len nicht getrieben werden.
Sie lehren weiter, daß die Leber im Leibe ſey
das Feuer, und die Lunge der Blaßbalck, damit
nun die Speiſen im Magen, als in einem Haf-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1013>, abgerufen am 22.11.2024.
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