Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Weg war mir unbekannt, die Nacht finster, ich konnte Von dort konnte ich hören, wie auf dem Schloße Siebentes Kapitel. Ich war Tag und Nacht eilig fortgegangen, denn Weg war mir unbekannt, die Nacht finſter, ich konnte Von dort konnte ich hoͤren, wie auf dem Schloße Siebentes Kapitel. Ich war Tag und Nacht eilig fortgegangen, denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> Weg war mir unbekannt, die Nacht finſter, ich konnte<lb/> ihnen leicht wieder in die Haͤnde fallen. Ich kletterte<lb/> daher auf den Wipfel einer hohen Tanne hinauf, um<lb/> beſſere Gelegenheit abzuwarten.</p><lb/> <p>Von dort konnte ich hoͤren, wie auf dem Schloße<lb/> eine Stimme nach der andern wach wurde. Einige<lb/> Windlichter zeigten ſich oben und warfen ihre wilden<lb/> rothen Scheine uͤber das alte Gemaͤuer des Schloſ¬<lb/> ſes und weit vom Berge in die ſchwarze Nacht<lb/> hinein. Ich befahl meine Seele dem lieben Gott,<lb/> denn das verworrene Getuͤmmel wurde immer lau¬<lb/> ter und naͤherte ſich immer mehr und mehr. Endlich<lb/> ſtuͤrzte der Student mit einer Fackel unter meinem<lb/> Baume voruͤber, daß ihm die Rockſchoͤße weit im<lb/> Winde nachflogen. Dann ſchienen ſie ſich alle nach<lb/> und nach auf eine andere Seite des Berges hinzuwen¬<lb/> den, die Stimmen ſchallten immer ferner und ferner,<lb/> und der Wind rauſchte wieder durch den ſtillen Wald.<lb/> Da ſtieg ich ſchnell von dem Baume herab, und lief<lb/> athemlos weiter in das Thal und die Nacht hinaus.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Siebentes Kapitel.</hi><lb/> </head> <p>Ich war Tag und Nacht eilig fortgegangen, denn<lb/> es ſaußte mir lange in den Ohren, als kaͤmen die von<lb/> dem Berge mit ihrem Rufen, mit Fackeln und langen<lb/> Meſſern noch immer hinter mir drein. Unterwegs erfuhr<lb/> ich, daß ich nur noch ein paar Meilen von Rom waͤre.<lb/> Da erſchrack ich ordentlich vor Freude. Denn von dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
Weg war mir unbekannt, die Nacht finſter, ich konnte
ihnen leicht wieder in die Haͤnde fallen. Ich kletterte
daher auf den Wipfel einer hohen Tanne hinauf, um
beſſere Gelegenheit abzuwarten.
Von dort konnte ich hoͤren, wie auf dem Schloße
eine Stimme nach der andern wach wurde. Einige
Windlichter zeigten ſich oben und warfen ihre wilden
rothen Scheine uͤber das alte Gemaͤuer des Schloſ¬
ſes und weit vom Berge in die ſchwarze Nacht
hinein. Ich befahl meine Seele dem lieben Gott,
denn das verworrene Getuͤmmel wurde immer lau¬
ter und naͤherte ſich immer mehr und mehr. Endlich
ſtuͤrzte der Student mit einer Fackel unter meinem
Baume voruͤber, daß ihm die Rockſchoͤße weit im
Winde nachflogen. Dann ſchienen ſie ſich alle nach
und nach auf eine andere Seite des Berges hinzuwen¬
den, die Stimmen ſchallten immer ferner und ferner,
und der Wind rauſchte wieder durch den ſtillen Wald.
Da ſtieg ich ſchnell von dem Baume herab, und lief
athemlos weiter in das Thal und die Nacht hinaus.
Siebentes Kapitel.
Ich war Tag und Nacht eilig fortgegangen, denn
es ſaußte mir lange in den Ohren, als kaͤmen die von
dem Berge mit ihrem Rufen, mit Fackeln und langen
Meſſern noch immer hinter mir drein. Unterwegs erfuhr
ich, daß ich nur noch ein paar Meilen von Rom waͤre.
Da erſchrack ich ordentlich vor Freude. Denn von dem
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