Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Und sein Hütlein in die Luft Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Hat Gesang doch auch noch Schwingen, Nun so will ich fröhlich singen! Dabei spielten die röthlichen Morgenscheine recht Als ich nach und nach wieder zu mir selber kam, Ich sprang geschwind auf, denn es war schon hel¬ D 2
Und ſein Huͤtlein in die Luft Wirft der Menſch vor Luſt und ruft: Hat Geſang doch auch noch Schwingen, Nun ſo will ich froͤhlich ſingen! Dabei ſpielten die roͤthlichen Morgenſcheine recht Als ich nach und nach wieder zu mir ſelber kam, Ich ſprang geſchwind auf, denn es war ſchon hel¬ D 2
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Und ſein Huͤtlein in die Luft
Wirft der Menſch vor Luſt und ruft:
Hat Geſang doch auch noch Schwingen,
Nun ſo will ich froͤhlich ſingen!
Dabei ſpielten die roͤthlichen Morgenſcheine recht
anmuthig uͤber ſein etwas blaſſes Geſicht und die
ſchwarzen verliebten Augen. Ich aber war ſo muͤde,
daß ſich mir die Worte und Noten, waͤhrend er ſo ſang,
immer mehr verwirrten, bis ich zuletzt feſt einſchlief.
Als ich nach und nach wieder zu mir ſelber kam,
hoͤrte ich wie im Traume die beiden Maler noch im¬
mer neben mir ſprechen und die Voͤgel uͤber mir ſin¬
gen, und die Morgenſtrahlen ſchimmerten mir durch
die geſchloſſenen Augen, daß mir's innerlich ſo dunkel¬
hell war, wie wenn die Sonne durch rothſeidene Gar¬
dinen ſcheint. Come é bello! hoͤrt' ich da dicht neben
mir ausrufen. Ich ſchlug die Augen auf, und erblickte
den jungen Maler, der im funkelnden Morgenlicht uͤber
mich hergebeugt ſtand, ſo daß beinah nur die großen
ſchwarzen Augen zwiſchen den herabhaͤngenden Locken
zu ſehen waren.
Ich ſprang geſchwind auf, denn es war ſchon hel¬
ler Tag geworden. Der Herr Leonhard ſchien ver¬
druͤßlich zu ſeyn, er hatte zwei zornige Falten auf der
Stirn und trieb haſtig zum Aufbruch. Der andere
Maler aber ſchuͤttelte ſeine Locken aus dem Geſicht
und traͤllerte, waͤhrend er ſein Pferd aufzaͤumte, ruhig
ein Liedchen vor ſich hin, bis Leonhard zuletzt ploͤtzlich
laut auflachte, ſchnell eine Flaſche ergriff, die noch auf
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