sie in ein unmäßiges Lachen aus, sprang dann von der Bank und klatschte dreimal mit den Händchen. In demselben Augenblick kam eine große Menge kleiner Mädchen in blüthenweißen kurzen Kleidchen mit grü¬ nen und rothen Schleifen zwischen den Rosensträu¬ chern hervorgeschlüpft, so daß ich gar nicht begreifen konnte, wo sie alle gesteckt hatten. Sie hielten eine lange Blumenguirlande in den Händen, schlossen schnell einen Kreis um mich, tanzten um mich herum und sangen dabei:
Wir bringen Dir den Jungfernkranz Mit veilchenblauer Seide, Wir führen Dich zu Lust und Tanz, Zu neuer Hochzeitsfreude. Schöner, grüner Jungfernkranz, Veilchenblaue Seide.
Das war aus dem Freischützen. Von den kleinen Sängerinnen erkannte ich nun auch einige wieder, es waren Mädchen aus dem Dorfe. Ich kneipte sie in die Wangen und wäre gern aus dem Kreise entwischt, aber die kleinen schnippischen Dinger ließen mich nicht heraus. -- Ich wußte gar nicht, was die Geschichte eigentlich bedeuten sollte, und stand ganz verblüfft da.
Da trat plötzlich ein junger Mann in feiner Jä¬ gerkleidung aus dem Gebüsch hervor. Ich traute mei¬ nen Augen kaum -- es war der fröhliche Herr Leon¬ hard! -- Die kleinen Mädchen öffneten nun den Kreis und standen auf einmal wie verzaubert, alle unbeweg¬ lich auf einem Beinchen, während sie das andere in
ſie in ein unmaͤßiges Lachen aus, ſprang dann von der Bank und klatſchte dreimal mit den Haͤndchen. In demſelben Augenblick kam eine große Menge kleiner Maͤdchen in bluͤthenweißen kurzen Kleidchen mit gruͤ¬ nen und rothen Schleifen zwiſchen den Roſenſtraͤu¬ chern hervorgeſchluͤpft, ſo daß ich gar nicht begreifen konnte, wo ſie alle geſteckt hatten. Sie hielten eine lange Blumenguirlande in den Haͤnden, ſchloſſen ſchnell einen Kreis um mich, tanzten um mich herum und ſangen dabei:
Wir bringen Dir den Jungfernkranz Mit veilchenblauer Seide, Wir fuͤhren Dich zu Luſt und Tanz, Zu neuer Hochzeitsfreude. Schoͤner, gruͤner Jungfernkranz, Veilchenblaue Seide.
Das war aus dem Freiſchuͤtzen. Von den kleinen Saͤngerinnen erkannte ich nun auch einige wieder, es waren Maͤdchen aus dem Dorfe. Ich kneipte ſie in die Wangen und waͤre gern aus dem Kreiſe entwiſcht, aber die kleinen ſchnippiſchen Dinger ließen mich nicht heraus. — Ich wußte gar nicht, was die Geſchichte eigentlich bedeuten ſollte, und ſtand ganz verbluͤfft da.
Da trat ploͤtzlich ein junger Mann in feiner Jaͤ¬ gerkleidung aus dem Gebuͤſch hervor. Ich traute mei¬ nen Augen kaum — es war der froͤhliche Herr Leon¬ hard! — Die kleinen Maͤdchen oͤffneten nun den Kreis und ſtanden auf einmal wie verzaubert, alle unbeweg¬ lich auf einem Beinchen, waͤhrend ſie das andere in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="127"/>ſie in ein unmaͤßiges Lachen aus, ſprang dann von der<lb/>
Bank und klatſchte dreimal mit den Haͤndchen. In<lb/>
demſelben Augenblick kam eine große Menge kleiner<lb/>
Maͤdchen in bluͤthenweißen kurzen Kleidchen mit gruͤ¬<lb/>
nen und rothen Schleifen zwiſchen den Roſenſtraͤu¬<lb/>
chern hervorgeſchluͤpft, ſo daß ich gar nicht begreifen<lb/>
konnte, wo ſie alle geſteckt hatten. Sie hielten eine<lb/>
lange Blumenguirlande in den Haͤnden, ſchloſſen ſchnell<lb/>
einen Kreis um mich, tanzten um mich herum und<lb/>ſangen dabei:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Wir bringen Dir den Jungfernkranz</l><lb/><l>Mit veilchenblauer Seide,</l><lb/><l>Wir fuͤhren Dich zu Luſt und Tanz,</l><lb/><l>Zu neuer Hochzeitsfreude.</l><lb/><l>Schoͤner, gruͤner Jungfernkranz,</l><lb/><l>Veilchenblaue Seide.</l><lb/></lg><p>Das war aus dem Freiſchuͤtzen. Von den kleinen<lb/>
Saͤngerinnen erkannte ich nun auch einige wieder, es<lb/>
waren Maͤdchen aus dem Dorfe. Ich kneipte ſie in<lb/>
die Wangen und waͤre gern aus dem Kreiſe entwiſcht,<lb/>
aber die kleinen ſchnippiſchen Dinger ließen mich nicht<lb/>
heraus. — Ich wußte gar nicht, was die Geſchichte<lb/>
eigentlich bedeuten ſollte, und ſtand ganz verbluͤfft da.</p><lb/><p>Da trat ploͤtzlich ein junger Mann in feiner Jaͤ¬<lb/>
gerkleidung aus dem Gebuͤſch hervor. Ich traute mei¬<lb/>
nen Augen kaum — es war der froͤhliche Herr Leon¬<lb/>
hard! — Die kleinen Maͤdchen oͤffneten nun den Kreis<lb/>
und ſtanden auf einmal wie verzaubert, alle unbeweg¬<lb/>
lich auf einem Beinchen, waͤhrend ſie das andere in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[127/0137]
ſie in ein unmaͤßiges Lachen aus, ſprang dann von der
Bank und klatſchte dreimal mit den Haͤndchen. In
demſelben Augenblick kam eine große Menge kleiner
Maͤdchen in bluͤthenweißen kurzen Kleidchen mit gruͤ¬
nen und rothen Schleifen zwiſchen den Roſenſtraͤu¬
chern hervorgeſchluͤpft, ſo daß ich gar nicht begreifen
konnte, wo ſie alle geſteckt hatten. Sie hielten eine
lange Blumenguirlande in den Haͤnden, ſchloſſen ſchnell
einen Kreis um mich, tanzten um mich herum und
ſangen dabei:
Wir bringen Dir den Jungfernkranz
Mit veilchenblauer Seide,
Wir fuͤhren Dich zu Luſt und Tanz,
Zu neuer Hochzeitsfreude.
Schoͤner, gruͤner Jungfernkranz,
Veilchenblaue Seide.
Das war aus dem Freiſchuͤtzen. Von den kleinen
Saͤngerinnen erkannte ich nun auch einige wieder, es
waren Maͤdchen aus dem Dorfe. Ich kneipte ſie in
die Wangen und waͤre gern aus dem Kreiſe entwiſcht,
aber die kleinen ſchnippiſchen Dinger ließen mich nicht
heraus. — Ich wußte gar nicht, was die Geſchichte
eigentlich bedeuten ſollte, und ſtand ganz verbluͤfft da.
Da trat ploͤtzlich ein junger Mann in feiner Jaͤ¬
gerkleidung aus dem Gebuͤſch hervor. Ich traute mei¬
nen Augen kaum — es war der froͤhliche Herr Leon¬
hard! — Die kleinen Maͤdchen oͤffneten nun den Kreis
und ſtanden auf einmal wie verzaubert, alle unbeweg¬
lich auf einem Beinchen, waͤhrend ſie das andere in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ erschien die Novelle „Das Marmorbild“ erstmalig 1819 im „Frauentaschenbuch für das Jahr 1819“ herausgegeben von Friedrich de La Motte-Fouqué.
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/137>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.