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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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Inbiß mit ihm einzunehmen, und führte mich zu einer
kleinen lustigen Laube, die von den Schiffern aus jun¬
gen Birken und Tannenbäumchen in der Mitte des
Schiffes aufgerichtet worden war. Dort hatte er ei¬
nen Tisch hinstellen lassen, und ich, die Studenten,
und selbst das junge Mädchen mußten uns auf die
Fäßer und Pakete ringsherum setzen.

Der geistliche Herr packte nun einen großen Bra¬
ten und Butterschnitten aus, die sorgfältig in Papier
gewickelt waren, zog auch aus einem Futteral mehrere
Weinflaschen und einen silbernen, innerlich vergoldeten
Becher hervor, schenkte ein, kostete erst, roch daran und
prüfte wieder und reichte dann einem Jeden von uns.
Die Studenten saßen ganz kerzengrade auf ihren Fä¬
ßern, und aßen und tranken nur sehr wenig vor großer
Devotion. Auch das Mädchen tauchte bloß das Schnä¬
belchen in den Becher, und blickte dabei schüchtern bald
auf mich, bald auf die Studenten, aber je öfter sie
uns ansah, je dreister wurde sie nach und nach.

Sie erzählte endlich dem geistlichen Herrn, daß sie
nun zum erstenmale von Hause in Condition komme,
und so eben auf das Schloß ihrer neuen Herrschaft
reise. Ich wurde über und über roth, denn sie nannte
dabei das Schloß der schönen gnädigen Frau. -- Also
das soll meine zukünftige Kammerjungfer seyn! dachte
ich und sah sie groß an, und mir schwindelte fast da¬
bei. -- "Auf dem Schloße wird es bald eine große
Hochzeit geben," sagte darauf der geistliche Herr. "Ja,"
erwiederte das Mädchen, die gern von der Geschichte

Inbiß mit ihm einzunehmen, und fuͤhrte mich zu einer
kleinen luſtigen Laube, die von den Schiffern aus jun¬
gen Birken und Tannenbaͤumchen in der Mitte des
Schiffes aufgerichtet worden war. Dort hatte er ei¬
nen Tiſch hinſtellen laſſen, und ich, die Studenten,
und ſelbſt das junge Maͤdchen mußten uns auf die
Faͤßer und Pakete ringsherum ſetzen.

Der geiſtliche Herr packte nun einen großen Bra¬
ten und Butterſchnitten aus, die ſorgfaͤltig in Papier
gewickelt waren, zog auch aus einem Futteral mehrere
Weinflaſchen und einen ſilbernen, innerlich vergoldeten
Becher hervor, ſchenkte ein, koſtete erſt, roch daran und
pruͤfte wieder und reichte dann einem Jeden von uns.
Die Studenten ſaßen ganz kerzengrade auf ihren Faͤ¬
ßern, und aßen und tranken nur ſehr wenig vor großer
Devotion. Auch das Maͤdchen tauchte bloß das Schnaͤ¬
belchen in den Becher, und blickte dabei ſchuͤchtern bald
auf mich, bald auf die Studenten, aber je oͤfter ſie
uns anſah, je dreiſter wurde ſie nach und nach.

Sie erzaͤhlte endlich dem geiſtlichen Herrn, daß ſie
nun zum erſtenmale von Hauſe in Condition komme,
und ſo eben auf das Schloß ihrer neuen Herrſchaft
reiſe. Ich wurde uͤber und uͤber roth, denn ſie nannte
dabei das Schloß der ſchoͤnen gnaͤdigen Frau. — Alſo
das ſoll meine zukuͤnftige Kammerjungfer ſeyn! dachte
ich und ſah ſie groß an, und mir ſchwindelte faſt da¬
bei. — „Auf dem Schloße wird es bald eine große
Hochzeit geben,“ ſagte darauf der geiſtliche Herr. „Ja,“
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[119/0129] Inbiß mit ihm einzunehmen, und fuͤhrte mich zu einer kleinen luſtigen Laube, die von den Schiffern aus jun¬ gen Birken und Tannenbaͤumchen in der Mitte des Schiffes aufgerichtet worden war. Dort hatte er ei¬ nen Tiſch hinſtellen laſſen, und ich, die Studenten, und ſelbſt das junge Maͤdchen mußten uns auf die Faͤßer und Pakete ringsherum ſetzen. Der geiſtliche Herr packte nun einen großen Bra¬ ten und Butterſchnitten aus, die ſorgfaͤltig in Papier gewickelt waren, zog auch aus einem Futteral mehrere Weinflaſchen und einen ſilbernen, innerlich vergoldeten Becher hervor, ſchenkte ein, koſtete erſt, roch daran und pruͤfte wieder und reichte dann einem Jeden von uns. Die Studenten ſaßen ganz kerzengrade auf ihren Faͤ¬ ßern, und aßen und tranken nur ſehr wenig vor großer Devotion. Auch das Maͤdchen tauchte bloß das Schnaͤ¬ belchen in den Becher, und blickte dabei ſchuͤchtern bald auf mich, bald auf die Studenten, aber je oͤfter ſie uns anſah, je dreiſter wurde ſie nach und nach. Sie erzaͤhlte endlich dem geiſtlichen Herrn, daß ſie nun zum erſtenmale von Hauſe in Condition komme, und ſo eben auf das Schloß ihrer neuen Herrſchaft reiſe. Ich wurde uͤber und uͤber roth, denn ſie nannte dabei das Schloß der ſchoͤnen gnaͤdigen Frau. — Alſo das ſoll meine zukuͤnftige Kammerjungfer ſeyn! dachte ich und ſah ſie groß an, und mir ſchwindelte faſt da¬ bei. — „Auf dem Schloße wird es bald eine große Hochzeit geben,“ ſagte darauf der geiſtliche Herr. „Ja,“ erwiederte das Maͤdchen, die gern von der Geſchichte

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/129>, abgerufen am 23.11.2024.