Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Von Engeln und von Bengeln. Im Frühling auf grünem Hügel Da saßen viel' Engelein, Die putzten sich ihre Flügel Und spielten im Sonnenschein. Da kamen Störche gezogen, Und jeder sich eines nahm, Und ist damit fortgeflogen, Bis daß er zu Menschen kam. Und wo er anklopft' bescheiden Der kluge Adebar, Da war das Haus voller Freuden -- So geht es noch alle Jahr. Die Engel weinten und lachten Und wußten nicht, wie ihn'n gescheh'n, -- Die einen doch bald sich bedachten Und meinten: das wird wohl geh'n? Die machten bald wichtige Mienen Und wurden erstaunlich klug, Die Flügel gar unnütz ihn'n schienen, Sie schämten sich deren genug. Und mit dem Flügelkleide
Sie ließen den Flügelschnack, Das war keine kleine Freude: Nun stattlich in Hosen und Frack! Von Engeln und von Bengeln. Im Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel Da ſaßen viel' Engelein, Die putzten ſich ihre Fluͤgel Und ſpielten im Sonnenſchein. Da kamen Stoͤrche gezogen, Und jeder ſich eines nahm, Und iſt damit fortgeflogen, Bis daß er zu Menſchen kam. Und wo er anklopft' beſcheiden Der kluge Adebar, Da war das Haus voller Freuden — So geht es noch alle Jahr. Die Engel weinten und lachten Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, — Die einen doch bald ſich bedachten Und meinten: das wird wohl geh'n? Die machten bald wichtige Mienen Und wurden erſtaunlich klug, Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen, Sie ſchaͤmten ſich deren genug. Und mit dem Fluͤgelkleide
Sie ließen den Fluͤgelſchnack, Das war keine kleine Freude: Nun ſtattlich in Hoſen und Frack! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0497" n="479"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von Engeln und von Bengeln.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>m Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel</l><lb/> <l>Da ſaßen viel' Engelein,</l><lb/> <l>Die putzten ſich ihre Fluͤgel</l><lb/> <l>Und ſpielten im Sonnenſchein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da kamen Stoͤrche gezogen,</l><lb/> <l>Und jeder ſich eines nahm,</l><lb/> <l>Und iſt damit fortgeflogen,</l><lb/> <l>Bis daß er zu Menſchen kam.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und wo er anklopft' beſcheiden</l><lb/> <l>Der kluge Adebar,</l><lb/> <l>Da war das Haus voller Freuden —</l><lb/> <l>So geht es noch alle Jahr.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die Engel weinten und lachten</l><lb/> <l>Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, —</l><lb/> <l>Die einen doch bald ſich bedachten</l><lb/> <l>Und meinten: das wird wohl geh'n?</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die machten bald wichtige Mienen</l><lb/> <l>Und wurden erſtaunlich klug,</l><lb/> <l>Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen,</l><lb/> <l>Sie ſchaͤmten ſich deren genug.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und mit dem Fluͤgelkleide</l><lb/> <l>Sie ließen den Fluͤgelſchnack,</l><lb/> <l>Das war keine kleine Freude:</l><lb/> <l>Nun ſtattlich in Hoſen und Frack!</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [479/0497]
Von Engeln und von Bengeln.
Im Fruͤhling auf gruͤnem Huͤgel
Da ſaßen viel' Engelein,
Die putzten ſich ihre Fluͤgel
Und ſpielten im Sonnenſchein.
Da kamen Stoͤrche gezogen,
Und jeder ſich eines nahm,
Und iſt damit fortgeflogen,
Bis daß er zu Menſchen kam.
Und wo er anklopft' beſcheiden
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden —
So geht es noch alle Jahr.
Die Engel weinten und lachten
Und wußten nicht, wie ihn'n geſcheh'n, —
Die einen doch bald ſich bedachten
Und meinten: das wird wohl geh'n?
Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erſtaunlich klug,
Die Fluͤgel gar unnuͤtz ihn'n ſchienen,
Sie ſchaͤmten ſich deren genug.
Und mit dem Fluͤgelkleide
Sie ließen den Fluͤgelſchnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun ſtattlich in Hoſen und Frack!
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