Die Spielleut' musizirten, Sie sann gar mancherlei, Die Töne sie so rührten, Als müßt' das Herz entzwei.
Da trat ihr Bräut'gam süße Zu ihr aus stiller Nacht, So freundlich er sie grüßte, Daß ihr das Herze lacht.
Er sprach: "Was willst Du weinen, Weil alle fröhlich sein? Die Stern' so helle scheinen, So lustig geht der Rhein.
Das Kränzlein in den Haaren Steht Dir so wunderfein, Wir wollen etwas fahren Hinunter auf dem Rhein."
Zum Kahn folgt' sie behende, Setzt sich ganz vorne hin, Er setzt' sich an das Ende Und ließ das Schifflein zieh'n.
Sie sprach: "Die Töne kommen Verworren durch den Wind, Die Fenster sind verglommen, Wir fahren so geschwind.
Die Spielleut' muſizirten, Sie ſann gar mancherlei, Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten, Als muͤßt' das Herz entzwei.
Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße Zu ihr aus ſtiller Nacht, So freundlich er ſie gruͤßte, Daß ihr das Herze lacht.
Er ſprach: „Was willſt Du weinen, Weil alle froͤhlich ſein? Die Stern' ſo helle ſcheinen, So luſtig geht der Rhein.
Das Kraͤnzlein in den Haaren Steht Dir ſo wunderfein, Wir wollen etwas fahren Hinunter auf dem Rhein.“
Zum Kahn folgt' ſie behende, Setzt ſich ganz vorne hin, Er ſetzt' ſich an das Ende Und ließ das Schifflein zieh'n.
Sie ſprach: „Die Toͤne kommen Verworren durch den Wind, Die Fenſter ſind verglommen, Wir fahren ſo geſchwind.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0494"n="476"/><lgtype="poem"><l>Die Spielleut' muſizirten,</l><lb/><l>Sie ſann gar mancherlei,</l><lb/><l>Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten,</l><lb/><l>Als muͤßt' das Herz entzwei.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße</l><lb/><l>Zu ihr aus ſtiller Nacht,</l><lb/><l>So freundlich er ſie gruͤßte,</l><lb/><l>Daß ihr das Herze lacht.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Er ſprach: „Was willſt Du weinen,</l><lb/><l>Weil alle froͤhlich ſein?</l><lb/><l>Die Stern' ſo helle ſcheinen,</l><lb/><l>So luſtig geht der Rhein.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Das Kraͤnzlein in den Haaren</l><lb/><l>Steht Dir ſo wunderfein,</l><lb/><l>Wir wollen etwas fahren</l><lb/><l>Hinunter auf dem Rhein.“</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Zum Kahn folgt' ſie behende,</l><lb/><l>Setzt ſich ganz vorne hin,</l><lb/><l>Er ſetzt' ſich an das Ende</l><lb/><l>Und ließ das Schifflein zieh'n.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Sie ſprach: „Die Toͤne kommen</l><lb/><l>Verworren durch den Wind,</l><lb/><l>Die Fenſter ſind verglommen,</l><lb/><l>Wir fahren ſo geſchwind.</l><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[476/0494]
Die Spielleut' muſizirten,
Sie ſann gar mancherlei,
Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten,
Als muͤßt' das Herz entzwei.
Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße
Zu ihr aus ſtiller Nacht,
So freundlich er ſie gruͤßte,
Daß ihr das Herze lacht.
Er ſprach: „Was willſt Du weinen,
Weil alle froͤhlich ſein?
Die Stern' ſo helle ſcheinen,
So luſtig geht der Rhein.
Das Kraͤnzlein in den Haaren
Steht Dir ſo wunderfein,
Wir wollen etwas fahren
Hinunter auf dem Rhein.“
Zum Kahn folgt' ſie behende,
Setzt ſich ganz vorne hin,
Er ſetzt' ſich an das Ende
Und ließ das Schifflein zieh'n.
Sie ſprach: „Die Toͤne kommen
Verworren durch den Wind,
Die Fenſter ſind verglommen,
Wir fahren ſo geſchwind.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/494>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.