Mitten zwischen ihren Spielen Muß sie sich bezwungen fühlen.
Und es hebt die ewig Schöne, Da der Morgen herrlich schiene, In den Augen große Thränen, Hell die jugendlichen Glieder. "Wie so anders war es damals, Da mich, bräutlich Ausgeschmückte, Aus dem heimathlichen Garten Hier herab der Vater schickte! Wie die Erde frisch und jung noch, Von Gesängen rings erklingend, Schauernd in Erinnerungen, Helle in das Herz mir blickte, Daß ich, schamhaft mich verhüllend, Meinen Ring, vom Glanz geblendet, Schleudert' in die prächt'ge Fülle, Als die ew'ge Braut der Erde. Wo ist nun die Pracht geblieben, Treuer Ernst im rüst'gen Treiben, Rechtes Thun und rechtes Lieben Und die Schönheit und die Freude? Ach! ringsum die Helden alle, Die sonst schön und helle schauten, Um mich in den lichten Tagen Durch die Welt sich fröhlich hauten, Strecken steinern nun die Glieder, Eingehüllt in ihre Fahnen, Sind seitdem so alt geworden,
Mitten zwiſchen ihren Spielen Muß ſie ſich bezwungen fuͤhlen.
Und es hebt die ewig Schoͤne, Da der Morgen herrlich ſchiene, In den Augen große Thraͤnen, Hell die jugendlichen Glieder. „Wie ſo anders war es damals, Da mich, braͤutlich Ausgeſchmuͤckte, Aus dem heimathlichen Garten Hier herab der Vater ſchickte! Wie die Erde friſch und jung noch, Von Geſaͤngen rings erklingend, Schauernd in Erinnerungen, Helle in das Herz mir blickte, Daß ich, ſchamhaft mich verhuͤllend, Meinen Ring, vom Glanz geblendet, Schleudert' in die praͤcht'ge Fuͤlle, Als die ew'ge Braut der Erde. Wo iſt nun die Pracht geblieben, Treuer Ernſt im ruͤſt'gen Treiben, Rechtes Thun und rechtes Lieben Und die Schoͤnheit und die Freude? Ach! ringsum die Helden alle, Die ſonſt ſchoͤn und helle ſchauten, Um mich in den lichten Tagen Durch die Welt ſich froͤhlich hauten, Strecken ſteinern nun die Glieder, Eingehuͤllt in ihre Fahnen, Sind ſeitdem ſo alt geworden,
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Mitten zwiſchen ihren Spielen
Muß ſie ſich bezwungen fuͤhlen.
Und es hebt die ewig Schoͤne,
Da der Morgen herrlich ſchiene,
In den Augen große Thraͤnen,
Hell die jugendlichen Glieder.
„Wie ſo anders war es damals,
Da mich, braͤutlich Ausgeſchmuͤckte,
Aus dem heimathlichen Garten
Hier herab der Vater ſchickte!
Wie die Erde friſch und jung noch,
Von Geſaͤngen rings erklingend,
Schauernd in Erinnerungen,
Helle in das Herz mir blickte,
Daß ich, ſchamhaft mich verhuͤllend,
Meinen Ring, vom Glanz geblendet,
Schleudert' in die praͤcht'ge Fuͤlle,
Als die ew'ge Braut der Erde.
Wo iſt nun die Pracht geblieben,
Treuer Ernſt im ruͤſt'gen Treiben,
Rechtes Thun und rechtes Lieben
Und die Schoͤnheit und die Freude?
Ach! ringsum die Helden alle,
Die ſonſt ſchoͤn und helle ſchauten,
Um mich in den lichten Tagen
Durch die Welt ſich froͤhlich hauten,
Strecken ſteinern nun die Glieder,
Eingehuͤllt in ihre Fahnen,
Sind ſeitdem ſo alt geworden,
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/482>, abgerufen am 18.06.2024.
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