Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Und als die Nacht schritt leis daher, Der Hauptmann stand am Strande, So still im Wald, so still das Meer, Nur die Wachen riefen im Lande. Im Wind die Glock' von selbst anschlug, Da wollt' ein Hauch sich heben, Wie unsichtbarer Engel Flug, Die über's Wasser schweben. Nun sieht er auch im Meere fern Ein Lichtlein hell entglommen; Er dacht', wie ist der schöne Stern Dort in die Flut gekommen? Am Ufer aber durch die Nacht In allen Felsenspalten Regt sich's und schlüpft es leis und sacht, Viel' dunkle, schwanke Gestalten. Nur manchmal von den Buchten her Schallt Ruderschlag von weitem, Auf Barken lautlos in das Meer Sie nach dem Stern hin gleiten. Der wächst und breitet sich im Nah'n
Und streift mit Glanz die Wellen, Es ist ein kleiner Fischerkahn, Den Fackeln mild erhellen. Und als die Nacht ſchritt leis daher, Der Hauptmann ſtand am Strande, So ſtill im Wald, ſo ſtill das Meer, Nur die Wachen riefen im Lande. Im Wind die Glock' von ſelbſt anſchlug, Da wollt' ein Hauch ſich heben, Wie unſichtbarer Engel Flug, Die uͤber's Waſſer ſchweben. Nun ſieht er auch im Meere fern Ein Lichtlein hell entglommen; Er dacht', wie iſt der ſchoͤne Stern Dort in die Flut gekommen? Am Ufer aber durch die Nacht In allen Felſenſpalten Regt ſich's und ſchluͤpft es leis und ſacht, Viel' dunkle, ſchwanke Geſtalten. Nur manchmal von den Buchten her Schallt Ruderſchlag von weitem, Auf Barken lautlos in das Meer Sie nach dem Stern hin gleiten. Der waͤchſt und breitet ſich im Nah'n
Und ſtreift mit Glanz die Wellen, Es iſt ein kleiner Fiſcherkahn, Den Fackeln mild erhellen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0474" n="456"/> <lg type="poem"> <l>Und als die Nacht ſchritt leis daher,</l><lb/> <l>Der Hauptmann ſtand am Strande,</l><lb/> <l>So ſtill im Wald, ſo ſtill das Meer,</l><lb/> <l>Nur die Wachen riefen im Lande.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Im Wind die Glock' von ſelbſt anſchlug,</l><lb/> <l>Da wollt' ein Hauch ſich heben,</l><lb/> <l>Wie unſichtbarer Engel Flug,</l><lb/> <l>Die uͤber's Waſſer ſchweben.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Nun ſieht er auch im Meere fern</l><lb/> <l>Ein Lichtlein hell entglommen;</l><lb/> <l>Er dacht', wie iſt der ſchoͤne Stern</l><lb/> <l>Dort in die Flut gekommen?</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Am Ufer aber durch die Nacht</l><lb/> <l>In allen Felſenſpalten</l><lb/> <l>Regt ſich's und ſchluͤpft es leis und ſacht,</l><lb/> <l>Viel' dunkle, ſchwanke Geſtalten.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Nur manchmal von den Buchten her</l><lb/> <l>Schallt Ruderſchlag von weitem,</l><lb/> <l>Auf Barken lautlos in das Meer</l><lb/> <l>Sie nach dem Stern hin gleiten.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Der waͤchſt und breitet ſich im Nah'n</l><lb/> <l>Und ſtreift mit Glanz die Wellen,</l><lb/> <l>Es iſt ein kleiner Fiſcherkahn,</l><lb/> <l>Den Fackeln mild erhellen.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [456/0474]
Und als die Nacht ſchritt leis daher,
Der Hauptmann ſtand am Strande,
So ſtill im Wald, ſo ſtill das Meer,
Nur die Wachen riefen im Lande.
Im Wind die Glock' von ſelbſt anſchlug,
Da wollt' ein Hauch ſich heben,
Wie unſichtbarer Engel Flug,
Die uͤber's Waſſer ſchweben.
Nun ſieht er auch im Meere fern
Ein Lichtlein hell entglommen;
Er dacht', wie iſt der ſchoͤne Stern
Dort in die Flut gekommen?
Am Ufer aber durch die Nacht
In allen Felſenſpalten
Regt ſich's und ſchluͤpft es leis und ſacht,
Viel' dunkle, ſchwanke Geſtalten.
Nur manchmal von den Buchten her
Schallt Ruderſchlag von weitem,
Auf Barken lautlos in das Meer
Sie nach dem Stern hin gleiten.
Der waͤchſt und breitet ſich im Nah'n
Und ſtreift mit Glanz die Wellen,
Es iſt ein kleiner Fiſcherkahn,
Den Fackeln mild erhellen.
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