in der schönen Sonntagsstille und die Morgenglocken klangen von fern herauf. -- Nun lobet alle Gott! sagte Lothario, faßte Fortunaten und Fiametta bei der Hand und führte sie in die alte Kirche neben dem grünen Platz, die Andern folgten schweigend. Der Mönch stand schon vor dem Altar, zu dem Lothario sie brachte. Die Morgensonne schien seltsam durch das hohe, gemalte Bogenfenster, die Pfeiler waren mit frischen Birken verziert, durch die offene Thüre rausch¬ ten die Bäume herein. Jetzt bemerkte Fortunat erst, daß Fiametta festlich geschmückt war und ein Myr¬ thenkränzchen im Haar hatte, er wußte nicht wie ihm geschah. Und als nun der Mönch sich zu ihnen wandte und fragte: ob sie als getreue Eheleute einander lieben wollten bis in den Tod, sagte Fiametta erröthend aus Herzensgrunde: Ja, und er legte segnend ihre Hände zusammen.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Jungen Eheleuten kommt am Hochzeitsmorgen die Welt wie verwandelt vor, als wäre über Nacht alles schöner und jünger geworden, denn die Erde putzt und spiegelt sich gern in fröhlichen Augen. Wie viel lusti¬
in der ſchoͤnen Sonntagsſtille und die Morgenglocken klangen von fern herauf. — Nun lobet alle Gott! ſagte Lothario, faßte Fortunaten und Fiametta bei der Hand und fuͤhrte ſie in die alte Kirche neben dem gruͤnen Platz, die Andern folgten ſchweigend. Der Moͤnch ſtand ſchon vor dem Altar, zu dem Lothario ſie brachte. Die Morgenſonne ſchien ſeltſam durch das hohe, gemalte Bogenfenſter, die Pfeiler waren mit friſchen Birken verziert, durch die offene Thuͤre rauſch¬ ten die Baͤume herein. Jetzt bemerkte Fortunat erſt, daß Fiametta feſtlich geſchmuͤckt war und ein Myr¬ thenkraͤnzchen im Haar hatte, er wußte nicht wie ihm geſchah. Und als nun der Moͤnch ſich zu ihnen wandte und fragte: ob ſie als getreue Eheleute einander lieben wollten bis in den Tod, ſagte Fiametta erroͤthend aus Herzensgrunde: Ja, und er legte ſegnend ihre Haͤnde zuſammen.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Jungen Eheleuten kommt am Hochzeitsmorgen die Welt wie verwandelt vor, als waͤre uͤber Nacht alles ſchoͤner und juͤnger geworden, denn die Erde putzt und ſpiegelt ſich gern in froͤhlichen Augen. Wie viel luſti¬
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in der ſchoͤnen Sonntagsſtille und die Morgenglocken
klangen von fern herauf. — Nun lobet alle Gott!
ſagte Lothario, faßte Fortunaten und Fiametta bei
der Hand und fuͤhrte ſie in die alte Kirche neben dem
gruͤnen Platz, die Andern folgten ſchweigend. Der
Moͤnch ſtand ſchon vor dem Altar, zu dem Lothario
ſie brachte. Die Morgenſonne ſchien ſeltſam durch
das hohe, gemalte Bogenfenſter, die Pfeiler waren mit
friſchen Birken verziert, durch die offene Thuͤre rauſch¬
ten die Baͤume herein. Jetzt bemerkte Fortunat erſt,
daß Fiametta feſtlich geſchmuͤckt war und ein Myr¬
thenkraͤnzchen im Haar hatte, er wußte nicht wie ihm
geſchah. Und als nun der Moͤnch ſich zu ihnen wandte
und fragte: ob ſie als getreue Eheleute einander lieben
wollten bis in den Tod, ſagte Fiametta erroͤthend aus
Herzensgrunde: Ja, und er legte ſegnend ihre Haͤnde
zuſammen.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Jungen Eheleuten kommt am Hochzeitsmorgen die
Welt wie verwandelt vor, als waͤre uͤber Nacht alles
ſchoͤner und juͤnger geworden, denn die Erde putzt und
ſpiegelt ſich gern in froͤhlichen Augen. Wie viel luſti¬
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/371>, abgerufen am 24.11.2024.
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