liebte -- und das ist die adliche Dame gewiß sammt der alten Tante und dem Rechtsfreund und seiner Kammerjungfer -- die machen zusammen an einem Morgen mehr dumme Streiche als ein gesetzter Autor im letzten Kapitel jemals wieder gut machen kann! -- Da hatte er nun eben recht das Kapitel der Frau Amtmannin getroffen. Sie nickte ihm freundlich zu, klagte über den jetzigen Leichtsinn der Jugend und schob alles auf die Poesie. Fortunat stimmte ihr in seiner Noth gern bei und hetzte noch immer mehr ge¬ gen die Poeten. Der Förster aber, nachdem er end¬ lich alles begriffen, saß währenddeß wie in Konvulsio¬ nen des heftigsten Nachdenkens, bald starrte er in den Himmel, bald wieder in die dicken Tabackswolken vor sich hin. -- Topp, Sie ist's, rief er plötzlich aufsprin¬ gend aus und schlug mit der Hand auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. Wer?! -- wandte sich Fortunat erschrocken herum. Ueber den Lärm war Fiametta aus dem Schlafe aufgefahren, Florentine sah ihr wieder scharf in die verträumten Augen -- es hing alles an einem Haar.
Aber der Förster legte schnell die Pfeife hin und setzte martialisch seinen dreieckigen Hut auf. Jetzt kommt nur mit, sagte er, alle, die ihr hier seyd, zur Mühle dort am Wald, aber sogleich, damit wir die Vögel noch im Nest erwischen. -- Fortunat athmete wieder leichter auf. -- Vergebens drang man nun in
liebte — und das iſt die adliche Dame gewiß ſammt der alten Tante und dem Rechtsfreund und ſeiner Kammerjungfer — die machen zuſammen an einem Morgen mehr dumme Streiche als ein geſetzter Autor im letzten Kapitel jemals wieder gut machen kann! — Da hatte er nun eben recht das Kapitel der Frau Amtmannin getroffen. Sie nickte ihm freundlich zu, klagte uͤber den jetzigen Leichtſinn der Jugend und ſchob alles auf die Poeſie. Fortunat ſtimmte ihr in ſeiner Noth gern bei und hetzte noch immer mehr ge¬ gen die Poeten. Der Foͤrſter aber, nachdem er end¬ lich alles begriffen, ſaß waͤhrenddeß wie in Konvulſio¬ nen des heftigſten Nachdenkens, bald ſtarrte er in den Himmel, bald wieder in die dicken Tabackswolken vor ſich hin. — Topp, Sie iſt's, rief er ploͤtzlich aufſprin¬ gend aus und ſchlug mit der Hand auf den Tiſch, daß die Glaͤſer klirrten. Wer?! — wandte ſich Fortunat erſchrocken herum. Ueber den Laͤrm war Fiametta aus dem Schlafe aufgefahren, Florentine ſah ihr wieder ſcharf in die vertraͤumten Augen — es hing alles an einem Haar.
Aber der Foͤrſter legte ſchnell die Pfeife hin und ſetzte martialiſch ſeinen dreieckigen Hut auf. Jetzt kommt nur mit, ſagte er, alle, die ihr hier ſeyd, zur Muͤhle dort am Wald, aber ſogleich, damit wir die Voͤgel noch im Neſt erwiſchen. — Fortunat athmete wieder leichter auf. — Vergebens drang man nun in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0351"n="344"/>
liebte — und das iſt die adliche Dame gewiß ſammt<lb/>
der alten Tante und dem Rechtsfreund und ſeiner<lb/>
Kammerjungfer — die machen zuſammen an einem<lb/>
Morgen mehr dumme Streiche als ein geſetzter Autor<lb/>
im letzten Kapitel jemals wieder gut machen kann! —<lb/>
Da hatte er nun eben recht das Kapitel der Frau<lb/>
Amtmannin getroffen. Sie nickte ihm freundlich zu,<lb/>
klagte uͤber den jetzigen Leichtſinn der Jugend und<lb/>ſchob alles auf die Poeſie. Fortunat ſtimmte ihr in<lb/>ſeiner Noth gern bei und hetzte noch immer mehr ge¬<lb/>
gen die Poeten. Der Foͤrſter aber, nachdem er end¬<lb/>
lich alles begriffen, ſaß waͤhrenddeß wie in Konvulſio¬<lb/>
nen des heftigſten Nachdenkens, bald ſtarrte er in den<lb/>
Himmel, bald wieder in die dicken Tabackswolken vor<lb/>ſich hin. — Topp, Sie iſt's, rief er ploͤtzlich aufſprin¬<lb/>
gend aus und ſchlug mit der Hand auf den Tiſch, daß<lb/>
die Glaͤſer klirrten. Wer?! — wandte ſich Fortunat<lb/>
erſchrocken herum. Ueber den Laͤrm war Fiametta aus<lb/>
dem Schlafe aufgefahren, Florentine ſah ihr wieder<lb/>ſcharf in die vertraͤumten Augen — es hing alles an<lb/>
einem Haar.</p><lb/><p>Aber der Foͤrſter legte ſchnell die Pfeife hin und<lb/>ſetzte martialiſch ſeinen dreieckigen Hut auf. Jetzt<lb/>
kommt nur mit, ſagte er, alle, die ihr hier ſeyd, zur<lb/>
Muͤhle dort am Wald, aber ſogleich, damit wir die<lb/>
Voͤgel noch im Neſt erwiſchen. — Fortunat athmete<lb/>
wieder leichter auf. — Vergebens drang man nun in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[344/0351]
liebte — und das iſt die adliche Dame gewiß ſammt
der alten Tante und dem Rechtsfreund und ſeiner
Kammerjungfer — die machen zuſammen an einem
Morgen mehr dumme Streiche als ein geſetzter Autor
im letzten Kapitel jemals wieder gut machen kann! —
Da hatte er nun eben recht das Kapitel der Frau
Amtmannin getroffen. Sie nickte ihm freundlich zu,
klagte uͤber den jetzigen Leichtſinn der Jugend und
ſchob alles auf die Poeſie. Fortunat ſtimmte ihr in
ſeiner Noth gern bei und hetzte noch immer mehr ge¬
gen die Poeten. Der Foͤrſter aber, nachdem er end¬
lich alles begriffen, ſaß waͤhrenddeß wie in Konvulſio¬
nen des heftigſten Nachdenkens, bald ſtarrte er in den
Himmel, bald wieder in die dicken Tabackswolken vor
ſich hin. — Topp, Sie iſt's, rief er ploͤtzlich aufſprin¬
gend aus und ſchlug mit der Hand auf den Tiſch, daß
die Glaͤſer klirrten. Wer?! — wandte ſich Fortunat
erſchrocken herum. Ueber den Laͤrm war Fiametta aus
dem Schlafe aufgefahren, Florentine ſah ihr wieder
ſcharf in die vertraͤumten Augen — es hing alles an
einem Haar.
Aber der Foͤrſter legte ſchnell die Pfeife hin und
ſetzte martialiſch ſeinen dreieckigen Hut auf. Jetzt
kommt nur mit, ſagte er, alle, die ihr hier ſeyd, zur
Muͤhle dort am Wald, aber ſogleich, damit wir die
Voͤgel noch im Neſt erwiſchen. — Fortunat athmete
wieder leichter auf. — Vergebens drang man nun in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/351>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.