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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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Wer steht hier draußen? -- Macht auf geschwind!
Schon funkelt das Feld wie geschliffen,
Es ist der lust'ge Morgenwind,
Der kommt durch den Wald gepfiffen.
Ein Wandervöglein, die Wolken und ich
Wir reis'ten um die Wette,
Und jedes dacht': nur spute dich,
Wir treffen sie noch im Bette!
Da sind wir nun, jetzt alle heraus,
Die drinn noch Küsse tauschen!
Wir brechen sonst mit der Thür in's Haus:
Klang, Duft und Waldesrauschen.

Bei den letzten Klängen öffnete sich oben leise ein
Fenster. Florentine fuhr mit dem verschlafenen Köpf¬
chen hervor, er hätte sie beinah nicht wieder erkannt,
so prächtig, voll und blühend war sie geworden. Herr
Jesus! sind Sie's, Herr Baron? rief sie ganz erschrok¬
ken, und schlug schnell das Fenster wieder zu, denn
der Morgenwind wollte ihr das leichte Halstuch neh¬
men. Nun hörte er im Hause die Thüren gehen, ru¬
fen und rumoren. Draußen aber kletterte das Mor¬
genroth fix über die Spaliere und Weinranken das
stille Haus bis zu den Schornsteinen hinan und guckte
neugierig über die Bäume, und Fortunat sang von
neuem:

Ich komme aus Italien fern
Und will Euch alles berichten,
Vom Berg Vesuv und Roma's Stern
Die alten Wundergeschichten.
Wer ſteht hier draußen? — Macht auf geſchwind!
Schon funkelt das Feld wie geſchliffen,
Es iſt der luſt'ge Morgenwind,
Der kommt durch den Wald gepfiffen.
Ein Wandervoͤglein, die Wolken und ich
Wir reiſ'ten um die Wette,
Und jedes dacht': nur ſpute dich,
Wir treffen ſie noch im Bette!
Da ſind wir nun, jetzt alle heraus,
Die drinn noch Kuͤſſe tauſchen!
Wir brechen ſonſt mit der Thuͤr in's Haus:
Klang, Duft und Waldesrauſchen.

Bei den letzten Klaͤngen oͤffnete ſich oben leiſe ein
Fenſter. Florentine fuhr mit dem verſchlafenen Koͤpf¬
chen hervor, er haͤtte ſie beinah nicht wieder erkannt,
ſo praͤchtig, voll und bluͤhend war ſie geworden. Herr
Jeſus! ſind Sie's, Herr Baron? rief ſie ganz erſchrok¬
ken, und ſchlug ſchnell das Fenſter wieder zu, denn
der Morgenwind wollte ihr das leichte Halstuch neh¬
men. Nun hoͤrte er im Hauſe die Thuͤren gehen, ru¬
fen und rumoren. Draußen aber kletterte das Mor¬
genroth fix uͤber die Spaliere und Weinranken das
ſtille Haus bis zu den Schornſteinen hinan und guckte
neugierig uͤber die Baͤume, und Fortunat ſang von
neuem:

Ich komme aus Italien fern
Und will Euch alles berichten,
Vom Berg Veſuv und Roma's Stern
Die alten Wundergeſchichten.
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[338/0345] Wer ſteht hier draußen? — Macht auf geſchwind! Schon funkelt das Feld wie geſchliffen, Es iſt der luſt'ge Morgenwind, Der kommt durch den Wald gepfiffen. Ein Wandervoͤglein, die Wolken und ich Wir reiſ'ten um die Wette, Und jedes dacht': nur ſpute dich, Wir treffen ſie noch im Bette! Da ſind wir nun, jetzt alle heraus, Die drinn noch Kuͤſſe tauſchen! Wir brechen ſonſt mit der Thuͤr in's Haus: Klang, Duft und Waldesrauſchen. Bei den letzten Klaͤngen oͤffnete ſich oben leiſe ein Fenſter. Florentine fuhr mit dem verſchlafenen Koͤpf¬ chen hervor, er haͤtte ſie beinah nicht wieder erkannt, ſo praͤchtig, voll und bluͤhend war ſie geworden. Herr Jeſus! ſind Sie's, Herr Baron? rief ſie ganz erſchrok¬ ken, und ſchlug ſchnell das Fenſter wieder zu, denn der Morgenwind wollte ihr das leichte Halstuch neh¬ men. Nun hoͤrte er im Hauſe die Thuͤren gehen, ru¬ fen und rumoren. Draußen aber kletterte das Mor¬ genroth fix uͤber die Spaliere und Weinranken das ſtille Haus bis zu den Schornſteinen hinan und guckte neugierig uͤber die Baͤume, und Fortunat ſang von neuem: Ich komme aus Italien fern Und will Euch alles berichten, Vom Berg Veſuv und Roma's Stern Die alten Wundergeſchichten.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/345>, abgerufen am 25.11.2024.