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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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hatte, konnte nicht widerstehen, mit einem unerschöpf¬
lichen Schwalle der auserlesensten Redensarten zu ent¬
gegnen, und erweckte dadurch bei der Dame eine nicht
geringe Meinung von sich und seiner feinen Lebensart.

Das ist heute ein rechter Freudentag! sagte der
Amtmann, da soll es auch einmal hoch hergehen. Er
erzählte nun, wie sie heut gegen Abend auch noch ihren
jungen Neffen Otto hier erwarteten, der von der fer¬
nen Universität zurückkehre, um sich zu seiner Anstel¬
lung vorzubereiten. Die Amtmannin ließ mit zufriede¬
ner Miene noch einfließen, daß Otto, der Sohn ihrer
verstorbenen Schwester, aus Herrn Walters Städtchen
sey, daß er schon auf der Schule immer für den still¬
sten und geschicktesten galt, und nun ein wahrer Ge¬
lehrter geworden sey.

Fortunat bemerkte während dieses Gesprächs, daß
sich Walter unterdeß verloren hatte. Der Garten,
der nun in voller Morgenpracht herüberfunkelte, lockte
auch ihn schon lange, und er sagte endlich dem Amt¬
mann, wie er Walter'n vorzüglich in der Absicht hier¬
herbegleitet habe, um die Heimath des berühmten Gra¬
fen Victor einmal in der Nähe zu sehen. Der Amt¬
mann lächelte. Ich weiß nicht, sagte er, ob Sie auch
solcher Meinung sind, aber wenn die Andern von dem
berühmten gelehrten Grafen sprechen, denken sie sich
ihn immer mit der Zipfelperücke, wie den Hilmar Cu¬
ras vor seiner Grammatik. Das kann mich immer

hatte, konnte nicht widerſtehen, mit einem unerſchoͤpf¬
lichen Schwalle der auserleſenſten Redensarten zu ent¬
gegnen, und erweckte dadurch bei der Dame eine nicht
geringe Meinung von ſich und ſeiner feinen Lebensart.

Das iſt heute ein rechter Freudentag! ſagte der
Amtmann, da ſoll es auch einmal hoch hergehen. Er
erzaͤhlte nun, wie ſie heut gegen Abend auch noch ihren
jungen Neffen Otto hier erwarteten, der von der fer¬
nen Univerſitaͤt zuruͤckkehre, um ſich zu ſeiner Anſtel¬
lung vorzubereiten. Die Amtmannin ließ mit zufriede¬
ner Miene noch einfließen, daß Otto, der Sohn ihrer
verſtorbenen Schweſter, aus Herrn Walters Staͤdtchen
ſey, daß er ſchon auf der Schule immer fuͤr den ſtill¬
ſten und geſchickteſten galt, und nun ein wahrer Ge¬
lehrter geworden ſey.

Fortunat bemerkte waͤhrend dieſes Geſpraͤchs, daß
ſich Walter unterdeß verloren hatte. Der Garten,
der nun in voller Morgenpracht heruͤberfunkelte, lockte
auch ihn ſchon lange, und er ſagte endlich dem Amt¬
mann, wie er Walter'n vorzuͤglich in der Abſicht hier¬
herbegleitet habe, um die Heimath des beruͤhmten Gra¬
fen Victor einmal in der Naͤhe zu ſehen. Der Amt¬
mann laͤchelte. Ich weiß nicht, ſagte er, ob Sie auch
ſolcher Meinung ſind, aber wenn die Andern von dem
beruͤhmten gelehrten Grafen ſprechen, denken ſie ſich
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ras vor ſeiner Grammatik. Das kann mich immer

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[22/0029] hatte, konnte nicht widerſtehen, mit einem unerſchoͤpf¬ lichen Schwalle der auserleſenſten Redensarten zu ent¬ gegnen, und erweckte dadurch bei der Dame eine nicht geringe Meinung von ſich und ſeiner feinen Lebensart. Das iſt heute ein rechter Freudentag! ſagte der Amtmann, da ſoll es auch einmal hoch hergehen. Er erzaͤhlte nun, wie ſie heut gegen Abend auch noch ihren jungen Neffen Otto hier erwarteten, der von der fer¬ nen Univerſitaͤt zuruͤckkehre, um ſich zu ſeiner Anſtel¬ lung vorzubereiten. Die Amtmannin ließ mit zufriede¬ ner Miene noch einfließen, daß Otto, der Sohn ihrer verſtorbenen Schweſter, aus Herrn Walters Staͤdtchen ſey, daß er ſchon auf der Schule immer fuͤr den ſtill¬ ſten und geſchickteſten galt, und nun ein wahrer Ge¬ lehrter geworden ſey. Fortunat bemerkte waͤhrend dieſes Geſpraͤchs, daß ſich Walter unterdeß verloren hatte. Der Garten, der nun in voller Morgenpracht heruͤberfunkelte, lockte auch ihn ſchon lange, und er ſagte endlich dem Amt¬ mann, wie er Walter'n vorzuͤglich in der Abſicht hier¬ herbegleitet habe, um die Heimath des beruͤhmten Gra¬ fen Victor einmal in der Naͤhe zu ſehen. Der Amt¬ mann laͤchelte. Ich weiß nicht, ſagte er, ob Sie auch ſolcher Meinung ſind, aber wenn die Andern von dem beruͤhmten gelehrten Grafen ſprechen, denken ſie ſich ihn immer mit der Zipfelperuͤcke, wie den Hilmar Cu¬ ras vor ſeiner Grammatik. Das kann mich immer

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/29>, abgerufen am 23.11.2024.