Dazwischen rauchte er, heftig dampfend, stinkenden Taback aus einer kurzen ungarischen Pfeife, im Wein aber that er wenig Bescheid, er mache ihn, sagte er, aufgeblasen und zänkisch. Er erzählte ihnen, daß er Frater Sammler in dem Kloster oben gewesen, nach dessen Aufhebung aber sich hier angesiedelt habe und bei den Bauern in der Runde, die ihn aus alter Be¬ kanntschaft mit allem, was er brauche, reichlich versä¬ hen, sehr gut seine Rechnung finde. Ueberhaupt sey es ihm im Leben immer gut gegangen. Schon als Kind habe er mit seinem alten Vater, einem blinden Geiger, so viel erbettelt, daß er die Schulen besuchen konnte. Später sey er zum Kürassierregiment einge¬ zogen, aber gleich in der ersten Bataille so übel zuge¬ richtet worden, daß sie ihn doch wieder hätten laufen lassen müssen. Als er darauf in sein Dorf zurückge¬ kommen, habe seine Braut unterdeß einen Andern ge¬ heirathet, den sie nun halb todt keife. Laus Deo! schloß er, mit seinem Glase lustig anstoßend.
Manfred betrachtete, nicht ohne tiefe Wehmuth, den fidelen Einsiedler, den das Leben mit allen seinen Stößen nicht hatte unterkriegen können, und der nun die Frömmigkeit frischweg wie ein löbliches Handwerk trieb. -- Es ist ganz unmöglich, rief er endlich nach einigem Nachsinnen aus, auch Sie sind nicht der Vi¬ talis! --
Oho! erwiederte der Waldbruder, ich und Herr
Dazwiſchen rauchte er, heftig dampfend, ſtinkenden Taback aus einer kurzen ungariſchen Pfeife, im Wein aber that er wenig Beſcheid, er mache ihn, ſagte er, aufgeblaſen und zaͤnkiſch. Er erzaͤhlte ihnen, daß er Frater Sammler in dem Kloſter oben geweſen, nach deſſen Aufhebung aber ſich hier angeſiedelt habe und bei den Bauern in der Runde, die ihn aus alter Be¬ kanntſchaft mit allem, was er brauche, reichlich verſaͤ¬ hen, ſehr gut ſeine Rechnung finde. Ueberhaupt ſey es ihm im Leben immer gut gegangen. Schon als Kind habe er mit ſeinem alten Vater, einem blinden Geiger, ſo viel erbettelt, daß er die Schulen beſuchen konnte. Spaͤter ſey er zum Kuͤraſſierregiment einge¬ zogen, aber gleich in der erſten Bataille ſo uͤbel zuge¬ richtet worden, daß ſie ihn doch wieder haͤtten laufen laſſen muͤſſen. Als er darauf in ſein Dorf zuruͤckge¬ kommen, habe ſeine Braut unterdeß einen Andern ge¬ heirathet, den ſie nun halb todt keife. Laus Deo! ſchloß er, mit ſeinem Glaſe luſtig anſtoßend.
Manfred betrachtete, nicht ohne tiefe Wehmuth, den fidelen Einſiedler, den das Leben mit allen ſeinen Stoͤßen nicht hatte unterkriegen koͤnnen, und der nun die Froͤmmigkeit friſchweg wie ein loͤbliches Handwerk trieb. — Es iſt ganz unmoͤglich, rief er endlich nach einigem Nachſinnen aus, auch Sie ſind nicht der Vi¬ talis! —
Oho! erwiederte der Waldbruder, ich und Herr
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Dazwiſchen rauchte er, heftig dampfend, ſtinkenden
Taback aus einer kurzen ungariſchen Pfeife, im Wein
aber that er wenig Beſcheid, er mache ihn, ſagte er,
aufgeblaſen und zaͤnkiſch. Er erzaͤhlte ihnen, daß er
Frater Sammler in dem Kloſter oben geweſen, nach
deſſen Aufhebung aber ſich hier angeſiedelt habe und
bei den Bauern in der Runde, die ihn aus alter Be¬
kanntſchaft mit allem, was er brauche, reichlich verſaͤ¬
hen, ſehr gut ſeine Rechnung finde. Ueberhaupt ſey
es ihm im Leben immer gut gegangen. Schon als
Kind habe er mit ſeinem alten Vater, einem blinden
Geiger, ſo viel erbettelt, daß er die Schulen beſuchen
konnte. Spaͤter ſey er zum Kuͤraſſierregiment einge¬
zogen, aber gleich in der erſten Bataille ſo uͤbel zuge¬
richtet worden, daß ſie ihn doch wieder haͤtten laufen
laſſen muͤſſen. Als er darauf in ſein Dorf zuruͤckge¬
kommen, habe ſeine Braut unterdeß einen Andern ge¬
heirathet, den ſie nun halb todt keife. Laus Deo!
ſchloß er, mit ſeinem Glaſe luſtig anſtoßend.
Manfred betrachtete, nicht ohne tiefe Wehmuth,
den fidelen Einſiedler, den das Leben mit allen ſeinen
Stoͤßen nicht hatte unterkriegen koͤnnen, und der nun
die Froͤmmigkeit friſchweg wie ein loͤbliches Handwerk
trieb. — Es iſt ganz unmoͤglich, rief er endlich nach
einigem Nachſinnen aus, auch Sie ſind nicht der Vi¬
talis! —
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/287>, abgerufen am 27.11.2024.
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