zwischen den Bäumen entschlüpfen. Außer sich folgt er nach, er erblickt sie von neuem: Reitkleid, Gürtel und Hut, wie sie in Spanien getragen, endlich erreicht er sie, sie wendet sich rasch, mit Grauen sieht er in die dunklen Augenhöhlen einer Larve.
Er steht wie eingewurzelt vor ihr, während sie ihn schweigend zu betrachten scheint. -- Du fernes Wetterleuchten, sagt er endlich ganz verwirrt, ich folge dir, und wär' es in den Wahnsinn! -- Da erhebt sich auf einmal tiefer im Garten ein wunderbarer Gesang, fast ohne Melodie, in wenigen herzzerreißenden Tönen. Sie schauert, als bräch' der Tag an, ihre schwarzen Locken ringeln sich von beiden Seiten herab, er sieht die dunklen Augen aus der Larve funkeln. -- Mor¬ gen! flüstert sie dann kaum hörbar und verschwindet schnell zwischen den wechselnden Schatten.
Victor aber flieht entsetzt durch den Garten, der Mondschein wiegt sich träumend auf dem Gebüsch, seitwärts schwanken Wasserkünste im Wind, wie Feen in langen, wallenden Schleiern. Plötzlich hört er den Gesang wieder erschallen. Auf dem steinernen Rande des Springbrunnens sieht er einen eingeschlummerten Mann sitzen, ohne Hut, mit dem Haupt vornüber nickend, der singt im Schlaf. Bei einem flüchtigen Mondblick glaubt er den bleichen kranken Fürsten zu erkennen.
So kommt er ganz verstört in die Stadt zurück.
zwiſchen den Baͤumen entſchluͤpfen. Außer ſich folgt er nach, er erblickt ſie von neuem: Reitkleid, Guͤrtel und Hut, wie ſie in Spanien getragen, endlich erreicht er ſie, ſie wendet ſich raſch, mit Grauen ſieht er in die dunklen Augenhoͤhlen einer Larve.
Er ſteht wie eingewurzelt vor ihr, waͤhrend ſie ihn ſchweigend zu betrachten ſcheint. — Du fernes Wetterleuchten, ſagt er endlich ganz verwirrt, ich folge dir, und waͤr' es in den Wahnſinn! — Da erhebt ſich auf einmal tiefer im Garten ein wunderbarer Geſang, faſt ohne Melodie, in wenigen herzzerreißenden Toͤnen. Sie ſchauert, als braͤch' der Tag an, ihre ſchwarzen Locken ringeln ſich von beiden Seiten herab, er ſieht die dunklen Augen aus der Larve funkeln. — Mor¬ gen! fluͤſtert ſie dann kaum hoͤrbar und verſchwindet ſchnell zwiſchen den wechſelnden Schatten.
Victor aber flieht entſetzt durch den Garten, der Mondſchein wiegt ſich traͤumend auf dem Gebuͤſch, ſeitwaͤrts ſchwanken Waſſerkuͤnſte im Wind, wie Feen in langen, wallenden Schleiern. Ploͤtzlich hoͤrt er den Geſang wieder erſchallen. Auf dem ſteinernen Rande des Springbrunnens ſieht er einen eingeſchlummerten Mann ſitzen, ohne Hut, mit dem Haupt vornuͤber nickend, der ſingt im Schlaf. Bei einem fluͤchtigen Mondblick glaubt er den bleichen kranken Fuͤrſten zu erkennen.
So kommt er ganz verſtoͤrt in die Stadt zuruͤck.
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zwiſchen den Baͤumen entſchluͤpfen. Außer ſich folgt
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und Hut, wie ſie in Spanien getragen, endlich erreicht
er ſie, ſie wendet ſich raſch, mit Grauen ſieht er in
die dunklen Augenhoͤhlen einer Larve.
Er ſteht wie eingewurzelt vor ihr, waͤhrend ſie
ihn ſchweigend zu betrachten ſcheint. — Du fernes
Wetterleuchten, ſagt er endlich ganz verwirrt, ich folge
dir, und waͤr' es in den Wahnſinn! — Da erhebt ſich
auf einmal tiefer im Garten ein wunderbarer Geſang,
faſt ohne Melodie, in wenigen herzzerreißenden Toͤnen.
Sie ſchauert, als braͤch' der Tag an, ihre ſchwarzen
Locken ringeln ſich von beiden Seiten herab, er ſieht
die dunklen Augen aus der Larve funkeln. — Mor¬
gen! fluͤſtert ſie dann kaum hoͤrbar und verſchwindet
ſchnell zwiſchen den wechſelnden Schatten.
Victor aber flieht entſetzt durch den Garten, der
Mondſchein wiegt ſich traͤumend auf dem Gebuͤſch,
ſeitwaͤrts ſchwanken Waſſerkuͤnſte im Wind, wie Feen
in langen, wallenden Schleiern. Ploͤtzlich hoͤrt er den
Geſang wieder erſchallen. Auf dem ſteinernen Rande
des Springbrunnens ſieht er einen eingeſchlummerten
Mann ſitzen, ohne Hut, mit dem Haupt vornuͤber
nickend, der ſingt im Schlaf. Bei einem fluͤchtigen
Mondblick glaubt er den bleichen kranken Fuͤrſten zu
erkennen.
So kommt er ganz verſtoͤrt in die Stadt zuruͤck.
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/265>, abgerufen am 27.11.2024.
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