merkte, daß schon die Abendsonne schräg durch den Wald funkelte. Jetzt fand er auch, daß sie alle Rich¬ tung verloren hatten, er wußte nicht, wo er war. Ver¬ gebens schlug er den ersten besten Pfad ein, die Wege theilten sich bald von neuem wieder, kein Dorf war ringsumher zu sehen, je tiefer sie in den Wald kamen, je ungeduldiger wurde er, er wollte durchaus noch heut nach Hohenstein. Unterdeß war die Nacht völlig her¬ eingebrochen, sie mußten absteigen, und ihre Pferde hinter sich herführen, da der Holzweg sich nach und nach in einen verwachsenen Fußsteig verlor.
Walter war verdrießlich, und sprach wenig. For¬ tunat aber wurde immer vergnügter, je weiter sie fort¬ schritten, und blickte recht mit frischem Herzen in die wunderbaren Mondlichter und die räthselhaften Ab¬ gründe, an denen sie vorüberzogen. Oft hielten sie horchend still, denn es war ihnen, als hörten sie aus weiter Ferne Hunde bellen, und den dumpfen Takt eines Pochhammers dazwischen; aber das ein¬ förmige Rauschen der Wälder verschlang immer alles wieder.
Walter schwor endlich, nicht einen Schritt mehr weiterzugehen, er band sein Pferd an, und setzte sich maulend daneben. Fortunat hatte sich gleichfalls auf den Rasen hingestreckt, während sein Gefährte nun allerlei Reden über unzeitige Romantik und verlorene Zeit verlauten ließ. Fortunat antwortete nicht darauf,
merkte, daß ſchon die Abendſonne ſchraͤg durch den Wald funkelte. Jetzt fand er auch, daß ſie alle Rich¬ tung verloren hatten, er wußte nicht, wo er war. Ver¬ gebens ſchlug er den erſten beſten Pfad ein, die Wege theilten ſich bald von neuem wieder, kein Dorf war ringsumher zu ſehen, je tiefer ſie in den Wald kamen, je ungeduldiger wurde er, er wollte durchaus noch heut nach Hohenſtein. Unterdeß war die Nacht voͤllig her¬ eingebrochen, ſie mußten abſteigen, und ihre Pferde hinter ſich herfuͤhren, da der Holzweg ſich nach und nach in einen verwachſenen Fußſteig verlor.
Walter war verdrießlich, und ſprach wenig. For¬ tunat aber wurde immer vergnuͤgter, je weiter ſie fort¬ ſchritten, und blickte recht mit friſchem Herzen in die wunderbaren Mondlichter und die raͤthſelhaften Ab¬ gruͤnde, an denen ſie voruͤberzogen. Oft hielten ſie horchend ſtill, denn es war ihnen, als hoͤrten ſie aus weiter Ferne Hunde bellen, und den dumpfen Takt eines Pochhammers dazwiſchen; aber das ein¬ foͤrmige Rauſchen der Waͤlder verſchlang immer alles wieder.
Walter ſchwor endlich, nicht einen Schritt mehr weiterzugehen, er band ſein Pferd an, und ſetzte ſich maulend daneben. Fortunat hatte ſich gleichfalls auf den Raſen hingeſtreckt, waͤhrend ſein Gefaͤhrte nun allerlei Reden uͤber unzeitige Romantik und verlorene Zeit verlauten ließ. Fortunat antwortete nicht darauf,
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merkte, daß ſchon die Abendſonne ſchraͤg durch den
Wald funkelte. Jetzt fand er auch, daß ſie alle Rich¬
tung verloren hatten, er wußte nicht, wo er war. Ver¬
gebens ſchlug er den erſten beſten Pfad ein, die Wege
theilten ſich bald von neuem wieder, kein Dorf war
ringsumher zu ſehen, je tiefer ſie in den Wald kamen,
je ungeduldiger wurde er, er wollte durchaus noch heut
nach Hohenſtein. Unterdeß war die Nacht voͤllig her¬
eingebrochen, ſie mußten abſteigen, und ihre Pferde
hinter ſich herfuͤhren, da der Holzweg ſich nach und
nach in einen verwachſenen Fußſteig verlor.
Walter war verdrießlich, und ſprach wenig. For¬
tunat aber wurde immer vergnuͤgter, je weiter ſie fort¬
ſchritten, und blickte recht mit friſchem Herzen in die
wunderbaren Mondlichter und die raͤthſelhaften Ab¬
gruͤnde, an denen ſie voruͤberzogen. Oft hielten ſie
horchend ſtill, denn es war ihnen, als hoͤrten ſie
aus weiter Ferne Hunde bellen, und den dumpfen
Takt eines Pochhammers dazwiſchen; aber das ein¬
foͤrmige Rauſchen der Waͤlder verſchlang immer alles
wieder.
Walter ſchwor endlich, nicht einen Schritt mehr
weiterzugehen, er band ſein Pferd an, und ſetzte ſich
maulend daneben. Fortunat hatte ſich gleichfalls auf
den Raſen hingeſtreckt, waͤhrend ſein Gefaͤhrte nun
allerlei Reden uͤber unzeitige Romantik und verlorene
Zeit verlauten ließ. Fortunat antwortete nicht darauf,
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/23>, abgerufen am 22.11.2024.
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