von Gletschern im hellsten Mondschein über den Wäl¬ dern, nur der dumpfe Donner einer Lawine hallte von Zeit zu Zeit durch die große Einsamkeit herüber.
Jetzt erst fiel ihm der grillenhaft verworrene Bau des Hauses auf, er betrachtete schläfrig die kleinen hölzernen Gallerien, Winkel und Erker, als auf ein¬ mal in dem alten Seiten-Anbau sich ein Laden öffnete und eine Dame, dicht in einen langen Schleier ge¬ hüllt, am Fenster erschien. Fortunat, scharf hinblik¬ kend, schauerte innerlichst zusammen -- es war der Hut, das Reitkleid, Gestalt und Art der Gräfin Juanna! -- Der Mond funkelte über ihren Gürtel, wie damals auf der Jagd, dann wurde das Fenster schnell wieder geschlossen. Gleich darauf aber sah er den Wirth zwei gesattelte Pferde auf den Hof führen, die Dame trat mit einem fremden Mann aus dem Hause, alles ganz sacht und leise, wie Wolken in der Nacht, sie flüsterten heimlich untereinander und mit dem Wirth, der ihm auf einmal selbst gespenstisch vor¬ kam, und eh' er sich noch besinnen konnte, war die ganze Erscheinung, wie ein Zug Verstorbener, im wechselnden Mondlicht zwischen den Felsen und Bäu¬ men verschwunden.
Fortunat war geblendet, wie einer, der Nachts in den Blitz gesehen; er eilte nun die Leiter hinab, der Hof war leer, als wäre nichts geschehen, aber zu sei¬ nem Erstaunen hörte er nun in einiger Entfernung
von Gletſchern im hellſten Mondſchein uͤber den Waͤl¬ dern, nur der dumpfe Donner einer Lawine hallte von Zeit zu Zeit durch die große Einſamkeit heruͤber.
Jetzt erſt fiel ihm der grillenhaft verworrene Bau des Hauſes auf, er betrachtete ſchlaͤfrig die kleinen hoͤlzernen Gallerien, Winkel und Erker, als auf ein¬ mal in dem alten Seiten-Anbau ſich ein Laden oͤffnete und eine Dame, dicht in einen langen Schleier ge¬ huͤllt, am Fenſter erſchien. Fortunat, ſcharf hinblik¬ kend, ſchauerte innerlichſt zuſammen — es war der Hut, das Reitkleid, Geſtalt und Art der Graͤfin Juanna! — Der Mond funkelte uͤber ihren Guͤrtel, wie damals auf der Jagd, dann wurde das Fenſter ſchnell wieder geſchloſſen. Gleich darauf aber ſah er den Wirth zwei geſattelte Pferde auf den Hof fuͤhren, die Dame trat mit einem fremden Mann aus dem Hauſe, alles ganz ſacht und leiſe, wie Wolken in der Nacht, ſie fluͤſterten heimlich untereinander und mit dem Wirth, der ihm auf einmal ſelbſt geſpenſtiſch vor¬ kam, und eh' er ſich noch beſinnen konnte, war die ganze Erſcheinung, wie ein Zug Verſtorbener, im wechſelnden Mondlicht zwiſchen den Felſen und Baͤu¬ men verſchwunden.
Fortunat war geblendet, wie einer, der Nachts in den Blitz geſehen; er eilte nun die Leiter hinab, der Hof war leer, als waͤre nichts geſchehen, aber zu ſei¬ nem Erſtaunen hoͤrte er nun in einiger Entfernung
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von Gletſchern im hellſten Mondſchein uͤber den Waͤl¬
dern, nur der dumpfe Donner einer Lawine hallte von
Zeit zu Zeit durch die große Einſamkeit heruͤber.
Jetzt erſt fiel ihm der grillenhaft verworrene Bau
des Hauſes auf, er betrachtete ſchlaͤfrig die kleinen
hoͤlzernen Gallerien, Winkel und Erker, als auf ein¬
mal in dem alten Seiten-Anbau ſich ein Laden oͤffnete
und eine Dame, dicht in einen langen Schleier ge¬
huͤllt, am Fenſter erſchien. Fortunat, ſcharf hinblik¬
kend, ſchauerte innerlichſt zuſammen — es war der
Hut, das Reitkleid, Geſtalt und Art der Graͤfin
Juanna! — Der Mond funkelte uͤber ihren Guͤrtel,
wie damals auf der Jagd, dann wurde das Fenſter
ſchnell wieder geſchloſſen. Gleich darauf aber ſah er
den Wirth zwei geſattelte Pferde auf den Hof fuͤhren,
die Dame trat mit einem fremden Mann aus dem
Hauſe, alles ganz ſacht und leiſe, wie Wolken in der
Nacht, ſie fluͤſterten heimlich untereinander und mit
dem Wirth, der ihm auf einmal ſelbſt geſpenſtiſch vor¬
kam, und eh' er ſich noch beſinnen konnte, war die
ganze Erſcheinung, wie ein Zug Verſtorbener, im
wechſelnden Mondlicht zwiſchen den Felſen und Baͤu¬
men verſchwunden.
Fortunat war geblendet, wie einer, der Nachts
in den Blitz geſehen; er eilte nun die Leiter hinab, der
Hof war leer, als waͤre nichts geſchehen, aber zu ſei¬
nem Erſtaunen hoͤrte er nun in einiger Entfernung
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/189>, abgerufen am 23.11.2024.
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