Waltern von allen Seiten umging und betrachtete; denn es kam ihm vor, als wäre seit den zwei Jahren, daß sie einander nicht gesehen, die Zeit mit ihrem Pelz¬ ärmel seltsam über das frische Bild des Freundes da¬ hingefahren, er schien langsamer, bleicher und gebück¬ ter. Dieser dagegen konnte sich gar nicht satt sehen an den klaren Augen und der heiteren schlanken Ge¬ stalt Fortunats, die in der schönen Reisetracht an Studenten, Jäger, Soldaten und alles Fröhliche der unvergänglichen Jugend erinnerte. -- Fragen und Ge¬ genfragen kreuzten sich nun rasch, ohne eine Antwort abzuwarten. Walter pries vor allem sein Glück, das ihn hier so schnell eine leidliche Stelle hatte finden lassen, es fehlte nicht an größeren Aussichten, und so sehe er einer heiteren sorgenlosen Zukunft entgegen. -- Dazwischen hatte er in seiner freudigen Unruhe bald noch einen Brief zusammenzufalten, bald ein Paket Akten zu binden, bald draußen etwas zu bestellen, beide konnten den alten, vertraulichen Ton gar nicht wiederfinden.
Unterdeß war eine alte Frau hereingetreten, und fing an, eine altmodische Kaffee-Serviette zierlich aus¬ zubreiten und Teller, Gläser und Weinflaschen aufzu¬ stellen, wobei sie von der Seite ehrerbietige Blicke auf den vornehmen fremden Herrn warf, der eine solche Revolution in der einförmigen Junggesellenwirthschaft verursachte. Fortunat aber überschaute am Fenster
Waltern von allen Seiten umging und betrachtete; denn es kam ihm vor, als waͤre ſeit den zwei Jahren, daß ſie einander nicht geſehen, die Zeit mit ihrem Pelz¬ aͤrmel ſeltſam uͤber das friſche Bild des Freundes da¬ hingefahren, er ſchien langſamer, bleicher und gebuͤck¬ ter. Dieſer dagegen konnte ſich gar nicht ſatt ſehen an den klaren Augen und der heiteren ſchlanken Ge¬ ſtalt Fortunats, die in der ſchoͤnen Reiſetracht an Studenten, Jaͤger, Soldaten und alles Froͤhliche der unvergaͤnglichen Jugend erinnerte. — Fragen und Ge¬ genfragen kreuzten ſich nun raſch, ohne eine Antwort abzuwarten. Walter pries vor allem ſein Gluͤck, das ihn hier ſo ſchnell eine leidliche Stelle hatte finden laſſen, es fehlte nicht an groͤßeren Ausſichten, und ſo ſehe er einer heiteren ſorgenloſen Zukunft entgegen. — Dazwiſchen hatte er in ſeiner freudigen Unruhe bald noch einen Brief zuſammenzufalten, bald ein Paket Akten zu binden, bald draußen etwas zu beſtellen, beide konnten den alten, vertraulichen Ton gar nicht wiederfinden.
Unterdeß war eine alte Frau hereingetreten, und fing an, eine altmodiſche Kaffee-Serviette zierlich aus¬ zubreiten und Teller, Glaͤſer und Weinflaſchen aufzu¬ ſtellen, wobei ſie von der Seite ehrerbietige Blicke auf den vornehmen fremden Herrn warf, der eine ſolche Revolution in der einfoͤrmigen Junggeſellenwirthſchaft verurſachte. Fortunat aber uͤberſchaute am Fenſter
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[5/0012]
Waltern von allen Seiten umging und betrachtete;
denn es kam ihm vor, als waͤre ſeit den zwei Jahren,
daß ſie einander nicht geſehen, die Zeit mit ihrem Pelz¬
aͤrmel ſeltſam uͤber das friſche Bild des Freundes da¬
hingefahren, er ſchien langſamer, bleicher und gebuͤck¬
ter. Dieſer dagegen konnte ſich gar nicht ſatt ſehen
an den klaren Augen und der heiteren ſchlanken Ge¬
ſtalt Fortunats, die in der ſchoͤnen Reiſetracht an
Studenten, Jaͤger, Soldaten und alles Froͤhliche der
unvergaͤnglichen Jugend erinnerte. — Fragen und Ge¬
genfragen kreuzten ſich nun raſch, ohne eine Antwort
abzuwarten. Walter pries vor allem ſein Gluͤck, das
ihn hier ſo ſchnell eine leidliche Stelle hatte finden
laſſen, es fehlte nicht an groͤßeren Ausſichten, und ſo
ſehe er einer heiteren ſorgenloſen Zukunft entgegen. —
Dazwiſchen hatte er in ſeiner freudigen Unruhe bald
noch einen Brief zuſammenzufalten, bald ein Paket
Akten zu binden, bald draußen etwas zu beſtellen,
beide konnten den alten, vertraulichen Ton gar nicht
wiederfinden.
Unterdeß war eine alte Frau hereingetreten, und
fing an, eine altmodiſche Kaffee-Serviette zierlich aus¬
zubreiten und Teller, Glaͤſer und Weinflaſchen aufzu¬
ſtellen, wobei ſie von der Seite ehrerbietige Blicke auf
den vornehmen fremden Herrn warf, der eine ſolche
Revolution in der einfoͤrmigen Junggeſellenwirthſchaft
verurſachte. Fortunat aber uͤberſchaute am Fenſter
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/12>, abgerufen am 23.11.2024.
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