uns zum erstenmal sahen? Du kamst vom Gibichen¬ stein herab mit einem studentischen Helm, daß der Fe¬ derbusch dir in die Augen hing; damals gefielst du mir besser, als jetzt so mit dem närrischen Frack. -- Otto'n war's bei diesen Worten, als tauchte seine ganze, schöne Jugendzeit wieder vor ihm auf, das Mädchen war nur so wild, das störte ihn heimlich. -- Es war in den ersten Frühlingstagen, sagte er, überall zogen Studenten durch's Grün, du saßest auf der Bank vor dem Wirthshause unter den Linden und spieltest die Harfe. -- Ja, ja, fiel ihm Kordelchen in die Rede, und du glaubtest, ich spielte für Geld, und setztest dich neben mich und drücktest mir einen Thaler in die Hand. -- Und du, versetzte Otto, besahst ver¬ wundert das Geld, dann stecktest du's lachend ein, gabst mir schnell einen Kuß und verschwandst im Hause, und ich sah' dich nicht mehr wieder. Ach Kor¬ delchen! nun ist ja alles, alles wieder gut, und -- Nun und was denn?! rief Kordelchen lustig, sprang schnell auf und verlor sich in dem dicksten Haufen.
Kamilla, die es mit angesehen, ging eben vor¬ nehm vorüber und sprach halbleise von wilden Wald¬ beeren, womit man Gimpel fange. Otto aber hielt sich nun nicht länger und fiel ganz glückselig dem For¬ tunat um den Hals. Ach, rief er aus, ich bin so von Grund der Seele vergnügt, wie ein Vogel in der Luft! -- Sie gingen mit einander auf den mondbe¬
uns zum erſtenmal ſahen? Du kamſt vom Gibichen¬ ſtein herab mit einem ſtudentiſchen Helm, daß der Fe¬ derbuſch dir in die Augen hing; damals gefielſt du mir beſſer, als jetzt ſo mit dem naͤrriſchen Frack. — Otto'n war's bei dieſen Worten, als tauchte ſeine ganze, ſchoͤne Jugendzeit wieder vor ihm auf, das Maͤdchen war nur ſo wild, das ſtoͤrte ihn heimlich. — Es war in den erſten Fruͤhlingstagen, ſagte er, uͤberall zogen Studenten durch's Gruͤn, du ſaßeſt auf der Bank vor dem Wirthshauſe unter den Linden und ſpielteſt die Harfe. — Ja, ja, fiel ihm Kordelchen in die Rede, und du glaubteſt, ich ſpielte fuͤr Geld, und ſetzteſt dich neben mich und druͤckteſt mir einen Thaler in die Hand. — Und du, verſetzte Otto, beſahſt ver¬ wundert das Geld, dann ſteckteſt du's lachend ein, gabſt mir ſchnell einen Kuß und verſchwandſt im Hauſe, und ich ſah' dich nicht mehr wieder. Ach Kor¬ delchen! nun iſt ja alles, alles wieder gut, und — Nun und was denn?! rief Kordelchen luſtig, ſprang ſchnell auf und verlor ſich in dem dickſten Haufen.
Kamilla, die es mit angeſehen, ging eben vor¬ nehm voruͤber und ſprach halbleiſe von wilden Wald¬ beeren, womit man Gimpel fange. Otto aber hielt ſich nun nicht laͤnger und fiel ganz gluͤckſelig dem For¬ tunat um den Hals. Ach, rief er aus, ich bin ſo von Grund der Seele vergnuͤgt, wie ein Vogel in der Luft! — Sie gingen mit einander auf den mondbe¬
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uns zum erſtenmal ſahen? Du kamſt vom Gibichen¬
ſtein herab mit einem ſtudentiſchen Helm, daß der Fe¬
derbuſch dir in die Augen hing; damals gefielſt du
mir beſſer, als jetzt ſo mit dem naͤrriſchen Frack. —
Otto'n war's bei dieſen Worten, als tauchte ſeine
ganze, ſchoͤne Jugendzeit wieder vor ihm auf, das
Maͤdchen war nur ſo wild, das ſtoͤrte ihn heimlich. —
Es war in den erſten Fruͤhlingstagen, ſagte er, uͤberall
zogen Studenten durch's Gruͤn, du ſaßeſt auf der
Bank vor dem Wirthshauſe unter den Linden und
ſpielteſt die Harfe. — Ja, ja, fiel ihm Kordelchen in
die Rede, und du glaubteſt, ich ſpielte fuͤr Geld, und
ſetzteſt dich neben mich und druͤckteſt mir einen Thaler
in die Hand. — Und du, verſetzte Otto, beſahſt ver¬
wundert das Geld, dann ſteckteſt du's lachend ein,
gabſt mir ſchnell einen Kuß und verſchwandſt im
Hauſe, und ich ſah' dich nicht mehr wieder. Ach Kor¬
delchen! nun iſt ja alles, alles wieder gut, und —
Nun und was denn?! rief Kordelchen luſtig, ſprang
ſchnell auf und verlor ſich in dem dickſten Haufen.
Kamilla, die es mit angeſehen, ging eben vor¬
nehm voruͤber und ſprach halbleiſe von wilden Wald¬
beeren, womit man Gimpel fange. Otto aber hielt
ſich nun nicht laͤnger und fiel ganz gluͤckſelig dem For¬
tunat um den Hals. Ach, rief er aus, ich bin ſo
von Grund der Seele vergnuͤgt, wie ein Vogel in der
Luft! — Sie gingen mit einander auf den mondbe¬
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/118>, abgerufen am 22.11.2024.
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