hens ihn zu begleiten; er mußte ihm aber dagegen geloben, ihn auf seinem Schlosse zu erwarten. Sie blieben nun noch einige Zeit beyeinander. Aber Leontin blieb nachdenklich und still. Seine beyden Gäste begaben sich daher bald zur Ruhe, ohne zu wissen, was sie von seiner Veränderung und ra¬ schem Entschlusse denken sollten. Noch im Weggeh'n hörten sie ihn singen:
Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
Bangt dir das Herz in krankem Muth! Nichts ist so trüb in Nacht gestellt, Der Morgen leicht macht's wieder gut.
Am Morgen frühzeitig blickte Friedrich aus seinem Fenster. Da sah er Leontin schon unten auf der Waldstrasse auf das Schloß seiner Schwester zureiten. Er eilte schnell hinab und ritt ihm nach.
Als er auf Rosa's Schlosse ankam, fand er Leontin im Garten in einem lauten Wortwechsel mit seiner Schwester. Leontin war nemlich hergekom¬ men, um Abschied von ihr zu nehmen. Rosa hat¬ te aber kaum von seinem Vorhaben gehört, als sie sogleich mit aller Heftigkeit den Gedanken ergriff mitzureisen. Das laß ich wohl bleiben, sagte Leon¬ tin, da schnüre ich noch heut mein Bündel und reit' euch ganz allein davon. Ich will eben als ein Ver¬ zweifelter weit in die Welt hinaus, will mich, wie Don Quixote, im Gebirge auf den Kopf stellen und einmal recht verrückt seyn, und da fällt's euch ge¬ rade ein, hinter mir drein zu zotteln, als reisten wir nach Karlsbad oder Pyrmont, um mich jedes¬
hens ihn zu begleiten; er mußte ihm aber dagegen geloben, ihn auf ſeinem Schloſſe zu erwarten. Sie blieben nun noch einige Zeit beyeinander. Aber Leontin blieb nachdenklich und ſtill. Seine beyden Gäſte begaben ſich daher bald zur Ruhe, ohne zu wiſſen, was ſie von ſeiner Veränderung und ra¬ ſchem Entſchluſſe denken ſollten. Noch im Weggeh'n hörten ſie ihn ſingen:
Hinaus, o Menſch, weit in die Welt,
Bangt dir das Herz in krankem Muth! Nichts iſt ſo trüb in Nacht geſtellt, Der Morgen leicht macht's wieder gut.
Am Morgen frühzeitig blickte Friedrich aus ſeinem Fenſter. Da ſah er Leontin ſchon unten auf der Waldſtraſſe auf das Schloß ſeiner Schweſter zureiten. Er eilte ſchnell hinab und ritt ihm nach.
Als er auf Roſa's Schloſſe ankam, fand er Leontin im Garten in einem lauten Wortwechſel mit ſeiner Schweſter. Leontin war nemlich hergekom¬ men, um Abſchied von ihr zu nehmen. Roſa hat¬ te aber kaum von ſeinem Vorhaben gehört, als ſie ſogleich mit aller Heftigkeit den Gedanken ergriff mitzureiſen. Das laß ich wohl bleiben, ſagte Leon¬ tin, da ſchnüre ich noch heut mein Bündel und reit' euch ganz allein davon. Ich will eben als ein Ver¬ zweifelter weit in die Welt hinaus, will mich, wie Don Quixote, im Gebirge auf den Kopf ſtellen und einmal recht verrückt ſeyn, und da fällt's euch ge¬ rade ein, hinter mir drein zu zotteln, als reisten wir nach Karlsbad oder Pyrmont, um mich jedes¬
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hens ihn zu begleiten; er mußte ihm aber dagegen
geloben, ihn auf ſeinem Schloſſe zu erwarten. Sie
blieben nun noch einige Zeit beyeinander. Aber
Leontin blieb nachdenklich und ſtill. Seine beyden
Gäſte begaben ſich daher bald zur Ruhe, ohne zu
wiſſen, was ſie von ſeiner Veränderung und ra¬
ſchem Entſchluſſe denken ſollten. Noch im Weggeh'n
hörten ſie ihn ſingen:
Hinaus, o Menſch, weit in die Welt,
Bangt dir das Herz in krankem Muth!
Nichts iſt ſo trüb in Nacht geſtellt,
Der Morgen leicht macht's wieder gut.
Am Morgen frühzeitig blickte Friedrich aus
ſeinem Fenſter. Da ſah er Leontin ſchon unten auf
der Waldſtraſſe auf das Schloß ſeiner Schweſter
zureiten. Er eilte ſchnell hinab und ritt ihm nach.
Als er auf Roſa's Schloſſe ankam, fand er
Leontin im Garten in einem lauten Wortwechſel mit
ſeiner Schweſter. Leontin war nemlich hergekom¬
men, um Abſchied von ihr zu nehmen. Roſa hat¬
te aber kaum von ſeinem Vorhaben gehört, als ſie
ſogleich mit aller Heftigkeit den Gedanken ergriff
mitzureiſen. Das laß ich wohl bleiben, ſagte Leon¬
tin, da ſchnüre ich noch heut mein Bündel und reit'
euch ganz allein davon. Ich will eben als ein Ver¬
zweifelter weit in die Welt hinaus, will mich, wie
Don Quixote, im Gebirge auf den Kopf ſtellen und
einmal recht verrückt ſeyn, und da fällt's euch ge¬
rade ein, hinter mir drein zu zotteln, als reisten
wir nach Karlsbad oder Pyrmont, um mich jedes¬
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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