eine Menge Leute sich dreh'n und wirren, manches Paar lehnte sich in die offenen Fenster, und sah in die regnerische Gegend hinaus.
Wem gehört das Schloß da droben, wo es so lustig hergeht? fragte Friedrich. Der Gräfin Ro¬ mana, war die Antwort. Unwillkührlich schauderte er bey dieser unerwarteten Antwort zusammen. Er¬ staunt drang er nun mit Fragen in den Mann und hörte mit den seltsamsten Empfindungen zu, als die¬ ser erzählte: Als die letzte Schlacht verlohren war und alles recht drunter und drüber gieng, heißa! da wurde unsere Gräfin so lustig! -- Ihr Vermö¬ gen war verlohren, ihre Güter und Schlösser ver¬ wüstet, und, als unser Dorf in Flammen aufgieng, sahen wir sie mit einem feindlichen Offiziere an dem Brande vorbeyreiten, der hatte sie vorn vor sich auf seinem Pferde, und so gieng es fort in alle Welt. Seit einigen Tagen hatte der Feind dort unten auf den Feldern sein Lager aufgeschlagen; da war ein Trommeln, Jubeln, Musizieren, Sauffen und Lachen Tag und Nacht, und unsere Gräfin mitten unter ihnen, wie eine Marketenderin. Ge¬ stern ist das Lager aufgebrochen und die Gräfin giebt den Offizieren, die heut auch noch nachziehen, droben den Abschiedsschmauß. -- Friedrich war über dieser Erzählung in Nachdenken versunken. -- Ich sehe den Offizier noch immer vor mir, fuhr der Mann bald darauf wieder fort, der den Befehl gab, unsere Häuser anzustecken. Ich lag eben hin¬ ter einem Zaune, ganz zusammengehauen. Er saß
eine Menge Leute ſich dreh'n und wirren, manches Paar lehnte ſich in die offenen Fenſter, und ſah in die regneriſche Gegend hinaus.
Wem gehört das Schloß da droben, wo es ſo luſtig hergeht? fragte Friedrich. Der Gräfin Ro¬ mana, war die Antwort. Unwillkührlich ſchauderte er bey dieſer unerwarteten Antwort zuſammen. Er¬ ſtaunt drang er nun mit Fragen in den Mann und hörte mit den ſeltſamſten Empfindungen zu, als die¬ ſer erzählte: Als die letzte Schlacht verlohren war und alles recht drunter und drüber gieng, heißa! da wurde unſere Gräfin ſo luſtig! — Ihr Vermö¬ gen war verlohren, ihre Güter und Schlöſſer ver¬ wüſtet, und, als unſer Dorf in Flammen aufgieng, ſahen wir ſie mit einem feindlichen Offiziere an dem Brande vorbeyreiten, der hatte ſie vorn vor ſich auf ſeinem Pferde, und ſo gieng es fort in alle Welt. Seit einigen Tagen hatte der Feind dort unten auf den Feldern ſein Lager aufgeſchlagen; da war ein Trommeln, Jubeln, Muſizieren, Sauffen und Lachen Tag und Nacht, und unſere Gräfin mitten unter ihnen, wie eine Marketenderin. Ge¬ ſtern iſt das Lager aufgebrochen und die Gräfin giebt den Offizieren, die heut auch noch nachziehen, droben den Abſchiedsſchmauß. — Friedrich war über dieſer Erzählung in Nachdenken verſunken. — Ich ſehe den Offizier noch immer vor mir, fuhr der Mann bald darauf wieder fort, der den Befehl gab, unſere Häuſer anzuſtecken. Ich lag eben hin¬ ter einem Zaune, ganz zuſammengehauen. Er ſaß
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eine Menge Leute ſich dreh'n und wirren, manches
Paar lehnte ſich in die offenen Fenſter, und ſah in
die regneriſche Gegend hinaus.
Wem gehört das Schloß da droben, wo es ſo
luſtig hergeht? fragte Friedrich. Der Gräfin Ro¬
mana, war die Antwort. Unwillkührlich ſchauderte
er bey dieſer unerwarteten Antwort zuſammen. Er¬
ſtaunt drang er nun mit Fragen in den Mann und
hörte mit den ſeltſamſten Empfindungen zu, als die¬
ſer erzählte: Als die letzte Schlacht verlohren war
und alles recht drunter und drüber gieng, heißa!
da wurde unſere Gräfin ſo luſtig! — Ihr Vermö¬
gen war verlohren, ihre Güter und Schlöſſer ver¬
wüſtet, und, als unſer Dorf in Flammen aufgieng,
ſahen wir ſie mit einem feindlichen Offiziere an dem
Brande vorbeyreiten, der hatte ſie vorn vor ſich
auf ſeinem Pferde, und ſo gieng es fort in alle
Welt. Seit einigen Tagen hatte der Feind dort
unten auf den Feldern ſein Lager aufgeſchlagen; da
war ein Trommeln, Jubeln, Muſizieren, Sauffen
und Lachen Tag und Nacht, und unſere Gräfin
mitten unter ihnen, wie eine Marketenderin. Ge¬
ſtern iſt das Lager aufgebrochen und die Gräfin
giebt den Offizieren, die heut auch noch nachziehen,
droben den Abſchiedsſchmauß. — Friedrich war über
dieſer Erzählung in Nachdenken verſunken. — Ich
ſehe den Offizier noch immer vor mir, fuhr der
Mann bald darauf wieder fort, der den Befehl
gab, unſere Häuſer anzuſtecken. Ich lag eben hin¬
ter einem Zaune, ganz zuſammengehauen. Er ſaß
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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