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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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er in ihm denselben Studenten wiedererkannte, den
er damals auf der Wiese unter den herumziehenden
Komödianten getroffen hatte, als er auf Romanas
Schloß zum Besuche ritt. Doch hatte er sich seitdem
sehr verändert, er sah blaß aus, seine Kleidung
war abgerissen, er schien ganz herunter. Sie setz¬
ten sich sogleich in Marsch, und da es zum Gesetz
gemacht worden war, den ganzen Weg nichts mit¬
einander zu sprechen, so konnte Friedrich nicht er¬
fahren, wie derselbe aufs Gebirge und in diesen
Zustand gerathen war.

Sie giengen nun zwischen Wäldern, Felsen¬
wänden und unabsehbaren Abgründen immerfort;
der ganze Kreis der Berge lag still, nur die Wäl¬
der rauschten von unten herauf, ein scharfer Wind
gieng auf der Höhe. Der Gemsenjäger schritt frisch
voran, sie sprachen kein Wort. Als sie einige Zeit
so fortgezogen waren, hörten sie plötzlich über sich
mehrere Stimmen in ausländischer Sprache. Sie
blieben stehen und drückten sich alle hart an die
Felsenwand an. Die Stimmen kamen auf sie los
und schienen auf einmal dicht bey ihnen; dann lenk¬
ten sie wieder seitwärts und verlohren sich schnell.
Dieß bewog den Führer, einen anderen mehr thal¬
wärts führenden Umweg einzuschlagen, wo sie siche¬
rer zu seyn hofften.

Sie hatten aber kaum die untere Region er¬
langt, als ihnen ein Gewirre von Reden, Lachen
und Singen durcheinander entgegenscholl. Zum
Umkehren war keine Zeit mehr, seitwärts von dem

er in ihm denſelben Studenten wiedererkannte, den
er damals auf der Wieſe unter den herumziehenden
Komödianten getroffen hatte, als er auf Romanas
Schloß zum Beſuche ritt. Doch hatte er ſich ſeitdem
ſehr verändert, er ſah blaß aus, ſeine Kleidung
war abgeriſſen, er ſchien ganz herunter. Sie ſetz¬
ten ſich ſogleich in Marſch, und da es zum Geſetz
gemacht worden war, den ganzen Weg nichts mit¬
einander zu ſprechen, ſo konnte Friedrich nicht er¬
fahren, wie derſelbe aufs Gebirge und in dieſen
Zuſtand gerathen war.

Sie giengen nun zwiſchen Wäldern, Felſen¬
wänden und unabſehbaren Abgründen immerfort;
der ganze Kreis der Berge lag ſtill, nur die Wäl¬
der rauſchten von unten herauf, ein ſcharfer Wind
gieng auf der Höhe. Der Gemſenjäger ſchritt friſch
voran, ſie ſprachen kein Wort. Als ſie einige Zeit
ſo fortgezogen waren, hörten ſie plötzlich über ſich
mehrere Stimmen in ausländiſcher Sprache. Sie
blieben ſtehen und drückten ſich alle hart an die
Felſenwand an. Die Stimmen kamen auf ſie los
und ſchienen auf einmal dicht bey ihnen; dann lenk¬
ten ſie wieder ſeitwärts und verlohren ſich ſchnell.
Dieß bewog den Führer, einen anderen mehr thal¬
wärts führenden Umweg einzuſchlagen, wo ſie ſiche¬
rer zu ſeyn hofften.

Sie hatten aber kaum die untere Region er¬
langt, als ihnen ein Gewirre von Reden, Lachen
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[332/0338] er in ihm denſelben Studenten wiedererkannte, den er damals auf der Wieſe unter den herumziehenden Komödianten getroffen hatte, als er auf Romanas Schloß zum Beſuche ritt. Doch hatte er ſich ſeitdem ſehr verändert, er ſah blaß aus, ſeine Kleidung war abgeriſſen, er ſchien ganz herunter. Sie ſetz¬ ten ſich ſogleich in Marſch, und da es zum Geſetz gemacht worden war, den ganzen Weg nichts mit¬ einander zu ſprechen, ſo konnte Friedrich nicht er¬ fahren, wie derſelbe aufs Gebirge und in dieſen Zuſtand gerathen war. Sie giengen nun zwiſchen Wäldern, Felſen¬ wänden und unabſehbaren Abgründen immerfort; der ganze Kreis der Berge lag ſtill, nur die Wäl¬ der rauſchten von unten herauf, ein ſcharfer Wind gieng auf der Höhe. Der Gemſenjäger ſchritt friſch voran, ſie ſprachen kein Wort. Als ſie einige Zeit ſo fortgezogen waren, hörten ſie plötzlich über ſich mehrere Stimmen in ausländiſcher Sprache. Sie blieben ſtehen und drückten ſich alle hart an die Felſenwand an. Die Stimmen kamen auf ſie los und ſchienen auf einmal dicht bey ihnen; dann lenk¬ ten ſie wieder ſeitwärts und verlohren ſich ſchnell. Dieß bewog den Führer, einen anderen mehr thal¬ wärts führenden Umweg einzuſchlagen, wo ſie ſiche¬ rer zu ſeyn hofften. Sie hatten aber kaum die untere Region er¬ langt, als ihnen ein Gewirre von Reden, Lachen und Singen durcheinander entgegenſcholl. Zum Umkehren war keine Zeit mehr, ſeitwärts von dem

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/338>, abgerufen am 24.11.2024.