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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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war. Er selber lag neben der Brandstätte auf ei¬
nem Kasten zwischen einer Menge geretteter Ge¬
räthschaften, die unordentlich übereinander lagen.
Julie saß neben ihm und hatte seinen Kopf auf
ihrem Schooße. Alle anderen hatten sich, von der
Arbeit ermattet, nach und nach zerstreut, Herr
v. A. und seine Schwester noch auf einige Stunden
zur Ruhe begeben. Nur Viktor'n, der während dem
Brande mehreremal bis in die innersten Zimmer
gedrungen, und immer mitten zwischen dem zusam¬
menstürzenden Gebälk erschienen war, sah er hoch
auf einem halbabgebrannten Pfeiler eingeschlafen.
Das prächtige Feuerwerk war indeß nun in sich sel¬
ber zusammengesunken, nur hin und wieder flackerte
noch zuweilen ein Flämmchen auf, während einige
dunkle Wachen an dem verwüsteten Platze auf und
ab giengen, um das Feuer zu hüten. Leontin hat¬
te den einen Arm um Julien geschlungen, die stille
neben ihm saß. Ihr Herz war so voll, wie noch
niemals in ihrem ganzen Leben. Im Innersten
aufgeregt von den raschen Begebenheiten dieser
Nacht, war es ihr, als hätte sie in den wenigen
Stunden Jahre überlebt; was lange im Stillen ge¬
glommen, war auf einmal in helle Flammen aus¬
gebrochen. Müde lehnte sie ihr Gesicht an seine
Brust und sagte, ohne aufzusehen: Sie haben mir
mein Leben gerettet. Ich kann es nicht beschreiben,
wie mir damals zu Muthe war. Ich möchte Ihnen
nun so gern aus ganzer Seele danken, aber ich
könnte es doch nicht ausdrücken, wenn ich es auch
sagen wollte. Es ist auch eigentlich nicht das, daß

war. Er ſelber lag neben der Brandſtätte auf ei¬
nem Kaſten zwiſchen einer Menge geretteter Ge¬
räthſchaften, die unordentlich übereinander lagen.
Julie ſaß neben ihm und hatte ſeinen Kopf auf
ihrem Schooße. Alle anderen hatten ſich, von der
Arbeit ermattet, nach und nach zerſtreut, Herr
v. A. und ſeine Schweſter noch auf einige Stunden
zur Ruhe begeben. Nur Viktor'n, der während dem
Brande mehreremal bis in die innerſten Zimmer
gedrungen, und immer mitten zwiſchen dem zuſam¬
menſtürzenden Gebälk erſchienen war, ſah er hoch
auf einem halbabgebrannten Pfeiler eingeſchlafen.
Das prächtige Feuerwerk war indeß nun in ſich ſel¬
ber zuſammengeſunken, nur hin und wieder flackerte
noch zuweilen ein Flämmchen auf, während einige
dunkle Wachen an dem verwüſteten Platze auf und
ab giengen, um das Feuer zu hüten. Leontin hat¬
te den einen Arm um Julien geſchlungen, die ſtille
neben ihm ſaß. Ihr Herz war ſo voll, wie noch
niemals in ihrem ganzen Leben. Im Innerſten
aufgeregt von den raſchen Begebenheiten dieſer
Nacht, war es ihr, als hätte ſie in den wenigen
Stunden Jahre überlebt; was lange im Stillen ge¬
glommen, war auf einmal in helle Flammen aus¬
gebrochen. Müde lehnte ſie ihr Geſicht an ſeine
Bruſt und ſagte, ohne aufzuſehen: Sie haben mir
mein Leben gerettet. Ich kann es nicht beſchreiben,
wie mir damals zu Muthe war. Ich möchte Ihnen
nun ſo gern aus ganzer Seele danken, aber ich
könnte es doch nicht ausdrücken, wenn ich es auch
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[142/0148] war. Er ſelber lag neben der Brandſtätte auf ei¬ nem Kaſten zwiſchen einer Menge geretteter Ge¬ räthſchaften, die unordentlich übereinander lagen. Julie ſaß neben ihm und hatte ſeinen Kopf auf ihrem Schooße. Alle anderen hatten ſich, von der Arbeit ermattet, nach und nach zerſtreut, Herr v. A. und ſeine Schweſter noch auf einige Stunden zur Ruhe begeben. Nur Viktor'n, der während dem Brande mehreremal bis in die innerſten Zimmer gedrungen, und immer mitten zwiſchen dem zuſam¬ menſtürzenden Gebälk erſchienen war, ſah er hoch auf einem halbabgebrannten Pfeiler eingeſchlafen. Das prächtige Feuerwerk war indeß nun in ſich ſel¬ ber zuſammengeſunken, nur hin und wieder flackerte noch zuweilen ein Flämmchen auf, während einige dunkle Wachen an dem verwüſteten Platze auf und ab giengen, um das Feuer zu hüten. Leontin hat¬ te den einen Arm um Julien geſchlungen, die ſtille neben ihm ſaß. Ihr Herz war ſo voll, wie noch niemals in ihrem ganzen Leben. Im Innerſten aufgeregt von den raſchen Begebenheiten dieſer Nacht, war es ihr, als hätte ſie in den wenigen Stunden Jahre überlebt; was lange im Stillen ge¬ glommen, war auf einmal in helle Flammen aus¬ gebrochen. Müde lehnte ſie ihr Geſicht an ſeine Bruſt und ſagte, ohne aufzuſehen: Sie haben mir mein Leben gerettet. Ich kann es nicht beſchreiben, wie mir damals zu Muthe war. Ich möchte Ihnen nun ſo gern aus ganzer Seele danken, aber ich könnte es doch nicht ausdrücken, wenn ich es auch ſagen wollte. Es iſt auch eigentlich nicht das, daß

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/148>, abgerufen am 27.11.2024.