mit einer selbstgemachten Religion zu behelfen suchen. Ebenso muß jedermann einleuchten, daß die Erziehung der Kinder und die Pflich- ten des Vaters in wesentlich anderem Lichte erscheinen, je nachdem sie im christlichen oder in einem diesem entgegengesetzten Sinne aufgefaßt werden. Es ist für jeden Vater wichtig, diese Gegensätze zwischen Christen- tum und Welt in der Erziehung wohl zu beachten.
Der erste Gegensatz besteht in Bezug auf das Ziel der Erziehung. Einem gläu- bigen Christen braucht man nicht lange zu beweisen, daß die Hauptaufgabe der Erzieh- ung darin besteht, den Kindern zu dem ewigen Glücke zu verhelfen, und daß die Sorge für ihr irdisches Fortkommen zwar auch Pflicht ist, aber bei weitem nicht die gleiche Bedeutung hat. Christus hat das Programm der christ- lichen Erziehung ausgesprochen, indem Er sagte: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?" (Luk. 9, 25.) Die mo- derne Welt, soweit sie den Boden der gött- lichen Offenbarung verlassen hat, schaut die Sache umgekehrt an. Ihr Sinnen und Streben ist so auf die irdischen und vergänglichen Dinge
mit einer selbstgemachten Religion zu behelfen suchen. Ebenso muß jedermann einleuchten, daß die Erziehung der Kinder und die Pflich- ten des Vaters in wesentlich anderem Lichte erscheinen, je nachdem sie im christlichen oder in einem diesem entgegengesetzten Sinne aufgefaßt werden. Es ist für jeden Vater wichtig, diese Gegensätze zwischen Christen- tum und Welt in der Erziehung wohl zu beachten.
Der erste Gegensatz besteht in Bezug auf das Ziel der Erziehung. Einem gläu- bigen Christen braucht man nicht lange zu beweisen, daß die Hauptaufgabe der Erzieh- ung darin besteht, den Kindern zu dem ewigen Glücke zu verhelfen, und daß die Sorge für ihr irdisches Fortkommen zwar auch Pflicht ist, aber bei weitem nicht die gleiche Bedeutung hat. Christus hat das Programm der christ- lichen Erziehung ausgesprochen, indem Er sagte: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?“ (Luk. 9, 25.) Die mo- derne Welt, soweit sie den Boden der gött- lichen Offenbarung verlassen hat, schaut die Sache umgekehrt an. Ihr Sinnen und Streben ist so auf die irdischen und vergänglichen Dinge
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[59/0073]
mit einer selbstgemachten Religion zu behelfen
suchen. Ebenso muß jedermann einleuchten,
daß die Erziehung der Kinder und die Pflich-
ten des Vaters in wesentlich anderem Lichte
erscheinen, je nachdem sie im christlichen oder
in einem diesem entgegengesetzten Sinne
aufgefaßt werden. Es ist für jeden Vater
wichtig, diese Gegensätze zwischen Christen-
tum und Welt in der Erziehung wohl zu
beachten.
Der erste Gegensatz besteht in Bezug auf
das Ziel der Erziehung. Einem gläu-
bigen Christen braucht man nicht lange zu
beweisen, daß die Hauptaufgabe der Erzieh-
ung darin besteht, den Kindern zu dem ewigen
Glücke zu verhelfen, und daß die Sorge für
ihr irdisches Fortkommen zwar auch Pflicht ist,
aber bei weitem nicht die gleiche Bedeutung
hat. Christus hat das Programm der christ-
lichen Erziehung ausgesprochen, indem Er
sagte: „Was nützt es dem Menschen, wenn
er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele
aber Schaden leidet?“ (Luk. 9, 25.) Die mo-
derne Welt, soweit sie den Boden der gött-
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/73>, abgerufen am 22.11.2024.
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