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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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und Schönheit, nagt wie ein Wurm an der
Gesundheit des Körpers und den Fähigkeiten
des Geistes, zerstört die jugendliche Heiterkeit
und gar oft das ganze Lebensglück.

Es ist ein großes Glück für die Kinder,
wenn sie in diesem Punkte möglichst lange
unwissend bleiben. Cäsar und Tacitus be-
richten mit Anerkennung, daß diese Unwissen-
heit bei den alten Deutschen bis in das
zwanzigste Jahr gedauert habe. Heutzutage
dürfen sich die Eltern leider bei weitem nicht
mehr so lange mit der Unwissenheit der Kin-
der trösten. Dafür hat der Schöpfer selber
der Keuschheit einen anderen Wächter an
die Seite gestellt in der Schamhaftig-
keit
. Hirscher sagt: "Die Schamhaftigkeit
regt sich, wo immer etwas gethan oder ge-
duldet werden soll, was unserer höheren Na-
tur, was unserem heiligen Selbstgefühl, was
der Bewahrung unserer heiligen Würde ent-
weder wirklich oder vermeintlich entgegen-
tritt."
Diese Schamhaftigkeit muß in dem
Kinde gepflegt werden, lange bevor es für
dasselbe Gefahren der Keuschheit giebt. Man
halte es von der ersten Kindheit dazu an,
in Kleidung und Gebärden züchtig und sitt-
sam zu sein, es soll aber auch alles anständig

und Schönheit, nagt wie ein Wurm an der
Gesundheit des Körpers und den Fähigkeiten
des Geistes, zerstört die jugendliche Heiterkeit
und gar oft das ganze Lebensglück.

Es ist ein großes Glück für die Kinder,
wenn sie in diesem Punkte möglichst lange
unwissend bleiben. Cäsar und Tacitus be-
richten mit Anerkennung, daß diese Unwissen-
heit bei den alten Deutschen bis in das
zwanzigste Jahr gedauert habe. Heutzutage
dürfen sich die Eltern leider bei weitem nicht
mehr so lange mit der Unwissenheit der Kin-
der trösten. Dafür hat der Schöpfer selber
der Keuschheit einen anderen Wächter an
die Seite gestellt in der Schamhaftig-
keit
. Hirscher sagt: „Die Schamhaftigkeit
regt sich, wo immer etwas gethan oder ge-
duldet werden soll, was unserer höheren Na-
tur, was unserem heiligen Selbstgefühl, was
der Bewahrung unserer heiligen Würde ent-
weder wirklich oder vermeintlich entgegen-
tritt.“
Diese Schamhaftigkeit muß in dem
Kinde gepflegt werden, lange bevor es für
dasselbe Gefahren der Keuschheit giebt. Man
halte es von der ersten Kindheit dazu an,
in Kleidung und Gebärden züchtig und sitt-
sam zu sein, es soll aber auch alles anständig

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[230/0244] und Schönheit, nagt wie ein Wurm an der Gesundheit des Körpers und den Fähigkeiten des Geistes, zerstört die jugendliche Heiterkeit und gar oft das ganze Lebensglück. Es ist ein großes Glück für die Kinder, wenn sie in diesem Punkte möglichst lange unwissend bleiben. Cäsar und Tacitus be- richten mit Anerkennung, daß diese Unwissen- heit bei den alten Deutschen bis in das zwanzigste Jahr gedauert habe. Heutzutage dürfen sich die Eltern leider bei weitem nicht mehr so lange mit der Unwissenheit der Kin- der trösten. Dafür hat der Schöpfer selber der Keuschheit einen anderen Wächter an die Seite gestellt in der Schamhaftig- keit. Hirscher sagt: „Die Schamhaftigkeit regt sich, wo immer etwas gethan oder ge- duldet werden soll, was unserer höheren Na- tur, was unserem heiligen Selbstgefühl, was der Bewahrung unserer heiligen Würde ent- weder wirklich oder vermeintlich entgegen- tritt.“ Diese Schamhaftigkeit muß in dem Kinde gepflegt werden, lange bevor es für dasselbe Gefahren der Keuschheit giebt. Man halte es von der ersten Kindheit dazu an, in Kleidung und Gebärden züchtig und sitt- sam zu sein, es soll aber auch alles anständig

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/244>, abgerufen am 24.11.2024.