Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet
mit Vergnügen die possierlichen Sprünge
junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs-
fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be-
dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver-
argen wollte. Wem die unschuldigen Freu-
den der Jugend verkümmert werden, der
muß es später büßen in seinem Gemüts-
leben, nicht selten leidet er sogar Schaden
in seiner sittlichen Ausbildung.

Es handelt sich nur darum, den Tummel-
platz für diesen jugendlichen Uebermut in
der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem
Kinde und Knaben bietet das keine beson-
deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar-
auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim-
men Kindern beisammen sind. Viel schwie-
riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng-
ling die passende Gelegenheit zu geben, sich
in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte
man das den Jünglingen selber überlassen.
Falls auch der Mutwille hie und da etwas
zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt-
licher Verdorbenheit, und wenn die soge-
nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich
oft der übermütigste Jüngling zum wackersten
Manne entwickelt.

weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet
mit Vergnügen die possierlichen Sprünge
junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs-
fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be-
dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver-
argen wollte. Wem die unschuldigen Freu-
den der Jugend verkümmert werden, der
muß es später büßen in seinem Gemüts-
leben, nicht selten leidet er sogar Schaden
in seiner sittlichen Ausbildung.

Es handelt sich nur darum, den Tummel-
platz für diesen jugendlichen Uebermut in
der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem
Kinde und Knaben bietet das keine beson-
deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar-
auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim-
men Kindern beisammen sind. Viel schwie-
riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng-
ling die passende Gelegenheit zu geben, sich
in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte
man das den Jünglingen selber überlassen.
Falls auch der Mutwille hie und da etwas
zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt-
licher Verdorbenheit, und wenn die soge-
nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich
oft der übermütigste Jüngling zum wackersten
Manne entwickelt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="26">
          <p><pb facs="#f0206" xml:id="E29V3_001_1895_pb0192_0001" n="192"/>
weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet<lb/>
mit Vergnügen die possierlichen Sprünge<lb/>
junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs-<lb/>
fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be-<lb/>
dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver-<lb/>
argen wollte. Wem die unschuldigen Freu-<lb/>
den der Jugend verkümmert werden, der<lb/>
muß es später büßen in seinem Gemüts-<lb/>
leben, nicht selten leidet er sogar Schaden<lb/>
in seiner sittlichen Ausbildung.</p>
          <p>Es handelt sich nur darum, den Tummel-<lb/>
platz für diesen jugendlichen Uebermut in<lb/>
der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem<lb/>
Kinde und Knaben bietet das keine beson-<lb/>
deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar-<lb/>
auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim-<lb/>
men Kindern beisammen sind. Viel schwie-<lb/>
riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng-<lb/>
ling die passende Gelegenheit zu geben, sich<lb/>
in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte<lb/>
man das den Jünglingen selber überlassen.<lb/>
Falls auch der Mutwille hie und da etwas<lb/>
zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt-<lb/>
licher Verdorbenheit, und wenn die soge-<lb/>
nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich<lb/>
oft der übermütigste Jüngling zum wackersten<lb/>
Manne entwickelt.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0206] weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet mit Vergnügen die possierlichen Sprünge junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs- fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be- dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver- argen wollte. Wem die unschuldigen Freu- den der Jugend verkümmert werden, der muß es später büßen in seinem Gemüts- leben, nicht selten leidet er sogar Schaden in seiner sittlichen Ausbildung. Es handelt sich nur darum, den Tummel- platz für diesen jugendlichen Uebermut in der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem Kinde und Knaben bietet das keine beson- deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar- auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim- men Kindern beisammen sind. Viel schwie- riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng- ling die passende Gelegenheit zu geben, sich in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte man das den Jünglingen selber überlassen. Falls auch der Mutwille hie und da etwas zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt- licher Verdorbenheit, und wenn die soge- nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich oft der übermütigste Jüngling zum wackersten Manne entwickelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/206
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/206>, abgerufen am 09.05.2024.