Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

sie mir auch entgegentreten möge. Ob sie
drohend oder lockend, von oben oder von unten
an mich komme, ich werde ihr keinen Ein-
fluß auf meine Ueberzeugung gestatten. Da-
rum bin ich auch ganz unbesorgt, was die
Zukunft bringen möge."

Es ist eine bekannte und allgemeine Klage,
daß es heutzutage an Männern, d. h. an
Männern von Charakter fehle. Wenn diese
Behauptung auch nicht wörtlich zutrifft, so
ist doch die Zahl charaktervoller Männer viel
zu klein, um dem Verderben Einhalt zu thun,
welches immer drohender über den Staat
und alle Klassen der heutigen Gesellschaft
hereinbricht infolge der zunehmenden Cha-
rakterlosigkeit. Es ist auch leicht einzusehen,
warum das so kommt und so kommen muß.
Das Temperament ist angeboren, der Cha-
rakter muß gebildet werden, und nichts fehlt
so sehr in unserer Zeit, als die Charakter-
bildung, d. h. die sittliche Erziehung im Geiste
des Christentums, und zwar vorab bei der
männlichen Jugend.

Der Charakter des Mannes beruht auf
zwei Dingen, auf der Herrschaft des Geistes
über die Leidenschaften und Begierden und
auf dem Handeln nach Grundsätzen, d. h. in

sie mir auch entgegentreten möge. Ob sie
drohend oder lockend, von oben oder von unten
an mich komme, ich werde ihr keinen Ein-
fluß auf meine Ueberzeugung gestatten. Da-
rum bin ich auch ganz unbesorgt, was die
Zukunft bringen möge.“

Es ist eine bekannte und allgemeine Klage,
daß es heutzutage an Männern, d. h. an
Männern von Charakter fehle. Wenn diese
Behauptung auch nicht wörtlich zutrifft, so
ist doch die Zahl charaktervoller Männer viel
zu klein, um dem Verderben Einhalt zu thun,
welches immer drohender über den Staat
und alle Klassen der heutigen Gesellschaft
hereinbricht infolge der zunehmenden Cha-
rakterlosigkeit. Es ist auch leicht einzusehen,
warum das so kommt und so kommen muß.
Das Temperament ist angeboren, der Cha-
rakter muß gebildet werden, und nichts fehlt
so sehr in unserer Zeit, als die Charakter-
bildung, d. h. die sittliche Erziehung im Geiste
des Christentums, und zwar vorab bei der
männlichen Jugend.

Der Charakter des Mannes beruht auf
zwei Dingen, auf der Herrschaft des Geistes
über die Leidenschaften und Begierden und
auf dem Handeln nach Grundsätzen, d. h. in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="25">
          <p>
            <q><pb facs="#f0200" xml:id="E29V3_001_1895_pb0186_0001" n="186"/>
sie mir auch entgegentreten möge. Ob sie<lb/>
drohend oder lockend, von oben oder von unten<lb/>
an mich komme, ich werde ihr keinen Ein-<lb/>
fluß auf meine Ueberzeugung gestatten. Da-<lb/>
rum bin ich auch ganz unbesorgt, was die<lb/>
Zukunft bringen möge.&#x201C;</q>
          </p>
          <p>Es ist eine bekannte und allgemeine Klage,<lb/>
daß es heutzutage an Männern, d. h. an<lb/>
Männern von Charakter fehle. Wenn diese<lb/>
Behauptung auch nicht wörtlich zutrifft, so<lb/>
ist doch die Zahl charaktervoller Männer viel<lb/>
zu klein, um dem Verderben Einhalt zu thun,<lb/>
welches immer drohender über den Staat<lb/>
und alle Klassen der heutigen Gesellschaft<lb/>
hereinbricht infolge der zunehmenden Cha-<lb/>
rakterlosigkeit. Es ist auch leicht einzusehen,<lb/>
warum das so kommt und so kommen muß.<lb/>
Das Temperament ist angeboren, der Cha-<lb/>
rakter muß gebildet werden, und nichts fehlt<lb/>
so sehr in unserer Zeit, als die Charakter-<lb/>
bildung, d. h. die sittliche Erziehung im Geiste<lb/>
des Christentums, und zwar vorab bei der<lb/>
männlichen Jugend.</p>
          <p>Der Charakter des Mannes beruht auf<lb/>
zwei Dingen, auf der Herrschaft des Geistes<lb/>
über die Leidenschaften und Begierden und<lb/>
auf dem Handeln nach Grundsätzen, d. h. in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0200] sie mir auch entgegentreten möge. Ob sie drohend oder lockend, von oben oder von unten an mich komme, ich werde ihr keinen Ein- fluß auf meine Ueberzeugung gestatten. Da- rum bin ich auch ganz unbesorgt, was die Zukunft bringen möge.“ Es ist eine bekannte und allgemeine Klage, daß es heutzutage an Männern, d. h. an Männern von Charakter fehle. Wenn diese Behauptung auch nicht wörtlich zutrifft, so ist doch die Zahl charaktervoller Männer viel zu klein, um dem Verderben Einhalt zu thun, welches immer drohender über den Staat und alle Klassen der heutigen Gesellschaft hereinbricht infolge der zunehmenden Cha- rakterlosigkeit. Es ist auch leicht einzusehen, warum das so kommt und so kommen muß. Das Temperament ist angeboren, der Cha- rakter muß gebildet werden, und nichts fehlt so sehr in unserer Zeit, als die Charakter- bildung, d. h. die sittliche Erziehung im Geiste des Christentums, und zwar vorab bei der männlichen Jugend. Der Charakter des Mannes beruht auf zwei Dingen, auf der Herrschaft des Geistes über die Leidenschaften und Begierden und auf dem Handeln nach Grundsätzen, d. h. in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/200
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/200>, abgerufen am 25.11.2024.