Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung
ihn erschüttern kann. "Den Gerechten, der
unentwegt im Sinne beharrt,"
so singt der
heidnische Dichter Horatius, "bringt nichts
von seinem festen Entschlusse ab, weder der
Ungestüm des Volkes, welches etwas Un-
rechtes verlangt, noch die drohende Miene
des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm,
der Herrscher des empörten Meeres, noch
der Blitz, der vom Himmel niederzuckt.
Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön-
nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht
einschüchtern."

In ähnlicher Weise hat der alte Görres
in sich selbst den festen Charakter geschildert:
"Kein König ist reich genug, mir meine gute
Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben
nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge-
wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit
meines Geistes und die Unbescholtenheit mei-
nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu
gefunden, wäre mir um keinen Preis feil
gewesen. Ich beuge mich vor Gott und
seinem Willen, vor der Majestät der Wahr-
heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und
der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will-
kür und rohen Gewalt, in welchen Formen

muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung
ihn erschüttern kann. „Den Gerechten, der
unentwegt im Sinne beharrt,“
so singt der
heidnische Dichter Horatius, „bringt nichts
von seinem festen Entschlusse ab, weder der
Ungestüm des Volkes, welches etwas Un-
rechtes verlangt, noch die drohende Miene
des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm,
der Herrscher des empörten Meeres, noch
der Blitz, der vom Himmel niederzuckt.
Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön-
nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht
einschüchtern.“

In ähnlicher Weise hat der alte Görres
in sich selbst den festen Charakter geschildert:
„Kein König ist reich genug, mir meine gute
Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben
nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge-
wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit
meines Geistes und die Unbescholtenheit mei-
nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu
gefunden, wäre mir um keinen Preis feil
gewesen. Ich beuge mich vor Gott und
seinem Willen, vor der Majestät der Wahr-
heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und
der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will-
kür und rohen Gewalt, in welchen Formen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="25">
          <p><pb facs="#f0199" xml:id="E29V3_001_1895_pb0185_0001" n="185"/>
muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung<lb/>
ihn erschüttern kann. <q>&#x201E;Den Gerechten, der<lb/>
unentwegt im Sinne beharrt,&#x201C;</q> so singt der<lb/>
heidnische Dichter Horatius, <q>&#x201E;bringt nichts<lb/>
von seinem festen Entschlusse ab, weder der<lb/>
Ungestüm des Volkes, welches etwas Un-<lb/>
rechtes verlangt, noch die drohende Miene<lb/>
des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm,<lb/>
der Herrscher des empörten Meeres, noch<lb/>
der Blitz, der vom Himmel niederzuckt.<lb/>
Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön-<lb/>
nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht<lb/>
einschüchtern.&#x201C;</q></p>
          <p>In ähnlicher Weise hat der alte Görres<lb/>
in sich selbst den festen Charakter geschildert:<lb/><q>&#x201E;Kein König ist reich genug, mir meine gute<lb/>
Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben<lb/>
nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge-<lb/>
wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit<lb/>
meines Geistes und die Unbescholtenheit mei-<lb/>
nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu<lb/>
gefunden, wäre mir um keinen Preis feil<lb/>
gewesen. Ich beuge mich vor Gott und<lb/>
seinem Willen, vor der Majestät der Wahr-<lb/>
heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und<lb/>
der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will-<lb/>
kür und rohen Gewalt, in welchen Formen<lb/></q></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0199] muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung ihn erschüttern kann. „Den Gerechten, der unentwegt im Sinne beharrt,“ so singt der heidnische Dichter Horatius, „bringt nichts von seinem festen Entschlusse ab, weder der Ungestüm des Volkes, welches etwas Un- rechtes verlangt, noch die drohende Miene des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm, der Herrscher des empörten Meeres, noch der Blitz, der vom Himmel niederzuckt. Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön- nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht einschüchtern.“ In ähnlicher Weise hat der alte Görres in sich selbst den festen Charakter geschildert: „Kein König ist reich genug, mir meine gute Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge- wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit meines Geistes und die Unbescholtenheit mei- nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu gefunden, wäre mir um keinen Preis feil gewesen. Ich beuge mich vor Gott und seinem Willen, vor der Majestät der Wahr- heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will- kür und rohen Gewalt, in welchen Formen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/199
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/199>, abgerufen am 10.05.2024.