Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

auch Achtung und selbst Bewunderung ern-
tete. Eine Zeit lang war er in La Rochelle.
Manche von den einflußreichsten Protestan-
ten sagten: "Ach wären alle Katholiken,
wie dieser Colonel, so wären wir morgen
katholisch."
Wenn er an einem Freitag eine
Einladung erhielt, so ließen auch Protestan-
ten nur Fastenspeisen auftragen, und wo er
hinkam, verstummte jedes Wort, welches
sein religiöses Gefühl hätte verletzen können.
Der dortige Bischof sagte: "Der Colonel ist
mein bestes Argument gegen die Protestan-
ten. Er hat noch etwas anderers als seine
Artillerie von Bronze zu seiner Verfügung,
er "richtet" nach allen Seiten seine Tugen-
den, die fähig sind, unsere schlimmsten Feinde
zu schlagen."
Und doch disputierte Paqueron
nie. Sein Grundsatz war: "Streiten wir
nicht mit Worten, leben wir gut. Das
Licht der guten Werke erleuchtet jeden und
beleidigt keinen."

Dieser seltene Mann besaß den Geist des
Glaubens, und wenn er damit als Mann
in der Welt viele erbaute, so hat er als
Vater und Erzieher ihn unschwer auch sei-
nen Kindern eingeflößt. Am Sterbebette
seiner Gattin hatte er das Gelöbnis gemacht,

auch Achtung und selbst Bewunderung ern-
tete. Eine Zeit lang war er in La Rochelle.
Manche von den einflußreichsten Protestan-
ten sagten: „Ach wären alle Katholiken,
wie dieser Colonel, so wären wir morgen
katholisch.“
Wenn er an einem Freitag eine
Einladung erhielt, so ließen auch Protestan-
ten nur Fastenspeisen auftragen, und wo er
hinkam, verstummte jedes Wort, welches
sein religiöses Gefühl hätte verletzen können.
Der dortige Bischof sagte: „Der Colonel ist
mein bestes Argument gegen die Protestan-
ten. Er hat noch etwas anderers als seine
Artillerie von Bronze zu seiner Verfügung,
er „richtet“ nach allen Seiten seine Tugen-
den, die fähig sind, unsere schlimmsten Feinde
zu schlagen.“
Und doch disputierte Paqueron
nie. Sein Grundsatz war: „Streiten wir
nicht mit Worten, leben wir gut. Das
Licht der guten Werke erleuchtet jeden und
beleidigt keinen.“

Dieser seltene Mann besaß den Geist des
Glaubens, und wenn er damit als Mann
in der Welt viele erbaute, so hat er als
Vater und Erzieher ihn unschwer auch sei-
nen Kindern eingeflößt. Am Sterbebette
seiner Gattin hatte er das Gelöbnis gemacht,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="24">
          <p><pb facs="#f0190" xml:id="E29V3_001_1895_pb0176_0001" n="176"/>
auch Achtung und selbst Bewunderung ern-<lb/>
tete. Eine Zeit lang war er in La Rochelle.<lb/>
Manche von den einflußreichsten Protestan-<lb/>
ten sagten: <q>&#x201E;Ach wären alle Katholiken,<lb/>
wie dieser Colonel, so wären wir morgen<lb/>
katholisch.&#x201C;</q> Wenn er an einem Freitag eine<lb/>
Einladung erhielt, so ließen auch Protestan-<lb/>
ten nur Fastenspeisen auftragen, und wo er<lb/>
hinkam, verstummte jedes Wort, welches<lb/>
sein religiöses Gefühl hätte verletzen können.<lb/>
Der dortige Bischof sagte: <q>&#x201E;Der Colonel ist<lb/>
mein bestes Argument gegen die Protestan-<lb/>
ten. Er hat noch etwas anderers als seine<lb/>
Artillerie von Bronze zu seiner Verfügung,<lb/>
er <q>&#x201E;richtet&#x201C;</q> nach allen Seiten seine Tugen-<lb/>
den, die fähig sind, unsere schlimmsten Feinde<lb/>
zu schlagen.&#x201C;</q> Und doch disputierte Paqueron<lb/>
nie. Sein Grundsatz war: <q>&#x201E;Streiten wir<lb/>
nicht mit Worten, leben wir gut. Das<lb/>
Licht der guten Werke erleuchtet jeden und<lb/>
beleidigt keinen.&#x201C;</q></p>
          <p>Dieser seltene Mann besaß den Geist des<lb/>
Glaubens, und wenn er damit als Mann<lb/>
in der Welt viele erbaute, so hat er als<lb/>
Vater und Erzieher ihn unschwer auch sei-<lb/>
nen Kindern eingeflößt. Am Sterbebette<lb/>
seiner Gattin hatte er das Gelöbnis gemacht,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0190] auch Achtung und selbst Bewunderung ern- tete. Eine Zeit lang war er in La Rochelle. Manche von den einflußreichsten Protestan- ten sagten: „Ach wären alle Katholiken, wie dieser Colonel, so wären wir morgen katholisch.“ Wenn er an einem Freitag eine Einladung erhielt, so ließen auch Protestan- ten nur Fastenspeisen auftragen, und wo er hinkam, verstummte jedes Wort, welches sein religiöses Gefühl hätte verletzen können. Der dortige Bischof sagte: „Der Colonel ist mein bestes Argument gegen die Protestan- ten. Er hat noch etwas anderers als seine Artillerie von Bronze zu seiner Verfügung, er „richtet“ nach allen Seiten seine Tugen- den, die fähig sind, unsere schlimmsten Feinde zu schlagen.“ Und doch disputierte Paqueron nie. Sein Grundsatz war: „Streiten wir nicht mit Worten, leben wir gut. Das Licht der guten Werke erleuchtet jeden und beleidigt keinen.“ Dieser seltene Mann besaß den Geist des Glaubens, und wenn er damit als Mann in der Welt viele erbaute, so hat er als Vater und Erzieher ihn unschwer auch sei- nen Kindern eingeflößt. Am Sterbebette seiner Gattin hatte er das Gelöbnis gemacht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/190
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/190>, abgerufen am 23.11.2024.