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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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Und doch sind viele Männer von diesem
Geiste des Glaubens sehr weit entfernt.
Sie wissen oder sollen und können wissen,
was Christus sagt über die Sorge für seine
Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen,
über das Gebet, über die Wahrheitsliebe,
über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun-
gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen
diese Dinge auch nicht, aber im einen und
anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern
lassen sich von Anschauungen und Bestre-
bungen leiten, die denen des Evangeliums
geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen
des Lebens, die herrschenden Anschauungen
der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen
haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht,
so daß sie allfällig den Glauben haben, aber
nicht den Geist des Glaubens, sondern that-
sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr-
geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.

Niemand kann den Geist verleugnen,
der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen
Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die
Tischgespräche, so würde in denselben der
Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck
kommen und auf die Kinder einwirken. Was
er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-

Und doch sind viele Männer von diesem
Geiste des Glaubens sehr weit entfernt.
Sie wissen oder sollen und können wissen,
was Christus sagt über die Sorge für seine
Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen,
über das Gebet, über die Wahrheitsliebe,
über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun-
gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen
diese Dinge auch nicht, aber im einen und
anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern
lassen sich von Anschauungen und Bestre-
bungen leiten, die denen des Evangeliums
geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen
des Lebens, die herrschenden Anschauungen
der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen
haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht,
so daß sie allfällig den Glauben haben, aber
nicht den Geist des Glaubens, sondern that-
sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr-
geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.

Niemand kann den Geist verleugnen,
der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen
Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die
Tischgespräche, so würde in denselben der
Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck
kommen und auf die Kinder einwirken. Was
er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-

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[170/0184] Und doch sind viele Männer von diesem Geiste des Glaubens sehr weit entfernt. Sie wissen oder sollen und können wissen, was Christus sagt über die Sorge für seine Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen, über das Gebet, über die Wahrheitsliebe, über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun- gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen diese Dinge auch nicht, aber im einen und anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern lassen sich von Anschauungen und Bestre- bungen leiten, die denen des Evangeliums geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen des Lebens, die herrschenden Anschauungen der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht, so daß sie allfällig den Glauben haben, aber nicht den Geist des Glaubens, sondern that- sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr- geizes, vom Geiste der Welt regiert werden. Niemand kann den Geist verleugnen, der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die Tischgespräche, so würde in denselben der Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck kommen und auf die Kinder einwirken. Was er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/184>, abgerufen am 25.11.2024.