Und doch sind viele Männer von diesem Geiste des Glaubens sehr weit entfernt. Sie wissen oder sollen und können wissen, was Christus sagt über die Sorge für seine Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen, über das Gebet, über die Wahrheitsliebe, über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun- gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen diese Dinge auch nicht, aber im einen und anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern lassen sich von Anschauungen und Bestre- bungen leiten, die denen des Evangeliums geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen des Lebens, die herrschenden Anschauungen der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht, so daß sie allfällig den Glauben haben, aber nicht den Geist des Glaubens, sondern that- sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr- geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.
Niemand kann den Geist verleugnen, der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die Tischgespräche, so würde in denselben der Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck kommen und auf die Kinder einwirken. Was er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-
Und doch sind viele Männer von diesem Geiste des Glaubens sehr weit entfernt. Sie wissen oder sollen und können wissen, was Christus sagt über die Sorge für seine Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen, über das Gebet, über die Wahrheitsliebe, über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun- gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen diese Dinge auch nicht, aber im einen und anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern lassen sich von Anschauungen und Bestre- bungen leiten, die denen des Evangeliums geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen des Lebens, die herrschenden Anschauungen der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht, so daß sie allfällig den Glauben haben, aber nicht den Geist des Glaubens, sondern that- sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr- geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.
Niemand kann den Geist verleugnen, der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die Tischgespräche, so würde in denselben der Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck kommen und auf die Kinder einwirken. Was er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="24"><pbfacs="#f0184"xml:id="E29V3_001_1895_pb0170_0001"n="170"/><p>Und doch sind viele Männer von diesem<lb/>
Geiste des Glaubens sehr weit entfernt.<lb/>
Sie wissen oder sollen und können wissen,<lb/>
was Christus sagt über die Sorge für seine<lb/>
Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen,<lb/>
über das Gebet, über die Wahrheitsliebe,<lb/>
über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun-<lb/>
gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen<lb/>
diese Dinge auch nicht, aber im einen und<lb/>
anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern<lb/>
lassen sich von Anschauungen und Bestre-<lb/>
bungen leiten, die denen des Evangeliums<lb/>
geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen<lb/>
des Lebens, die herrschenden Anschauungen<lb/>
der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen<lb/>
haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht,<lb/>
so daß sie allfällig den Glauben haben, aber<lb/>
nicht den Geist des Glaubens, sondern that-<lb/>
sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr-<lb/>
geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.</p><p>Niemand kann den Geist verleugnen,<lb/>
der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen<lb/>
Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die<lb/>
Tischgespräche, so würde in denselben der<lb/>
Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck<lb/>
kommen und auf die Kinder einwirken. Was<lb/>
er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[170/0184]
Und doch sind viele Männer von diesem
Geiste des Glaubens sehr weit entfernt.
Sie wissen oder sollen und können wissen,
was Christus sagt über die Sorge für seine
Seele, über die Vergänglichkeit des Irdischen,
über das Gebet, über die Wahrheitsliebe,
über den Stolz und Ehrgeiz, die Verletzun-
gen der Nächstenliebe u. s. w. Sie leugnen
diese Dinge auch nicht, aber im einen und
anderen Punkte fehlen sie nicht bloß, sondern
lassen sich von Anschauungen und Bestre-
bungen leiten, die denen des Evangeliums
geradezu widersprechen. Die Zerstreuungen
des Lebens, die herrschenden Anschauungen
der Welt, irgendwelche verkehrte Neigungen
haben ihr christliches Bewußtsein gefälscht,
so daß sie allfällig den Glauben haben, aber
nicht den Geist des Glaubens, sondern that-
sächlich vom Geiste des Eigennutzes, des Ehr-
geizes, vom Geiste der Welt regiert werden.
Niemand kann den Geist verleugnen,
der ihn erfüllt, auch der Vater vor seinen
Kindern nicht. Wenn nichts wäre, als die
Tischgespräche, so würde in denselben der
Geist des Vaters hinreichend zum Ausdruck
kommen und auf die Kinder einwirken. Was
er von der Vorsehung denkt bei Unglücks-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/184>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.