sich noch weniger daraus, als die Alten. Aehnlich wirken alle Fehler, welche die Kin- der an den Eltern beobachten.
Es ist unendlich traurig, daß so mancher Vater durch sein Benehmen oder seine Reden, oft mit lachendem Mund, geschehe es nun herzlos oder gedankenlos, den zarten Duft von dem Gewissen seines Kindes abstreift, und ihm, der Vater seinem eigenen unschul- digen Kinde, ein in den meisten Fällen un- heilbares Aergernis giebt. Denn in diesen Jahren und von dieser Seite dringt das Aergernis tief in die Seele des Kindes hin- ein. Wenn das Gewissen schon bei seiner ersten Entfaltung durch die Erzieher selber abgestumpft wird, so wird es kaum jemals kräftig und entschieden genug werden, um dem jungen Christen, wenn er selbständig geworden ist, als Kompaß durch das Leben zu dienen. Den Beweis liefern die Legionen von Jünglingen, welche nach einer solchen Erziehung in die Gefahren der Welt hin- austreten und bald in denselben Schiffbruch leiden.
Wer diese Dinge überlegt, wird begreifen, warum der göttliche Heiland über das Aerger- nis der Kleinen ein so erschütterndes "Wehe"
sich noch weniger daraus, als die Alten. Aehnlich wirken alle Fehler, welche die Kin- der an den Eltern beobachten.
Es ist unendlich traurig, daß so mancher Vater durch sein Benehmen oder seine Reden, oft mit lachendem Mund, geschehe es nun herzlos oder gedankenlos, den zarten Duft von dem Gewissen seines Kindes abstreift, und ihm, der Vater seinem eigenen unschul- digen Kinde, ein in den meisten Fällen un- heilbares Aergernis giebt. Denn in diesen Jahren und von dieser Seite dringt das Aergernis tief in die Seele des Kindes hin- ein. Wenn das Gewissen schon bei seiner ersten Entfaltung durch die Erzieher selber abgestumpft wird, so wird es kaum jemals kräftig und entschieden genug werden, um dem jungen Christen, wenn er selbständig geworden ist, als Kompaß durch das Leben zu dienen. Den Beweis liefern die Legionen von Jünglingen, welche nach einer solchen Erziehung in die Gefahren der Welt hin- austreten und bald in denselben Schiffbruch leiden.
Wer diese Dinge überlegt, wird begreifen, warum der göttliche Heiland über das Aerger- nis der Kleinen ein so erschütterndes „Wehe“
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sich noch weniger daraus, als die Alten.
Aehnlich wirken alle Fehler, welche die Kin-
der an den Eltern beobachten.
Es ist unendlich traurig, daß so mancher
Vater durch sein Benehmen oder seine Reden,
oft mit lachendem Mund, geschehe es nun
herzlos oder gedankenlos, den zarten Duft
von dem Gewissen seines Kindes abstreift,
und ihm, der Vater seinem eigenen unschul-
digen Kinde, ein in den meisten Fällen un-
heilbares Aergernis giebt. Denn in diesen
Jahren und von dieser Seite dringt das
Aergernis tief in die Seele des Kindes hin-
ein. Wenn das Gewissen schon bei seiner
ersten Entfaltung durch die Erzieher selber
abgestumpft wird, so wird es kaum jemals
kräftig und entschieden genug werden, um
dem jungen Christen, wenn er selbständig
geworden ist, als Kompaß durch das Leben
zu dienen. Den Beweis liefern die Legionen
von Jünglingen, welche nach einer solchen
Erziehung in die Gefahren der Welt hin-
austreten und bald in denselben Schiffbruch
leiden.
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/171>, abgerufen am 25.11.2024.
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