Niemals hat alles das, was bisher von der Hingebung des Weibes ge- sagt wurde, eine vollkommenere Ver- wirklichung gefunden, als bei diesem Anlasse. Es war auch niemals ein Herz hiefür mehr befähigt. Nicht bloß die Sünde, sondern auch die böse Begierlichkeit blieben ihrem Herzen fern, sie war von Anfang an voll der Gnaden. Diese Gebenedeite unter den Weibern, die nie unter dem Gesetze der Sünde stund, hätte eigentlich auch nicht unter dem Gesetze der Leiden stehen müssen. Aber wenn, sie die Gerechtigkeit von demsel- ben freisprach, so hat sie sich aus Liebe und Gehorsam unter dasselbe gebeugt. Ich bin eine Dienerin des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte. Damit hat sie sich ohne Rückhalt an die Rat- schlüsse des Allerhöchsten hingegeben, voll- kommen bereit, alles zu thun und zu leiden, was der Wille Gottes von ihr verlangte. Diese Hingebung hat ihr die schwersten Opfer auferlegt, sie ist
Niemals hat alles das, was bisher von der Hingebung des Weibes ge- sagt wurde, eine vollkommenere Ver- wirklichung gefunden, als bei diesem Anlasse. Es war auch niemals ein Herz hiefür mehr befähigt. Nicht bloß die Sünde, sondern auch die böse Begierlichkeit blieben ihrem Herzen fern, sie war von Anfang an voll der Gnaden. Diese Gebenedeite unter den Weibern, die nie unter dem Gesetze der Sünde stund, hätte eigentlich auch nicht unter dem Gesetze der Leiden stehen müssen. Aber wenn, sie die Gerechtigkeit von demsel- ben freisprach, so hat sie sich aus Liebe und Gehorsam unter dasselbe gebeugt. Ich bin eine Dienerin des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte. Damit hat sie sich ohne Rückhalt an die Rat- schlüsse des Allerhöchsten hingegeben, voll- kommen bereit, alles zu thun und zu leiden, was der Wille Gottes von ihr verlangte. Diese Hingebung hat ihr die schwersten Opfer auferlegt, sie ist
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Niemals hat alles das, was bisher
von der Hingebung des Weibes ge-
sagt wurde, eine vollkommenere Ver-
wirklichung gefunden, als bei diesem
Anlasse. Es war auch niemals ein Herz
hiefür mehr befähigt. Nicht bloß die
Sünde, sondern auch die böse Begierlichkeit
blieben ihrem Herzen fern, sie war von
Anfang an voll der Gnaden. Diese
Gebenedeite unter den Weibern, die nie
unter dem Gesetze der Sünde stund,
hätte eigentlich auch nicht unter dem
Gesetze der Leiden stehen müssen. Aber
wenn, sie die Gerechtigkeit von demsel-
ben freisprach, so hat sie sich aus Liebe
und Gehorsam unter dasselbe gebeugt.
Ich bin eine Dienerin des Herrn, mir
geschehe nach deinem Worte. Damit
hat sie sich ohne Rückhalt an die Rat-
schlüsse des Allerhöchsten hingegeben, voll-
kommen bereit, alles zu thun und zu
leiden, was der Wille Gottes von ihr
verlangte. Diese Hingebung hat ihr
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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