Aber die Gefahr liegt sehr nahe, daß die Mutter allzusehr diese Menschen- rücksichten in die Wagschale legt, und nur darauf bedacht ist, daß ihr die Kinder keine Unehre machen, daß die Kinder und sie in den Kindern Lob und Anerkennung ernten. Das sind die kleinen, meistens kaum beachteten Anfänge jener Erziehung, durch welche die Kinder zu eiteln, gefallsüchtigen, ehrgeizigen Menschen gemacht werden, die bei allem sich nur um das Urteil und das Gefallen der Menschen küm- mern, aber für ihre Sittlichkeit keinen höhern Beweggrund und darum kei- nen innern Halt haben und im Leben mit ihrer Tugend die Probe nicht be- stehen. Aeußerlich kann bei dieser Er- ziehung alles in Ordnung sein, aber es fehlt der rechte Geist, und darum erzieht man nur Weltkinder und Welt- diener, keine Christen mit einer soliden Tugend. Diese muß auf der Gottes- furcht und dem Gewissen beruhen.
Aber die Gefahr liegt sehr nahe, daß die Mutter allzusehr diese Menschen- rücksichten in die Wagschale legt, und nur darauf bedacht ist, daß ihr die Kinder keine Unehre machen, daß die Kinder und sie in den Kindern Lob und Anerkennung ernten. Das sind die kleinen, meistens kaum beachteten Anfänge jener Erziehung, durch welche die Kinder zu eiteln, gefallsüchtigen, ehrgeizigen Menschen gemacht werden, die bei allem sich nur um das Urteil und das Gefallen der Menschen küm- mern, aber für ihre Sittlichkeit keinen höhern Beweggrund und darum kei- nen innern Halt haben und im Leben mit ihrer Tugend die Probe nicht be- stehen. Aeußerlich kann bei dieser Er- ziehung alles in Ordnung sein, aber es fehlt der rechte Geist, und darum erzieht man nur Weltkinder und Welt- diener, keine Christen mit einer soliden Tugend. Diese muß auf der Gottes- furcht und dem Gewissen beruhen.
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Aber die Gefahr liegt sehr nahe, daß
die Mutter allzusehr diese Menschen-
rücksichten in die Wagschale legt, und
nur darauf bedacht ist, daß ihr die
Kinder keine Unehre machen, daß die
Kinder und sie in den Kindern Lob
und Anerkennung ernten. Das sind
die kleinen, meistens kaum beachteten
Anfänge jener Erziehung, durch welche
die Kinder zu eiteln, gefallsüchtigen,
ehrgeizigen Menschen gemacht werden,
die bei allem sich nur um das Urteil
und das Gefallen der Menschen küm-
mern, aber für ihre Sittlichkeit keinen
höhern Beweggrund und darum kei-
nen innern Halt haben und im Leben
mit ihrer Tugend die Probe nicht be-
stehen. Aeußerlich kann bei dieser Er-
ziehung alles in Ordnung sein, aber
es fehlt der rechte Geist, und darum
erzieht man nur Weltkinder und Welt-
diener, keine Christen mit einer soliden
Tugend. Diese muß auf der Gottes-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/273>, abgerufen am 16.02.2025.
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