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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914].

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Wäre der Versucher als Wolf in
das Paradies gekommen, so hätte er
wahrscheinlich nicht viel angerichtet.
Als Schlange ist er leider allzu glück-
lich gewesen. Aus demselben Grunde
naht die Welt den Leserinnen als
Schlange. Sie legt es nicht darauf an,
sie in den Abgrund des Lasters hinab-
zuziehen. Sie ist zufrieden, wenn es
ihr gelingt, im Herzen des Weibes ei-
nen kleinen Winkel zu erobern, welcher
Welt heißt. Damit hat sie schon sehr
viel gewonnen. Denn in diesem Winkel
setzt sich der Geist der Welt fest und
wird bald das ganze Weib regieren.
Es wird der Welt zu gefallen suchen,
es wird den Umgang der Welt lieben
und suchen, es wird sich der Welt gleich-
förmig machen, es wird also in allem
das Gegenteil von dem thun, was die
Apostel uns einschärfen. Wenn das
Herz einmal von Gefallsucht und Men-
schenrücksichten regiert wird, so wird
auch jenes Wort des Heilandes sich er-

Wäre der Versucher als Wolf in
das Paradies gekommen, so hätte er
wahrscheinlich nicht viel angerichtet.
Als Schlange ist er leider allzu glück-
lich gewesen. Aus demselben Grunde
naht die Welt den Leserinnen als
Schlange. Sie legt es nicht darauf an,
sie in den Abgrund des Lasters hinab-
zuziehen. Sie ist zufrieden, wenn es
ihr gelingt, im Herzen des Weibes ei-
nen kleinen Winkel zu erobern, welcher
Welt heißt. Damit hat sie schon sehr
viel gewonnen. Denn in diesem Winkel
setzt sich der Geist der Welt fest und
wird bald das ganze Weib regieren.
Es wird der Welt zu gefallen suchen,
es wird den Umgang der Welt lieben
und suchen, es wird sich der Welt gleich-
förmig machen, es wird also in allem
das Gegenteil von dem thun, was die
Apostel uns einschärfen. Wenn das
Herz einmal von Gefallsucht und Men-
schenrücksichten regiert wird, so wird
auch jenes Wort des Heilandes sich er-

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[115/0123] Wäre der Versucher als Wolf in das Paradies gekommen, so hätte er wahrscheinlich nicht viel angerichtet. Als Schlange ist er leider allzu glück- lich gewesen. Aus demselben Grunde naht die Welt den Leserinnen als Schlange. Sie legt es nicht darauf an, sie in den Abgrund des Lasters hinab- zuziehen. Sie ist zufrieden, wenn es ihr gelingt, im Herzen des Weibes ei- nen kleinen Winkel zu erobern, welcher Welt heißt. Damit hat sie schon sehr viel gewonnen. Denn in diesem Winkel setzt sich der Geist der Welt fest und wird bald das ganze Weib regieren. Es wird der Welt zu gefallen suchen, es wird den Umgang der Welt lieben und suchen, es wird sich der Welt gleich- förmig machen, es wird also in allem das Gegenteil von dem thun, was die Apostel uns einschärfen. Wenn das Herz einmal von Gefallsucht und Men- schenrücksichten regiert wird, so wird auch jenes Wort des Heilandes sich er-

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Zitationshilfe: Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/123>, abgerufen am 04.05.2024.