sehr lobenswert und ganz angemessene Betätigungen der Frömmigkeit. Aber fürs erste müssen dieselben den Ver- hältnissen, in welchen man lebt, angepaßt werden. Schon der hei- lige Paulus macht einen Unterschied zwischen Frauen und Jungfrauen. Eine Jungfrau, schreibt er, ist auf das be- dacht, was des Herrn ist, damit sie an Leib und Geist heilig sei. Die Ver- heiratete aber ist auf das bedacht, was der Welt ist, wie sie dem Mann ge- fallen möge. (I. Kor. 7, 34.) Der wahre Gottesdienst ist die Erfüllung des Wil- lens Gottes, und in diesem Sinne soll das ganze Leben mit allen Arbeiten und Leiden ein Gottesdienst, ein im- merwährendes Gebet sein. Das eigent- liche Gebet bildet nur einen Teil, frei- lich einen bedeutungsvollen, dieses un- unterbrochenen Dienstes Gottes. Wann Gott will, daß man arbeite, soll man arbeiten, und wo Er das Gebet ver- langt, soll man beten. Wem es um
sehr lobenswert und ganz angemessene Betätigungen der Frömmigkeit. Aber fürs erste müssen dieselben den Ver- hältnissen, in welchen man lebt, angepaßt werden. Schon der hei- lige Paulus macht einen Unterschied zwischen Frauen und Jungfrauen. Eine Jungfrau, schreibt er, ist auf das be- dacht, was des Herrn ist, damit sie an Leib und Geist heilig sei. Die Ver- heiratete aber ist auf das bedacht, was der Welt ist, wie sie dem Mann ge- fallen möge. (I. Kor. 7, 34.) Der wahre Gottesdienst ist die Erfüllung des Wil- lens Gottes, und in diesem Sinne soll das ganze Leben mit allen Arbeiten und Leiden ein Gottesdienst, ein im- merwährendes Gebet sein. Das eigent- liche Gebet bildet nur einen Teil, frei- lich einen bedeutungsvollen, dieses un- unterbrochenen Dienstes Gottes. Wann Gott will, daß man arbeite, soll man arbeiten, und wo Er das Gebet ver- langt, soll man beten. Wem es um
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0106"xml:id="E29_001_1914_pb0098_0001"n="98"/>
sehr lobenswert und ganz angemessene<lb/>
Betätigungen der Frömmigkeit. Aber<lb/>
fürs erste müssen dieselben <hirendition="#g">den Ver-<lb/>
hältnissen, in welchen man lebt</hi>,<lb/><hirendition="#g">angepaßt werden</hi>. Schon der hei-<lb/>
lige Paulus macht einen Unterschied<lb/>
zwischen Frauen und Jungfrauen. Eine<lb/>
Jungfrau, schreibt er, ist auf das be-<lb/>
dacht, was des Herrn ist, damit sie an<lb/>
Leib und Geist heilig sei. Die Ver-<lb/>
heiratete aber ist auf das bedacht, was<lb/>
der Welt ist, wie sie dem Mann ge-<lb/>
fallen möge. (I. Kor. 7, 34.) Der wahre<lb/>
Gottesdienst ist die Erfüllung des Wil-<lb/>
lens Gottes, und in diesem Sinne soll<lb/>
das ganze Leben mit allen Arbeiten<lb/>
und Leiden ein Gottesdienst, ein im-<lb/>
merwährendes Gebet sein. Das eigent-<lb/>
liche Gebet bildet nur einen Teil, frei-<lb/>
lich einen bedeutungsvollen, dieses un-<lb/>
unterbrochenen Dienstes Gottes. Wann<lb/>
Gott will, daß man arbeite, soll man<lb/>
arbeiten, und wo Er das Gebet ver-<lb/>
langt, soll man beten. Wem es um<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[98/0106]
sehr lobenswert und ganz angemessene
Betätigungen der Frömmigkeit. Aber
fürs erste müssen dieselben den Ver-
hältnissen, in welchen man lebt,
angepaßt werden. Schon der hei-
lige Paulus macht einen Unterschied
zwischen Frauen und Jungfrauen. Eine
Jungfrau, schreibt er, ist auf das be-
dacht, was des Herrn ist, damit sie an
Leib und Geist heilig sei. Die Ver-
heiratete aber ist auf das bedacht, was
der Welt ist, wie sie dem Mann ge-
fallen möge. (I. Kor. 7, 34.) Der wahre
Gottesdienst ist die Erfüllung des Wil-
lens Gottes, und in diesem Sinne soll
das ganze Leben mit allen Arbeiten
und Leiden ein Gottesdienst, ein im-
merwährendes Gebet sein. Das eigent-
liche Gebet bildet nur einen Teil, frei-
lich einen bedeutungsvollen, dieses un-
unterbrochenen Dienstes Gottes. Wann
Gott will, daß man arbeite, soll man
arbeiten, und wo Er das Gebet ver-
langt, soll man beten. Wem es um
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/106>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.