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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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gewicht fehlt und somit jede nöthige Thatkraft zugleich.
Aber sagen Sie mir noch etwas von Ihrem Pfeil und
Bogen. Also einen Pfeil haben Sie sich aus Brabant
mitgebracht? Ich möchte ihn sehen!"

Er ist längst verloren, erwiederte ich. Aber ich
hatte ihn so gut in Gedanken, daß es mir gelungen ist,
ihn wieder herzustellen, und zwar statt des Einen ein
ganzes Dutzend. Das war aber gar nicht so leicht als
ich mir dachte, und ich habe dabei allerlei vergebliche
Versuche gemacht und allerlei Mißgriffe gethan, aber
eben dadurch endlich auch allerlei gelernt. Zuerst kam
es auf den Schaft an, und zwar, daß dieser gerade sey
und nach einiger Zeit sich nicht werfe; sodann, daß er
leicht sey und zugleich so fest, daß er bei dem Anprallen
an einen harten Gegenstand nicht zersplittere. Ich
machte Versuche mit dem Holz der Pappel, dann der
Fichte, dann der Birke; aber es erwies sich Alles in
einer oder der anderen Hinsicht als mangelhaft und war
nicht das, was es seyn sollte. Dann machte ich Ver¬
suche mit dem Holz der Linde, und zwar aus einem
schlanken, gerade gewachsenen Stammende, und ich fand
durchaus was ich wünschte und suchte. Ein solcher
Pfeilschaft war leicht, gerade, und fest wegen sehr feiner
Faser. Nun war das Nächste, das untere Ende mit
einer Hornspitze zu versehen; aber es zeigte sich bald,
daß nicht jedes Horn tauglich und daß es aus dem
Kerne geschnitten seyn müsse, um beim Schuß auf einen

gewicht fehlt und ſomit jede nöthige Thatkraft zugleich.
Aber ſagen Sie mir noch etwas von Ihrem Pfeil und
Bogen. Alſo einen Pfeil haben Sie ſich aus Brabant
mitgebracht? Ich möchte ihn ſehen!“

Er iſt längſt verloren, erwiederte ich. Aber ich
hatte ihn ſo gut in Gedanken, daß es mir gelungen iſt,
ihn wieder herzuſtellen, und zwar ſtatt des Einen ein
ganzes Dutzend. Das war aber gar nicht ſo leicht als
ich mir dachte, und ich habe dabei allerlei vergebliche
Verſuche gemacht und allerlei Mißgriffe gethan, aber
eben dadurch endlich auch allerlei gelernt. Zuerſt kam
es auf den Schaft an, und zwar, daß dieſer gerade ſey
und nach einiger Zeit ſich nicht werfe; ſodann, daß er
leicht ſey und zugleich ſo feſt, daß er bei dem Anprallen
an einen harten Gegenſtand nicht zerſplittere. Ich
machte Verſuche mit dem Holz der Pappel, dann der
Fichte, dann der Birke; aber es erwies ſich Alles in
einer oder der anderen Hinſicht als mangelhaft und war
nicht das, was es ſeyn ſollte. Dann machte ich Ver¬
ſuche mit dem Holz der Linde, und zwar aus einem
ſchlanken, gerade gewachſenen Stammende, und ich fand
durchaus was ich wünſchte und ſuchte. Ein ſolcher
Pfeilſchaft war leicht, gerade, und feſt wegen ſehr feiner
Faſer. Nun war das Nächſte, das untere Ende mit
einer Hornſpitze zu verſehen; aber es zeigte ſich bald,
daß nicht jedes Horn tauglich und daß es aus dem
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[98/0120] gewicht fehlt und ſomit jede nöthige Thatkraft zugleich. Aber ſagen Sie mir noch etwas von Ihrem Pfeil und Bogen. Alſo einen Pfeil haben Sie ſich aus Brabant mitgebracht? Ich möchte ihn ſehen!“ Er iſt längſt verloren, erwiederte ich. Aber ich hatte ihn ſo gut in Gedanken, daß es mir gelungen iſt, ihn wieder herzuſtellen, und zwar ſtatt des Einen ein ganzes Dutzend. Das war aber gar nicht ſo leicht als ich mir dachte, und ich habe dabei allerlei vergebliche Verſuche gemacht und allerlei Mißgriffe gethan, aber eben dadurch endlich auch allerlei gelernt. Zuerſt kam es auf den Schaft an, und zwar, daß dieſer gerade ſey und nach einiger Zeit ſich nicht werfe; ſodann, daß er leicht ſey und zugleich ſo feſt, daß er bei dem Anprallen an einen harten Gegenſtand nicht zerſplittere. Ich machte Verſuche mit dem Holz der Pappel, dann der Fichte, dann der Birke; aber es erwies ſich Alles in einer oder der anderen Hinſicht als mangelhaft und war nicht das, was es ſeyn ſollte. Dann machte ich Ver¬ ſuche mit dem Holz der Linde, und zwar aus einem ſchlanken, gerade gewachſenen Stammende, und ich fand durchaus was ich wünſchte und ſuchte. Ein ſolcher Pfeilſchaft war leicht, gerade, und feſt wegen ſehr feiner Faſer. Nun war das Nächſte, das untere Ende mit einer Hornſpitze zu verſehen; aber es zeigte ſich bald, daß nicht jedes Horn tauglich und daß es aus dem Kerne geſchnitten ſeyn müſſe, um beim Schuß auf einen

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/120>, abgerufen am 24.11.2024.